In der gesamten Versicherungsbranche gilt es die Herausforderungen der digitalen Transformation zu bewältigen. "Digitale Transformation ist eine Frage des Mindsets. Also eine Frage von Können, wollen und dürfen. Bei wollen geht es darum, ob Mitarbeiter und Vorstand wirklich eine Digitale Transformation wollen. Bei Können ist es eine Frage von Fähigkeiten, die schon da sind und aufgebaut werden müssen. Dürfen ist eine Frage des Zulassens.", sagt Udo Wilcsek, Vorstand für IT-Betriebsorganisation der ALH Gruppe. Dennoch müsse den Mitarbeitern auch ein gewisser Freiraum bei der Gestaltung gelassen werden, ohne übermäßigen Kontrollen und Micromanagement ausgesetzt zu sein.

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Um dies zu vermitteln, reicht es nicht, wenn Mitarbeiter schlichtweg auf Workshops geschickt würden. Vielmehr sei das ständige Vermitteln von Zusammenhängen, wie dem Nutzen von Changes, von entscheidender Bedeutung."Transformation ist kein Projekt es ist ein Prozess. Und wenn du kein klares Ziel hast wird es schief gehen.", verdeutlicht Wilcsek. Mindset sowie Technologien seien heute einem ständigen Wandel ausgesetzt. Die Frage danach, wann dieses Projekt beendet sei, werde somit irrelevant.

Statt klassisch top-down werde bei der ALH Gruppe auf allen Ebenen zugleich angesetzt. Dabei dürfe auch die Vorbildfunktion der Führungsetage nicht vernachlässigt werden. So fänden auch auf höchster Ebene regelmäßig Tagungen und Workshops zum Thema Transformation statt. Das aktive Vorleben einer Change-Kultur sei von großer Bedeutung, um möglichst vielen Mitarbeitern die Wichtigkeit dieser Unternehmung vor Augen zu führen. Ziel ist es, so Wilcsek weiter, mindestens drei Viertel der Mitarbeiter an Bord zu holen. Seien nicht ausreichend viele Leute bereit die Changes mitzumachen, würden die Transformationsprozesse scheitern.

Auf die Kosten dieser Transformation angesprochen, erklärt Wilcsek, dass es eine Art Glaubensfrage sei, wie viel man bereit sei in den Change-Prozess zu investieren. Bei der ALH Gruppe sei ein Maßnahmenpaket verabschiedet worden, innerhalb dessen so viele Ideen wie möglich umgesetzt werden sollen. Ob der Preis den potenziellen Nutzen rechtfertige, sei dann höchst subjektiv - das ultimative Controllingverfahren hierfür existiere noch nicht.

Bei der Frage von Jonas Piela nach den Vorteilen des Home-Office zeigt sich Udo Wilcsek zwiegespalten. Gerade die Anfangszeit unter Corona sei schwierig gewesen. Zwar habe man keinen Leistungsabfall bei der reinen Produktivität der Mitarbeiter feststellen können, doch sei bei kreativen Themen noch Luft nach oben. Eine genaue Operationalisierung der Vor- und Nachteile gestalte sich jedoch als schwierig, was das Thema Home-Office schwer bewertbar mache. Auf die Bemerkung Pielas hin, das Büro im Konzern sei auch ein Ort des sozialen Miteinanders, ergänzt Wilcsek auch den damit einhergehenden Verlust an Verbundenheit mit dem Unternehmen. Ein Konzern biete auch Heimat und einen Wohlfühlfaktor. All das falle mit einem rein Home-Office-betriebenen Konzern weg und die Hemmschwelle den Arbeitgeber zu wechseln werde niedriger.

Über den Podcast:

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Seit April 2020 veröffentlicht Jonas Piela regelmäßig Gespräche zur digitalen Transformation mit Vorständen und Managern der Versicherungswirtschaft. Sein Ziel ist, dass seine Zuhörer einem lockeren Gespräch unter Gleichgesinnten lauschen und so Ideen und Anregungen für die eigene Arbeit mitnehmen. Zu finden ist der Podcast unter anderem bei Google, Apple und Spotify sowie unter https://pielaco.com/podcast.

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