Mit seinem aktuellen Rating und einem Belastungstest hat das Analysehaus Morgen & Morgen die Branche unter die Lupe genommen. Konkret sollte ermittelt werden, wie gut sich die einzelnen Unternehmen in dieser angespannten Marktsituation behaupten konnten.

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Morgen & Morgen sieht leichte Verbesserung im LV-Rating

Im Vergleich zur Auswertung aus dem Vorjahr hat sich im Rating-Verfahren diesmal nichts geändert. In vergangenen Jahr war unter anderem der bis dahin separat geführte Belastungstest zum Teil des Gesamtratings geworden. Der Belastungstest, der bereits 2008 eingeführt wurde, sollte die Unternehmen hinsichtlich Solvabilität und damit der Krisenfestigkeit in der Zukunft beurteilen. Dazu werden die Bedeckungsquoten der gesetzlich vorgeschriebenen SFCR nach Solvency II sowie weitere vom Versicherer zur Verfügung gestellte Daten betrachtet. Leider war die Auswertung in den letzten Jahren recht unbefriedigend. So hatten in der Auswertung aus dem Jahr 2021 von den angefragten 75 Unternehmen insgesamt 26 Gesellschaften und damit knapp ein Drittel der Unternehmen schlicht nicht teilgenommen. Von den restlichen 49 Unternehmen erhielten 33 Unternehmen ein "Ausgezeichnet", 14 Unternehmen ein "Sehr gut" und zwei Unternehmen haben "Bestanden".

Ebenfalls geändert wurde in 2022 die Systematik der Bewertung. Neben einer Gesamtbewertung gibt es nun die drei Teilratings: Erfolg, Bestand und Sicherheit. Im Teilrating Erfolg sind es Kennzahlen zur Garantiebelastung, die Zins-Überschussquote und die Zins-Risiko-Überschussquote und im Teilrating Sicherheit wurden die Solvency II-Quoten, die ursprünglich im M&M Belastungstest betrachtet wurden, aufgenommen. Überdies war auch am Verfahren der Punktevergabe geschraubt worden. Anstelle der bisher verwendeten relativen Punktevergabe anhand der Normalverteilung sei auf ein Benchmark-Verfahren umgestellt worden. Dadurch sollen Besonderheiten bei den einzelnen Kennzahlen flexibler berücksichtigt werden können.

Drei Teilratings und mehr Bilanzkennzahlen

In der aktuellen Auswertung wurden anhand der letzten fünf Jahre (2018-2022) 13 Bilanzkennzahlen herangezogen. Hierzu seien die Bilanzen sowie die Gewinn-und Verlustrechnungen der einzelnen Unternehmen durchleuchtet worden. Diese wurden in die drei Kategorien Erfolgs-, Bestands- und Sicherheitsgrößen aufgeteilt. Dabei hatten die Erfolgs- und Sicherheitsgrößen das größte Gewicht. Denn sie hätten jeweils fast die Hälfte (45 Prozent) der Bewertung ausgemacht. Die Bestandsgrößen seien dagegen nur mit zehn Prozent gewichtet worden.

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Im Rating wurde unter anderem bewertet, wie hoch die Abschlusskosten eines Versicherers sind, wie viel Rückstellungen für die Versicherten angespart wurden, um Beitragssteigerungen aufzufangen (RFB-Quote) und wie hoch die Nettoverzinsung der Verträge ausfällt. Aber auch Kennzahlen wie die Verwaltungskosten- und die Normalstornoquote seien in die Auswertung eingeflossen. Mit dem Rating will das Unternehmen aus Hofheim im Taunus Aussagen über die wichtigsten Aspekte der Versicherer treffen: Kosten, Solidität und Wachstum.

Morgen & Morgen: 19 Versicherer mit fünf Sternen ausgezeichnet

Für den aktuellen Jahrgang des Ratings seien insgesamt 63 Unternehmen bewertet worden. Und: Auch in diesem Jahr fallen die Bewertungsergebnisse im Gesamtrating insgesamt besser aus. Während in 2022 noch fünf Unternehmen eine "schwache" Bewertung erhielten, gibt es in diesem Jahr nur noch vier Gesellschaft mit dieser Benotung. 2021 hatten mit CosmosDirekt, Credit Life, Provinzial NordWest, Targo und VPV noch fünf Versicherern sogar nur ein Sternchen und damit eine "sehr schwach" Einstufung. Doch "sehr schwache" Noten hatte es letztes Jahr schon nicht gegeben und die gibt es auch anno 2023 nicht.

Im Aktuellen Rating konnte Morgen & Morgen in Summe 19 mal die Höchstbenotung von fünf Sternen vergeben, und das bedeutet ein „ausgezeichnet“. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Spitzengruppe damit um vier Unternehmen vergrößert. Über die beste Bewertung freuen sich Allianz, Baloise , Deutsche Ärzteversicherung, DEVK Eisenbahn, die Bayerische, Europa, Hannoversche, HanseMerkur, Ideal, Inter, InterRisk, LV1871, myLife, Öfftl. Braunschweig, Swiss Life, uniVersa, Volkswohl Bund, WGV und WWK.

