Mit seinem aktuellen Rating und einem Belastungstest hat das Analysehaus Morgen & Morgen die Branche unter die Lupe genommen. Konkret sollte ermittelt werden, wie gut sich die einzelnen Unternehmen in dieser angespannten Marktsituation behaupten konnten.

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Morgen & Morgen verbaut Belastungstest im LV-Rating

Im Vergleich zur Auswertung aus dem Vorjahr hat sich einiges im Rating-Verfahren geändert. Denn in diesem Jahr ist unter anderem der bisher separat geführte Belastungstest Teil des Gesamtratings. Der Belastungstest, der bereits 2008 eingeführt wurde, sollte die Unternehmen hinsichtlich Solvabilität und damit der Krisenfestigkeit in der Zukunft beurteilen. Dazu werden die Bedeckungsquoten der gesetzlich vorgeschriebenen SFCR nach Solvency II sowie weitere vom Versicherer zur Verfügung gestellte Daten betrachtet.

„Weit bevor überhaupt Zahlen zu Solvency II vorlagen, haben wir das Thema aufgegriffen und den Markt bewertet. Dazu haben wir vertrauliche Daten direkt bei den Versicherern abgefragt“, blickt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik bei Morgen & Morgen zurück. Leider war die Auswertung in den letzten Jahren recht unbefriedigend. So hatten in der Auswertung aus dem Jahr 2021 von den angefragten 75 Unternehmen insgesamt 26 Gesellschaften und damit knapp ein Drittel der Unternehmen schlicht nicht teilgenommen. Von den restlichen 49 Unternehmen erhielten 33 Unternehmen ein "Ausgezeichnet", 14 Unternehmen ein "Sehr gut" und zwei Unternehmen haben "Bestanden".

Aber nicht nur die Hochzeit mit dem Belastungstest ist neu. Auch die Systematik der Bewertung wurde überarbeitet. Dadurch gibt es neben einer Gesamtbewertung nun die drei Teilratings: Erfolg, Bestand und Sicherheit. Im Teilrating Erfolg sind es Kennzahlen zur Garantiebelastung, die Zins-Überschussquote und die Zins-Risiko-Überschussquote und im Teilrating Sicherheit wurden die Solvency II-Quoten, die ursprünglich im M&M Belastungstest betrachtet wurden, aufgenommen. Überdies sei auch am Verfahren der Punktevergabe geschraubt worden. Anstelle der bisher verwendeten relativen Punktevergabe anhand der Normalverteilung sei auf ein Benchmark-Verfahren umgestellt worden. Dadurch sollen Besonderheiten bei den einzelnen Kennzahlen flexibler berücksichtigt werden können.

Die Änderungen seien auch im Austausch mit der Branche entstanden. So heißt es im Vorwort der Ratingdokumentation: "An dieser Stelle bedanken wir uns ausdrücklich für die Bereitschaft vieler Versicherer, durch konstruktiv kritische Diskussionsbeiträge die neuen Marktgegebenheiten kontrovers aber stets sachlich von vielen Seiten bzw. Sichtweisen zu beleuchten."

Drei Teilratings und mehr Bilanzkennzahlen

Anhand der letzten fünf Jahre (2017-2021) wurden hierfür 13 Bilanzkennzahlen herangezogen. Hierzu seien die Bilanzen sowie die Gewinn-und Verlustrechnungen der einzelnen Unternehmen durchleuchtet worden. Diese wurden in die drei Kategorien Erfolgs-, Bestands- und Sicherheitsgrößen aufgeteilt. Dabei hatten die Erfolgs- und Sicherheitsgrößen das größte Gewicht. Denn sie hätten jeweils fast die Hälfte (45 Prozent) der Bewertung ausgemacht. Die Bestandsgrößen seien dagegen nur mit zehn Prozent gewichtet worden. In der vergangenen Analyse waren es noch neun Kennzahlen. Dabei hatten die Ertragsgrößen mit 47,5 Prozent das größte Gewicht. Die Bestands- sowie die Sicherheitsgrößen waren mit 15 Prozent beziehungsweise mit 37,5 Prozent gewichtet worden.

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Im Rating wurde unter anderem bewertet, wie hoch die Abschlusskosten eines Versicherers sind, wie viel Rückstellungen für die Versicherten angespart wurden, um Beitragssteigerungen aufzufangen (RFB-Quote) und wie hoch die Nettoverzinsung der Verträge ausfällt. Aber auch Kennzahlen wie die Verwaltungskosten- und die Normalstornoquote seien in die Auswertung eingeflossen. Mit dem Rating will das Unternehmen aus Hofheim im Taunus Aussagen über die wichtigsten Aspekte der Versicherer treffen: Kosten, Solidität und Wachstum.

Morgen & Morgen: 15 Versicherer mit fünf Sternen ausgezeichnet

„Aufgrund der Neuerungen ist die diesjährige Verteilung im Ratingergebnis nicht mit dem Vorjahresergebnis vergleichbar. Daher möchten wir aus unseren Analysen heraus betonen, dass sich der Markt insgesamt im Vergleich zum Vorjahr weiterhin sehr stabil zeigt und keiner großen Veränderung unterliegt“, betont Saal.

