Die Pläne der Koalition, eine Aktien-Rente mit 10 Milliarden Euro zu finanzieren, waren auf geteiltes Echo gestoßen. Von ‚Feigenblatt‘ und ‚Tropfen auf den heißen Stein‘ war die Rede. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) führte Johannes Vogel aus, dass es sich dabei um einen ersten Schritt handle, dem weitere folgen würden. „Eine Einmalbefüllung reicht natürlich nicht aus“, so der stellvertretende FDP-Vorsitzende.

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Ein weiterer Vorwurf, der von Kritikern der Aktien-Rente vorgebracht wird, ist, dass das neue Modell der in Rente gehenden Baby-Boomer-Generation nicht helfen würde. Dieser Einwand fand sich so zwar nicht im FAZ-Interview. Aber Michael Heinz, Präsident des Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), formulierte ihn kurz vor dem Interview ebenfalls in der FAZ.

Vogel hingegen betont die langfristigen Effekte der Aktien-Rente. Ein einzelnes Instrument allein wäre ohnehin nicht ausreichend, um sich der Herausforderung ‚demographiefeste Altersvorsorge‘ zu stellen, so Vogel. Das würde sich auch in den drei zentralen Anliegen widerspiegeln, die sich die Ampel-Koalition für diese Legislatur vorgenommen hat.

Im Interview beschreibt Vogel diese Vorhaben so:

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  1. Wiedereinführung des Nachholfaktors, der für Generationengerechtigkeit wichtig sei und sich zu Milliardenbeträgen summiert würde.
  2. Einstieg in eine teilweise Kapitaldeckung der gesetzlichen Rente, erstmalig nach 1957.
  3. Einwanderungspolitik mit Punktesystem à la Kanada.

Sorge wegen ‚Klumpenrisiko‘ hält Vogel für „unberechtigt“

Vogel wird auch gefragt, inwieweit ein deutscher Staatsfonds die Verhältnisse auf dem Kapitalmarkt verändern würde. Hinter der Frage verbirgt sich die Sorge vor dem sogenannten ‚Klumpenrisiko‘: Ein Staatsfonds für ein Land wie Deutschland würde enorme Summen bündeln - und die Bewegung dieser Summen kann Verwerfungen auslösen. Solche Bedenken hält Vogel für „unberechtigt“. Schließlich werde der Kapitalstock ja Schritt für Schritt befüllt, so der FDP-Politiker. Den großen kumulierten Geldsummen hält er die Chancen entgegen: „Es geht bei globaler Geldanlage ja um die Potentiale der Menschheit. Das Kapital wird eine Anlagemöglichkeit in vernünftiger Wertschöpfung finden.“

Der Überlegung, die Aktienrente auch für Nachhaltigkeitsziele einzusetzen, erteilte Vogel eine Absage. Instrumente wie die Aktien-Rente dürfe man nicht mit zu vielen Zielen überfrachten. Ziel müsse der langfristige Vermögensaufbau zur Altersvorsorge bleiben, so Vogel. Gleichwohl sollte das Fondsmanagement mit Freiheiten ausgestattet sein. Der FDP-Politiker bringt es auf diese Formel: „Die Politik gibt ein Ziel vor, Profis entscheiden frei, wie sie anlegen.“

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Mit oder ohne Versicherungswirtschaft?

Die geplante Stärkung der gesetzlichen Rente durch Kapitaldeckung rief aber auch jene auf den Plan, die sich Altersvorsorge ohne Versicherungswirtschaft erhoffen (Versicherungsbote berichtete).

In diesem Zusammenhang ist folgender Satz aus dem Interview mit Johannes Vogel sicherlich wichtig: „In der betrieblichen und privaten Altersvorsorge brauchen wir Produktvielfalt, die Angebote sollten noch einfacher und transparenter werden und, wir müssen Produkte mit höherem Ak­tienanteil erst einmal zuzulassen.“

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Ein Satz, der sich beinahe wie eine Antwort an GDV-Präsident Wolfgang Weiler liest. Weiler sagte auf der GDV-Jahrespressekonferenz: „Für die betriebliche und die private Altersversorgung geht es vor allem darum, Freiraum zu schaffen – Raum für breitere Anlagemöglichkeiten, Raum für mehr Renditechancen. Aus unserer Sicht setzt dies voraus, dass Garantien mit Augenmaß gelockert werden.“

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