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Gleichzeitig verringert sich die Zahl der Versicherer mit vier Sternchen. Denn immerhin statt 32 Versicherern erhielten nur 26 Gesellschaften diese Auszeichnung zugesprochen und damit eine „sehr gute“ Bewertung. Zu diesen Gesellschaften zählen Alte Leipziger, Axa, Canada Life, Condor, Continentale, Delta Direkt, DEVK, Dialog, Direkte Leben, DLVAG, Ergo Vorsorge, Generali Deutschland, HDI, Helvetia, LVM, Münchener Verein, neue leben, Nürnberger, Provinzial Rheinland, R+V, R+V a.G., Stuttgarter, SV Sachsen, VGH, Württembergische sowie Zurich. Im 2021er Rating hatten sich noch 14 Unternehmen auf dem zweiten Platz getummelt. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Im Mittelfeld finden sich statt elf dafür 14 Versicherer wieder. So wurden Barmenia, Bayern-Versicherung, CosmosDirekt, Debeka, Gothaer, Huk-Coburg, Itzehoer, Mecklenburgische, Öfftl. Oldenburg, Öfftl. Sachsen-Anhalt, SparkassenVersicherung, Targo, VPV und vrk Lebensversicherung mit 3 Sternchen bewertet. Genau 6,3 Prozent der 63 untersuchten Unternehmen musste sich nach der Interpretation von Morgen & Morgen mit einer unterdurchschnittlichen Bewertung begnügen. Das sind immerhin vier Versicherer. Mit zwei Sternchen ("schwach") Vorlieb nehmen mussten Concordia oeco, Credit Life, LPV Leben und Provinzial NordWest. Eine "sehr schwache" Benotung gab es in diesem Jahr nicht. Diese Bewertung gibt es nur in den Teilratings.

Die Teilratings im Überblick

Im Bereich der Erfolgskennzahlen zeigt sich aktuell durch einen Rückgang im Neugeschäft ein Anstieg der Kostenquoten, besonders bei den Abschlusskosten. Der Zinsanstieg führt insgesamt zu einem Rückgang der Bewertungsreserven. Gleichzeitig konnte die Zinszusatzreserve um mehr als drei Milliarden Euro verringert werden. „Trotz turbulentem Kapitalmarktumfeld besteht noch kein Grund zur Sorge, das zeigt die im Schnitt leicht angestiegene Zins-Überschussquote. Das Zusammenspiel von sinkenden Kapitalerträgen und verminderten Anforderungen aus Garantien und Zinszusatzreserve lässt die Versicherer also besser als im Vorjahr die Rechnungszinsanforderungen finanzieren“, zeigt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik bei Morgen & Morgen, den aktuellen Stand auf.

Im Teilrating Erfolg erhielten 17 Versicherer fünf Sterne. Zwölf beziehungsweise 19 Gesellschaften wurden mit vier beziehungsweise drei Sternen bedacht. Neun Unternehmen wurden mit zwei Sternen bewertet. Sechs Versicherer zeigen sich sehr schwach und erhalten nur einen Stern. Zu diesen Unternehmen gehören Credit Life, Huk-Coburg, Mecklenburgische, Provinzial NordWest,Targo und VRK.

Der Bestand weist für das Jahr 2022 einen negativen Trend aus. Der aktuelle Rückgang des Neugeschäfts spiegelt sich an einer deutlich gesunkenen Wachstumsquote wieder. Auch die Stornoquote stieg leicht an. „Die anhaltende Inflation sowie die attraktiver werdende Situation am Kapitalmarkt sind eine Herausforderung für das Neugeschäft und die Bestandspflege der Versicherer“, ordnet Saal ein.

Das Ergebnis im Teilrating Bestand zeigt 13 top bewertete Gesellschaften, gefolgt von acht Versicherern, die mit vier Sternen bewertet sind. 21 erhalten eine durchschnittliche Bewertung, 16 sind schwach bewertet und fünf Versicherer erreichen nur eine sehr schwache Bewertung. Zu den Gesellschaften mit lediglich einem Stern zählen Barmenia, Credit Life, Targo, WWK sowie Zurich.

Im Bereich der Sicherheit sind die Versicherer, laut Morgen & Morgen, gut aufgestellt. Auch wenn die Bewertungsreserven sich in stille Lasten umgewandelt haben, so bleibt die Eigenmittelquote stabil. Die Quote der Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Durch den Anstieg der SCR-Bedeckungsquoten nach Solvency II schaffen die meisten Versicherer nun die aufsichtsrechtlichen Hürden auch ohne Erleichterungen bei der Berechnung der Quote. „Im Bereich der Sicherheit und Solvabilität ist die Lage der Versicherer, den Kennzahlen nach zu urteilen, weiterhin als stabil zu bewerten“, betont Saal.

In diesem Jahr erhielten im Teilrating Sicherheit 50 Gesellschaften eine Fünf-Sterne-Bewertung. Acht Versicherer sind mit vier Sternen bewertet, zwei Versicherer mit einer durchschnittlichen Bewertung und zwei Gesellschaften sind schwach bewertet. Eine "sehr schwache" Bewertung erhält mit der CosmosDirekt lediglich ein Versicherer.

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