Versicherungsbote: Die Corona-Pandemie hat hierzulande vor allem Gastronomen, Restaurantbetreibern aber auch Kulturschaffenden erheblich zugesetzt. Im Bereich der Betriebsschließungsversicherung (BSV) verweigerten aber einige Versicherer die Leistungen. Auch mailo bietet eine Betriebsschließungsdeckung an. Hat Ihr Bedingungswerk aktuell Betriebsschließungen im Pandemiefall mitversichert?

Anzeige

Dr. Matthias Uebing: Die Ausnahmesituation, in der sich die Gesellschaft und die Wirtschaft national wie international befinden, ist historisch. Das Ausmaß der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen ist auch heute überhaupt noch nicht absehbar. Viele Branchen hat es bereits in der ersten Welle sehr hart getroffen. Viele europäische Länder befinden sich bereits mitten in der zweiten Welle. Und auch Deutschland, das zeigt die aktuelle Diskussion, steht vor erneuten Kontaktbeschränkungen bis hin zu einem teilweisen Lockdown. Gastronomiebetriebe trifft es wiederholt in besonderem Maße.

Versicherungen sind zentraler Bestandteil hoch entwickelter Volkswirtschaften. Die Identifikation, Bewertung und Übernahme von Risiken zählen zu den Kernaufgaben. Police, Bedingungswerk und Klauseln bilden dabei die Grundlage des Versicherungsvertrages. Im Idealfall ist für alle Beteiligten, den Kunden, den Vermittler und den Versicherer, der Umfang der Versicherung klar umrissen. Das gilt auch für Ausschlüsse. Und spätestens hier wird es sehr kompliziert.

Im Markt waren verschiedene Verfahrensweisen im Umgang mit Betriebsschließungsschäden zu beobachten. Als Anbieter dieser Deckung war natürlich auch ein Teil unseres Portfolios davon betroffen. Hier haben wir im Sinne unserer Kunden und Vermittler eine einfache und schnelle Lösung zur Regulierung umgesetzt. Wir haben die Deckung auch weiterhin im Angebot – zum jetzigen Zeitpunkt jedoch mit einem erweiterten Pandemie-Ausschluss. Uns ist es wichtiger, eine transparente Antwort zu geben, als eine werbewirksame Schein-Lösung anzubieten. Denn eine unklare Bedingungssituation ist für alle Beteiligten unbefriedigend. Selbstverständlich verfolgen wir die aktuellen Entwicklungen und Ergebnisse, die hierzu auf GDV-Ebene erarbeitet werden. Sobald Klarheit besteht, bessern wir nach – und alle Bestandskunden profitieren Dank unserer Update-Garantie von Verbesserungen.

Die juristischen Auseinandersetzungen um die Leistungspflicht sind doch Gift für den Vertrieb von Betriebsschließungsversicherungen. Was halten Sie von dem Vorschlag, dass Versicherer eine Art Solidaritätsfonds für Betroffene einrichten? Hat hier die Branche eine Chance verpasst, für ein besseres Image zu sorgen?

Eine juristische Auseinandersetzung ist gelegentlich notwendig, aber in den meisten Fällen langwierig. Für mailo war es nicht das Mittel der Wahl. Wir haben uns für eine einfache und schnelle Lösung entschieden und unseren Kunden in einer sehr schwierigen Situation unmittelbar helfen können.

Anzeige

Die aktuelle Pandemie hat eindrücklich die Grenzen des privatwirtschaftlichen Versicherbaren aufgezeigt. Natürlich verfolgen auch wir die Diskussion um eine mögliche Fondslösung, die in Ausnahmesituationen greift und für Betroffene als Sicherheitsnetz dient. Aus unserer Sicht bedarf es hier einer staatlich initiierten und gesteuerten Lösung, die Risiken in dieser Größenordnung über den Faktor Zeit ausgleicht. Vergleichbare Regelungssysteme oder „Fonds“ existieren beispielsweise bereits für Atom-, Terror- oder Pharmarisiken. Eine Lösung nach diesem Vorbild wäre nicht nur hilfreich, sondern auch langfristig sinnvoll.

Corona-Debatte verdrängt andere Risiken aus dem Bewusstsein

Sich jetzt als Vermittler „wegzuducken“ ist sicher nicht der richtige Ansatz. Wie sollten Vermittler vorgehen, um mit Gewerbekunden ins Gespräch einzusteigen?

Ganz im Gegenteil. Es braucht in dieser Zeit die Beratung und Expertise der Vermittler, die auch vor Ort beim Kunden Bewusstsein und Transparenz schaffen. Auch wenn die Betriebsschließungsthematik derzeit sehr präsent ist, betrifft es viele, aber bei weitem nicht alle Kunden. Ein Thema, das fast alle Gewerbetreibenden bewegt, sind die Umsatzeinbußen, die mit der Krise einher gehen. Der Bedarf, Kosten zu optimieren, und die Bereitschaft, bei der Anbieterwahl neue Wege zu gehen, sind so groß wie selten zuvor.

Anzeige

Bei der Prämie sparen und nicht bei den Leistungen – ein Argument, das Türen bei Gewerbetreibenden öffnet. Hier haben wir mit unseren einfachen, passgenauen und preis-leistungsstarken Produkten sehr interessante Alternativen und gute Argumente für Maklerpartner im Angebot. Und wenn die aktuelle Situation den Besuch beim Kunden unmöglich macht, bietet mailo mit den Online-Rechnern, digitalen Prozessen & Co. viele wichtige Hilfen für den „kontaktlosen“ Vertrieb und Betrieb.

Worauf sollten Vermittler achten, wenn sie jetzt BSV nutzen wollen?

Eine ganzheitliche Beratung, bei der alle Risikoaspekte beleuchtet werden, ist auch in der aktuellen Situation richtig und wichtig. In der öffentlichen Wahrnehmung ist COVID-19 derzeit so präsent, dass die Gefahr gesteht, weitere Risiken und Deckungen zu Randaspekten werden zu lassen. Die Risiken wie etwa Betriebsunterbrechung, Maschinen- oder Glasbruch sind weiterhin existent und müssen passgenau abgesichert sein. Und die BSV sollte auch nicht auf die aktuelle COVID19-Thematik reduziert werden, da viele weitere Anlässe, die im Normalfall durchaus gängiger sind, weiterhin versichert wären.

Anzeige

Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass die COVID19-Regelung für viele Kunden ein Entscheidungskriterium sein wird. Eine belastbare BSV-Lösung sehen wir im Markt derzeit nicht. Für Vermittler empfiehlt es sich daher, zum jetzigen Zeitpunkt auf Tarife zu setzen, die eine Update-Garantie bieten und Anbieter zu bevorzugen, die der kommenden GDV-Lösung folgen werden. Beides trifft für mailo zu.

Seite 1/2/

Anzeige