Also machen die Makler einfach weiter und lassen ihren Bestand „auslaufen“. Dies bedeutet letztlich aber nichts weiter, als dass sie bis ins hohe Alter weiterarbeiten. Kunden werden weiterhin zu unmöglichen Zeiten wegen eVB-Nummern oder Schäden anrufen. Oder sich beschweren, weil sie auf Check24 gesehen haben wollen, dass ihre Jahresprämie 27 Euro günstiger sein könnte. Oder eine Anpassung ihrer Hausratversicherung beim Makler anfragen, weil sie von einer 61 m2 in eine 71 m2 große Wohnung umgezogen sind. Diese Arbeit nimmt dem Makler auch heutzutage kein Pool und kein Technologieanbieter ab.

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Dass der Makler-Run-off nicht nur die Lebensqualität im Ruhestand schmälert, sondern auch eine riskante Wette ist, ist den meisten Maklern natürlich ebenfalls schmerzlich bewusst. Durch oftmals lückenhafte Kundenbetreuung entstehen Haftungsrisiken und neue rechtliche Regularien wie die DSGVO sind im hohen Alter kaum umzusetzen. Und vielleicht das Schlimmste: wenn es gesundheitlich doch mal nicht mehr geht, ist niemand da, der sich um den Bestand kümmern oder ihn verkaufen könnte. Dass das ganz schnell gehen kann, wissen die Makler aus ihrem eigenen Umfeld – es wird aber gerne ignoriert.

Bestand verrenten statt auslaufen lassen

Viele haben mittlerweile mitbekommen, dass mit den Lebensrente-Modellen eine Lösung für das Problem der fehlenden Altersvorsorge bereitsteht: Hinterbliebenenschutz, regelmäßige Zahlungen, keine Kundenanrufe mehr. Mehr denn je sehen Makler in den jetzigen Krisenzeiten die Vorteile dieser Modelle. Viele, die lange gezögert haben, schreiten diesen Sommer endlich zur Tat.

Aber was ist eigentlich aus dem Makler geworden, der vor anderthalb Jahren bei uns war? Ich würde jetzt gerne schreiben, dass der Makler seinen Bestand bei uns verrentet hat und das Ganze ein glückliches Ende genommen hat. So war es aber leider nicht. Einige Woche nach dem damaligen Termin meldete sich der Makler noch einmal bei mir und meinte, dass er den Bestand gern verrenten würde, wenn wir ihm und seiner Frau 100 Prozent – „und keinen Cent weniger!“ – seiner aktuellen Courtageeinnahmen als Rente für die nächsten 30 Jahre fix zahlen, ohne Abzüge bei Bestandsabrieb, den es bei ihm ja auch sowieso nicht gibt. Auf alles andere würde er sich nicht einlassen, da es ihm keinen Vorteil verschaffen würde.

Diese Konditionen konnten wir ihm natürlich nicht bieten und mit Sicherheit auch niemand sonst da draußen. Von irgendwas muss ja auch ein Käufer leben. Der Makler lässt also vermutlich bis heute seinen Bestand auslaufen.

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Wir haben damals vereinbart, in Kontakt zu bleiben, auch wenn wir erstmal nicht zusammenkommen konnten. Ich versuche ihn nun allerdings schon seit längerer Zeit mal wieder zu erreichen und lande immer nur beim Anrufbeantworter. Ich hoffe wirklich, dass es ihm und seiner Frau immer noch so gut geht wie an jenem Tag bei uns in Frankfurt. Sicher bin ich mir da nicht. Aber das ist ein Thema für ein anderes Mal.

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