Versicherungsbote: Herr Schmalley, ein wenig überrascht es schon, dass trotz Pandemie die Zahl der Arbeitnehmer mit bKV weiter gestiegen ist, auf jetzt über eine Million. Wie erklären Sie sich das?

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Daniel Schmalley: Die Pandemie hat unseren Fokus auf das Thema Gesundheit weiter geschärft, Mitarbeiter achten vermutlich mehr denn je darauf. Zugleich wächst die Wirtschaft kräftig; der Fachkräftemangel wird schon wieder akut, und die Unternehmen müssen sich im Wettbewerb um Mitarbeiter behaupten. Hinzu kommt: Fast jeder Vierte will nach der Pandemie den Job wechseln. Das hat eine Umfrage des Portals StepStone unter rund 28.000 Arbeitnehmern ergeben. All das führt dazu, dass die bKV als Personalinstrument sehr gefragt ist, um Mitarbeiter zu motivieren, zu gewinnen oder auch um Krankenstände zu senken, die im Aufschwung oft steigen.

Trotz dieser Voraussetzungen: Die bKV gilt unter Vermittlern nicht als einfaches Geschäft.

Ich würde eher sagen: Sie ist kein schnelles, aber ein sehr gutes Geschäft. Die bKV ist ein Angebot, das Beratung und Ausdauer erfordert, sich dann aber sehr wohl lohnt. In den Firmen sind oft mehrere Stakeholder beteiligt; bis sie gemeinsam entscheiden, kann etwas Zeit vergehen. Vermittler agieren hier wie Unternehmensberater, die umfassend zu Gesundheit im Betrieb, zu Motivation der Mitarbeiter und zur praktischen Umsetzung einer bKV beraten.

Ist die bKV somit eher etwas für spezialisierte Vermittler?

Experten tun sich meist leichter; aber ich möchte auch jene Vermittler ermutigen, sich in die bKV vorzuwagen, die mit dem Thema bisher wenig Berührung hatten. Der Markt wächst und ist aus meiner Sicht noch lange nicht gesättigt. Wer die Chancen nutzen will, kann und sollte jetzt Expertise aufbauen. Teil unserer Aufgabe im Competence Center Firmenkunden der Barmenia ist es, Vermittler zu begleiten und bei Bedarf fortzubilden. Wir arbeiten mit ihnen Hand in Hand, als Partner an ihrer Seite.

Die bKV hat sich in den letzten Jahren sehr verändert – was sind hier Trends?

Die Angebote haben sich stark modernisiert. Sie sind flexibler geworden, und zumindest kann ich für die Barmenia sagen: Die bKV ist heute auch extrem verwaltungsarm. Diese und weitere Innovationen haben meines Erachtens dazu beigetragen, die Nachfrage zu erhöhen. So haben wir früh auf Telemedizin gesetzt, und aktuell sind unsere neuen Budget-Tarife sehr beliebt, die wir unter dem Namen WellYou anbieten. Mitarbeiter können dabei je nach Vereinbarung jährlich 300, 600 oder 900 Euro für gesundheitliche Zusatz-Leistungen ihrer Wahl ausgeben – ob für umfassende Vorsorge-Untersuchungen, Arzneimittel, Naturheilverfahren, den Zahnarzt, Sehhilfen oder ein Krankenhaustagegeld. Die Corona-Krise hat nun sogar dazu geführt, dass die bKV gegenüber anderen Angeboten der Betrieblichen Gesundheit einen großen Vorteil genießt…

…und der wäre?

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Sie ist örtlich und zeitlich unabhängig nutzbar. Sprich: Anders als traditionelle Gesundheitsprogramme erfordert sie keine Präsenz am selben Ort. Denken Sie hingegen an Vital-Tage in der Kantine, Massage-Angebote im Büro oder einen Yoga-Kurs direkt nach Feierabend. Betriebliche Gesundheit muss aber alle erreichen und überall funktionieren – auch im Home-Office. Andernfalls gehen die Programme an jenen vorbei, die etwa Dienstag um 17.30 Uhr nach einem Arbeitstag zuhause nicht extra ins Büro pendeln wollen, nur weil dort die Rückenschule ansteht. All das spricht ebenfalls für die bKV.

Wachsende Bedeutung von Assistance-Leistungen

Welche Rolle spielen dabei Assistance-Leistungen?

Ich denke, ihre Bedeutung wird wachsen. Denn die Assistance-Leistungen in unserem Angebot lassen sich ebenfalls sehr flexibel nahezu überall in Anspruch nehmen – etwa die kostenlose telemedizinische Beratung rund um die Uhr; ein Facharztterminservice, um frühestmöglich einen Spezialisten treffen zu können; oder die Erschöpfungsprävention, also professionelle Hilfe für den Umgang mit Stress.

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Unternehmen stellen zugleich oft eine Kosten-Nutzen-Analyse an. Wie können Vermittler hier überzeugen, dass sich eine bKV lohnt?

Erstens ist eine bKV nicht teuer. Da gibt es ganz andere Ausgaben. Zweitens relativieren sich die Kosten sehr schnell, wenn man ihnen den Aufwand für eine Personalsuche gegenüberstellt, weil man einen guten Kollegen oder eine gute Kollegin nicht halten konnte: Etwa die Ausgaben für Headhunter, den internen Zeitaufwand für Interviews, die Einarbeitungsphase eines neuen Beschäftigten. Und drittens – je nach Firma können auch andere Themen eine Rolle spielen. Zum Beispiel das Ziel, Krankenstände zu senken. Hierzu kann eine bKV durch verbesserte Vorsorge beitragen.

Die Kosten-Nutzen-Analyse fällt also positiv aus?

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Ja, und sie hilft uns sogar: Sie verhindert, dass wir mit der bKV in die Smoothie-Ecke geraten – sprich: Dass man uns so wahrnehmen würde wie jedes andere nette Extra, beispielsweise Fruchtsäfte im Büro-Kühlschrank. Übrigens: Ich mag Smoothies. Aber eine bKV ist ein handfestes, wichtiges und wirksames Personalinstrument. Deswegen sind auch die kompetente Begleitung und Beratung durch Vermittler so wichtig.

Besten Dank für das Gespräch, Herr Schmalley.

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