Christian Dürr, stellvertretende Fraktionsvize der FDP und deren rentenpolitische Sprecher Johannes Vogel, entwickelten gemeinsam einen Vorschlag, der die Altersvorsorge in Deutschland ‚enkelfit‘ machen soll. Das zentrale Element des Konzepts ist die Einführung einer ‚gesetzlichen Aktienrente‘, mit der Versicherte an Renditen partizipieren sollen, die sich bei einer breit diversifizierten Anlage auf den internationalen Kapitalmärkten erzielen lassen (Versicherungsbote berichtete).

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Die FDP betont in ihrem Konzept-Papier, dass niemand mehr Geld aufwenden müsse als heute und dass gerade Menschen mit geringen Einkommen so „erstmals von den Chancen der globalen Aktienmärkte profitieren“ würden.

Mit der Prüfung ihres Konzepts beauftragten die Liberalen Prof. Dr. Martin Werding von der Ruhr-Universität Bochum. Werding ist im politischen Berlin kein Unbekannter und führt bereits seit vielen Jahren die Tragfähigkeitsberechnungen für das Bundesministerium der Finanzen durch.

Auskömmliche Rente nicht über Umlagefinanzierung

Ein Resümee des Professors: „Auskömmliche Renten können wir nicht mehr über das Umlageverfahren finanzieren.“ Um die Vorschläge der FDP umzusetzen sind aber ‚vorübergehend erhöhte Bundesmittel‘ für die gesetzliche Rentenversicherung nötig. Also genau das, was die FDP eigentlich verhindern will. Dennoch, so die Studie, würde der Schuldenstand des Bundes von derzeit über 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis in die 2040er Jahre auf etwas über 30 Prozent sinken und bis 2060 unter 40 Prozent. Ohne Reform würde der Schuldenstand auf über 50 Prozent steigen, so die Wissenschaftler aus Bochum. Unterstellt man - wie in der Studie - dass die Reform bereits 2022 umgesetzt würde, erweist sich 2060 als jenes Jahr, in dem das FDP-Konzept seine volle Wirkung entfalten würde. Dann nämlich hätten die Zugangsrentner während ihrer gesamten Erwerbsphase Einzahlungen in die Aktienrente getätigt. Weiter heißt es in der Studie: „Die Belastung der aktiven Versicherten durch Beiträge für das Gesamtsystem der gesetzlichen Altersvorsorge – die umlagefinanzierte GRV und die gesetzliche Aktienrente – fällt wegen der temporär finanzierten, zusätzlichen Bundesmittel zu keinem Zeitpunkt höher aus als ohne Reform. Langfristig entwickeln sich die Beitragssätze zur gesetzlichen Altersvorsorge sogar deutlich günstiger als unter dem geltenden Recht.“

Zuwanderung als Erfolgsschlüssel

Ein weiterer Punkt der Studie: Die Einwanderung von Fachkräften. Die sei ein zentraler Hebel: „Sollte es gelingen, Einwanderung in der Größenordnung von klassischen Einwanderungsländern wie Kanada oder Neuseeland zu realisieren, ließe sich das Konzept der gesetzlichen Aktienrente dauerhaft ohne Verletzung der Schuldenbremse implementieren, und Beitragssätze und Sicherungsniveau der gesetzlichen Altersvorsorge entwickeln sich nochmals günstiger als in der Basisvariante“, heißt es in den Studienergebnissen.

Das sehen auch Dürr und Vogel so. In ihrem Konzept-Papier heißt es dazu: „Die Bundesrepublik Deutschland muss sich endlich als echtes Einwanderungsland und echte Einwanderungsgesellschaft begreifen. Das ist normativ richtig und mit Blick auf unsere Gesellschaft, Wirtschaft und unsere Sozialsysteme einfach notwendig. Es haben immer noch nicht alle begriffen, wie wichtig einwandernde Fachkräfte für eine alternde Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft sind. Wir alle erhalten solide öffentliche Haushalte, in denen Investitionen in Sicherheit, Bildung und Infrastruktur nicht durch ständig steigende Rentenzuschüsse verdrängt werden.“

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Angenommen: 6,5 Prozent Rendite

Nun soll die ‚gesetzliche Aktienrente‘ ja auskömmlich sein. Um die mögliche Wertentwicklung zu berechnen, ist Prof. Dr. Werding von 6,5 Prozent p.a. ausgegangen. Eine Basis, die „verglichen mit historischen Daten auf eher moderaten Annahmen“ fußt, die sich bei einer internationalen Anlagestrategie auf Aktienbasis langfristig erreichen lässt, ist sich Prof. Werding sicher.

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