Sollen Rentenniveau und Renteneintrittsalter unverändert bleiben, wie es die Bundesregierung plant, bleiben nur Beitragssteigerungen und höhere Bundeszuschüsse zur Finanzierung der Rentenkasse. „Das sollte man offen sagen“, findet Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

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Im Interview mit dem Versicherungsmagazin macht der Verbandsfunktionär deutlich, dass die 1. Säule allein die zukünftige Last der Alterssicherung nicht tragen kann. An einer Stärkung der betrieblichen und privaten Altersvorsorge führe deshalb kein Weg vorbei, so Asmussen.

Das sieht der Gesetzgeber ähnlich und plant deshalb die Einführung einer sogenannten Aktien-Rente. Damit soll der Einstieg in die Kapitaldeckung auch in der 1. Säule der Altersvorsorge gelingen. Grundsätzlich ein richtiger Schritt, findet Asmussen. Doch er käme zu spät und sei mit 10 Milliarden Euro Anschubfinanzierung auch zu klein. Mit einer Beteiligung der Versicherungswirtschaft an der Aktien-Rente rechnet Asmussen nicht: „Im Unterschied zur ursprünglichen Idee der Aktienrente soll es hier keine individuelle Kapitalbildung mit eigenen Rechtsansprüchen der Kunden geben. Der Begriff Aktienrente taucht im Koalitionsvertrag deshalb auch nicht mehr auf. Versicherungsverträge kommen für eine kollektive Finanzreserve der gesetzlichen Rente wohl eher nicht in Betracht.“

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Das dürfte einige Verbraucherschützer freuen, die sich dafür stark gemacht haben, dass Altersvorsorge ohne Versicherungswirtschaft funktionieren soll (Versicherungsbote berichtete). Deren Hauptargument: Sie halten die bisherige staatlich geförderte Altersvorsorge für gescheitert. Insbesondere die Riester-Rente sei zu teuer.

Riester-Rente: „Wir brauchen einen neuen Namen“

Doch die Versicherungswirtschaft weigert sich, dafür die ‚Alleinschuld‘ zu übernehmen und verweist u.a. auf die Zulagenstelle. Allein zur Verwaltung der Riester-Zulagen würden dort rund 1.000 Beschäftigte arbeiten, so Asmussen. Es bräuchte weniger Bürokratie und mehr voll digitale Prozesse.

Riester-Rente: „Wir brauchen einen neuen Namen“

Zwar würde die Zulagenstelle nun das Verfahren ändern, so dass die fast eine Million Zulagenrückbuchungen pro Jahr zu einem Großteil entfallen würden, so Asmussen. Doch in den vergangenen acht Jahren passierte praktisch nichts, um die Riester-Rente zu reformieren, stellt Asmussen fest. Die ‚Brandbriefe‘ von Branchenverbänden blieben wirkungslos.

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An einem der damals formulierten Änderungsvorschläge hält der Verband weiterhin fest: Die Flexibilisierung der 100 Prozent-Beitragserhaltungsgarantie. Sie sei der Schlüssel dafür, wieder zu einem breiten und wettbewerbsintensiven Anbieterfeld zurückzukommen, so Asmussen. Soll so ein Neustart in der staatlich geförderten Altersvorsorge gelingen, wäre laut Asmussen noch etwas wichtig: „Ich denke, wir brauchen am Ende auch einen anderen Namen“, so Funktionär.

Die Berichterstattung über die Riester-Rente wurde aus Reihen der Versicherungswirtschaft immer wieder als unausgewogen und zu negativ dargestellt. Diesen ‚Reputationsschaden‘ hält der GDV offenbar für zu groß.

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