Der Bundesverband Finanzdienstleistung (AfW) hat Ende Juni 2020 seine zweite „Corona-Umfrage“ gestartet, um zu erfragen, ob und wie die Versicherungsmakler und Finanzanlagenvermittler durch die Krise kommen. Zu einer Zeit also, als viele Maßnahmen des teilweisen Corona-Shutdowns schon wieder gelockert waren, die Menschen wieder in Cafes sitzen durften und die Schulen öffneten: wenn auch mit Einschränkungen und regionalen Unterschieden. Immerhin 461 Mitglieder des Verbandes beteiligten sich.

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Das Ergebnis: Die Umfrage zeigt ein vielfältiges Bild bzw. ist die Maklerschaft gespalten. Knapp 31 Prozent antworteten auf die Frage, wie sie die geschäftliche Zukunft bis zum Jahresende 2020 einschätzen, mit „Katastrophe“ oder „schlecht“. 36,5 Prozent zeigten sich unentschieden. Und erstaunlicherweise schätzen weitere 31,3 Prozent ihre Geschäftsentwicklung in den sechs Monaten mit „gut“ oder sogar „sehr gut“ ein. Das berichtet der AfW in einem Pressetext.

Damit hat sich das Klima unter den Vermittlern in den vergangenen acht Wochen etwas verbessert. Ende April hatten auf diese Frage noch 47 Prozent mit „Katastrophe“ oder „Schlecht“ geantwortet, 35 Prozent waren unentschieden und nur 18 Prozent blickten optimistisch in die Zukunft.

"In Rekordzeit angepasst"

„Viele Vermittler haben in einem bewundernswerten Tempo ihre Prozesse an die Corona-Wirklichkeit angepasst und fühlen sich so gerüsteter für die Zukunft“, analysiert AfW-Vorstand Frank Rottenbacher die Umfrageergebnisse. „Wenn natürlich ganze Kunden-Branchen wegbrechen, dann kann auch der am besten organisierteste Vermittler nicht dagegen ankommen. Hier braucht es auch Unterstützung seitens der Produktpartner, um diese Zeiten überstehen zu können“, so Rottenbacher weiter.

Sehr wohl bedeutet die Krise für viele Vermittler finanzielle Einbußen: Auch wenn das Gros selbst in Zeiten der Kontaktsperre die Gelegenheit hatte, im Homeoffice mit Videoberatung und anderen Online-Tools ihre Kundinnen und Kunden zu beraten. Im Schnitt erwarten die Vermittler einen Rückgang ihres Provisionsumsatzes um 14 Prozent, berichtet Rottenbacher.

75 Prozent aller Termine ohne direkten Kundenkontakt

Dass sich die Vermittler umstellen mussten, zeigen auch die Antworten auf die Frage, wie sie aktuell mit ihrem Kundenstamm in Kontakt treten. 50 Prozent der Kundentermine finden zurzeit telefonisch statt, 25 Prozent schon als Video-/Onlineberatung und ein weiteres Viertel in Form persönlicher Treffen. „75 Prozent aller Kundentermine finden somit zurzeit ohne direkten Kundenkontakt statt. Vor einem halben Jahr wäre diese hohe Zahl noch unvorstellbar gewesen“, analysiert AfW Vorstand Frank Rottenbacher.

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Die Corona-Krise wird sich nach Einschätzung der Vermittler auch auf die Nachfrage der Kundinnen und Kunden auswirken. Fast jeder zweite Teilnehmer erwartet, dass „offene Investmentvermögen“ (44,7 Prozent) verstärkt nachgefragt werden, auf den Plätzen zwei und drei folgen Biometrie (31 Prozent) sowie Altersvorsorge (27 Prozent). Eine sinkende Nachfrage erwarten die Befragten hingegen bei Gewerbe-Policen: Hier dürfte sich die Weigerung zahlreicher Versicherer negativ auswirken, Inhaber von Betriebsschließungs-Versicherungen voll zu entschädigen.

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