Für den aktuellen Jahrgang des Ratings seien insgesamt 63 Unternehmen bewertet worden. Das sind vier mehr als im Ratingjahrgang 2021. Im Zuge der neuen Systematik hätten nun ebenfalls Versicherer bewerten werden können, die aufgrund ihrer besonderen Bestandsstruktur bisher in der alten Bewertungssystematik unberücksichtigt blieben.

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Trotz der betonten Unvergleichbarkeit der Ratingergebnisse fällt auf, dass die Bewertungsergebnisse insgesamt besser ausfallen. Während in 2021 noch 19 Unternehmen eine "schwache" oder "sehr schwache" Bewertung erhielten, gibt es in diesem Jahr keine Gesellschaft mit einer "sehr schwachen" Benotung. Im vergangenen Jahr erhielten mit CosmosDirekt, Credit Life, Provinzial NordWest, Targo und VPV noch fünf Versicherern nur ein Sternchen und damit eine "sehr schwach" Einstufung. Gleichzeitig erhielten acht Unternehmen die Bestnote. Anno 2022 konnte Morgen & Morgen in Summe 15 mal die Höchstbenotung von fünf Sternen vergeben, und das bedeutet ein „ausgezeichnet“. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Spitzengruppe damit fast verdoppelt. Über die beste Bewertung freuen sich Allianz, Basler, Delta Direkt, Deutsche Ärzteversicherung, Europa, Hannoversche, Ideal, InterRisk, LV1871, myLife, Öfftl. Braunschweig, Swiss Life, WGV, Württembergische und WWK.

Gleichzeitig explodierte die Zahl der Versicherer mit vier Sternchen. Denn immerhin 32 Versicherer erhielten diese Auszeichnung zugesprochen und damit eine „sehr gute“ Bewertung. Zu diesen Gesellschaften zählen Alte Leipziger, Axa, Barmenia, Bayern-Versicherung, Canada Life, Condor, Continentale, DEVK Eisenbahn, Dialog, Die Bayerische, Direkte Leben, DLVAG, Ergo Vorsorge, Generali Deutschland, Gothaer, HanseMerkur, Helvetia, Inter, Itzehoer, LVM, neue leben, Nürnberger, Öfftl. Sachsen-Anhalt, Provinzial Rheinland, R+V, R+V a.G., Stuttgarter, SV Sachsen, uniVersa, VGH, Volkswohl Bund sowie Zurich. Im 2021er Rating hatten sich noch 14 Unternehmen auf dem zweiten Platz getummelt. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Im Mittelfeld finden sich statt 18 nur noch 11 Versicherer wieder. So wurden CosmosDirekt, Debeka, DEVK, HDI, Huk-Coburg, Mecklenburgische, Münchener Verein, Öfftl. Oldenburg, SparkassenVersicherung, Targo und VPV mit 3 Sternchen bewertet. Genau 7,9 Prozent der 63 untersuchten Unternehmen musste sich nach der Interpretation von Morgen & Morgen mit einer unterdurchschnittlichen Bewertung begnügen. Das sind immerhin fünf Versicherer. Mit zwei Sternchen ("schwach") Vorlieb nehmen mussten Concordia oeco, Credit Life, PB Leben, Provinzial NordWest und VRK. Eine "sehr schwache" Benotung gab es in diesem Jahr nicht. Diese Bewertung gibt es nur in den Teilratings.

Die Teilratings im Überblick

Im Teilrating Erfolg erhielten 13 Versicherer fünf Sterne. Jeweils 18 Gesellschaften wurden mit vier beziehungsweise drei Sternen bedacht. Neun Unternehmen wurden mit zwei Sternen bewertet. Fünf Versicherer zeigen sich sehr schwach und erhalten nur einen Stern. Zu diesen Unternehmen gehören Credit Life, Mecklenburgische, Provinzial NordWest,Targo und VRK. „Insgesamt zeigen sehr viele Gesellschaften eine stabile Kostensituation auf. Zudem können wir eine positive Tendenz bei den leicht angestiegenen Überschussquoten feststellen,“, zeigt Saal den aktuellen Stand auf.

Das Ergebnis im Teilrating Bestand zeigt 15 top bewertete Gesellschaften, gefolgt von 11 Versicherern, die mit vier Sternen bewertet sind. 17 erhalten eine durchschnittliche Bewertung, 13 sind schwach bewertet und sieben Versicherer erreichen nur eine sehr schwache Bewertung. Zu den Gesellschaften mit lediglich einem Stern zählen Barmenia, Credit Life, DEVK, HanseMerkur, Targo, WWK sowie Zurich.

In diesem Jahr erhielten im Teilrating Sicherheit 47 Gesellschaften eine Fünf-Sterne-Bewertung. Sieben Versicherer sind mit vier Sternen bewertet, sechs Versicherer mit einer durchschnittlichen Bewertung und drei Gesellschaften sind schwach bewertet. Sehr schwach erhält kein Versicherer.

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