Versicherungsbote: Ihr Einstieg in die Versicherungs- und Finanzanlagenvermittlung wurde davon begünstigt, dass Ihr Vater und Ihr Onkel bereits in der Branche tätig sind. Was genau konnten Sie sich von den beiden abschauen?

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Tim Hunger: Ich würde behaupten: alle Fähigkeiten, die es braucht, um in diesen Beruf erfolgreich zu werden – angefangen vom Auftreten in Kundengesprächen über Kenntnisse einzelner Finanzprodukte und ein Verständnis der Branche.

Das gute daran: Dadurch, dass es eine starke familiäre Bindung gibt, konnte ich meinen Vater 24/7 mit Fragen „nerven“, um schnell ein Verständnis für alles zu bekommen. Unabhängig von dem Fachwissen konnte ich mir auch das Unternehmertum von beiden abschauen, um den Schritt in die Selbstständigkeit erfolgreich zu meistern. Letzten Endes kann man festhalten, dass ich beiden unwahrscheinlich dankbar bin.

Sie wollten eigentlich Fußballprofi werden – bis eine schwere Verletzung Sie zurückwarf. Inwieweit helfen Ihnen die Erfahrungen aus dem Leistungssport heute dennoch?

Der Leistungssport und besonders meine einstigen Trainer haben mich viele wichtige Tugenden gelehrt – seien es Ehrgeiz, Zielstrebigkeit oder Durchhaltevermögen. 
Ich denke: Die wichtigste Erfahrung im Leistungssport und auch heute noch ist der Umgang mit Rückschlägen. Damals waren es Verletzungen, heute sind es geplatzte Aufträge. Gerade an diesen Punkten muss man weitermachen und nicht den Kopf in den Sand stecken.

Ihr Instagram-Account ist mit über 12.000 Followern sehr erfolgreich. Haben Sie sich das dafür notwendige Know-how selbst beigebracht oder gab es eine Art Coaching?

Tatsächlich habe ich ein Coaching in Form eines Selbststudiums gebucht, um Grundkenntnisse für die einzelnen Plattformen zu bekommen. Allerdings habe ich mir das meiste Wissen selbst „gelehrt“, indem ich Dinge ausprobiert habe und Inspiration von anderen gesucht habe. Wichtig für den Erfolg ist jedoch, mir treu zu bleiben und mich nicht zu verstellen. Und ganz wichtig im Bereich Social Media ist auch, dass man alles mit Leidenschaft macht. Wer keine Begeisterung dafür aufbringen kann, dem würde ich raten, die Sache sein zu lassen.

Wie viel Zeit wenden Sie täglich zur Pflege Ihrer Accounts auf und welche Ausrüstung nutzen Sie?

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Ich schaue da, ehrlich gesagt, nicht auf die Uhr. Jedoch würde ich behaupten: mit allem drumherum – Storys, dem Erstellen von Beiträge und Reels, dem Interagieren mit Fans – mindestens zwei Stunden. Meine Ausrüstung besteht aus einem Handy, einer Sony Kamera, einem Rode Mikrofon, aus Leuchtringen und einem Stativ.

...wichtig, auf Augenhöhe zu kommunizieren

Sie vergleichen auf Ihrem Account zum Beispiel Unfallversicherungen. Man sieht – natürlich datenschutzkonform – welche Eingaben Sie machen. Wer schaut sich so etwas an? Können Sie beispielhaft einige Zuschauer-Reaktionen nennen?

Insgesamt habe ich am Tag über 1.200 Storyviews. Gerade, wenn ich beispielhafte Fälle in meinen Storys zeige, reagieren recht viele Menschen darauf – seien es Berater oder auch Interessenten. Oftmals werden dann dazu Fragen gestellt. Oder der eine oder andere bucht daraufhin einen Beratungstermin.

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Worauf sollten Vermittler bei der Ansprache jüngerer Menschen achten?

Sie sollten auf jeden Fall nicht das klassische „Versicherungsfuzzi“-Auftreten an den Tag legen. Wichtig ist stattdessen, auf Augenhöhe zu kommunizieren und sich nicht zu verstellen – einfach man selbst zu sein. UND aus meiner Sicht wichtig ist – immer – das „DU“.

Verschiedene Marktuntersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass junge Menschen sehr offen für Aktien und Geldanlage sind. Teilen Sie diese Einschätzung?

Definitiv! Die Offenheit der Kunden zu diesem Thema hat sich in den letzten Jahren extrem zum Positiven entwickelt, wobei es dennoch in Deutschland Nachholbedarf im Bereich finanzielle Bildung gibt. Genau aus dem Grund betreibe ich meinen Instagram-Account: um gerade die jüngere Generation über Versicherungen und Finanzen aufzuklären.

Was zeichnet diese Zielgruppe noch aus?

Sie ist super leicht über die sozialen Medien erreichbar. Es ist natürlich kein Geheimnis, dass die jungen Menschen, zeitlich gesehen, beste Voraussetzungen haben, vorzusorgen.
Des Weiteren fällt mir auf, dass diese Generation bereit ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, sie offen für neue Wege ist und sich mit Aktien, ETFs oder Fonds beschäftigen will.

Sie schreiben, eine Geldanlage sei immer so individuell, wie der Mensch dahinter. Trifft das auch auf ETFs zu, die Sie auch empfehlen?

Absolut! Nicht alle haben die gleiche Risikobereitschaft. Anlagezeiträume sind unterschiedlich, aber auch die Interessen – sei es beispielsweise die Digitalisierungsbranche, Nachhaltigkeit oder Pharmazie. Wir alle verfolgen unterschiedliche Anlageziele. Und deswegen sollte auch jeder Anleger individuell behandelt und beraten werden.

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Die Fragen stellte Michael Fiedler

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