Seit 2015 verleiht der Bund der Versicherten den „Versicherungskäse des Jahres“. Vergleichbar mit der „Goldenen Himbeere“ für den schlechtesten Film des Jahres, der als Gegenpart der begehrten Oscar-Verleihung anzusehen ist, handelt es sich bei der vom Verbraucherverband verliehenen Auszeichnung eher um einen Schmähpreis. Im Fokus der Kritik stehen im Regelfall Produkte, die lückenhafte und nicht nachvollziehbare Leistungen hätten. Auch zu hohe Beiträge oder ein zweifelhafter Nutzen seien laut BdV Kriterien für eine Nomierung angesetzt würden.

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In den vergangenen Jahren hatten die Allianz in Partnerschaft mit dem deutschen Serienmeister Bayern München sowie die Versicherer Axa, Ideal und Liechtenstein Life die Siege eingeheimst. Zur sechsten Verleihung sind nun die Versicherer Ergo, LV1871 und die BD24 Berlin Direkt nominiert. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Bei der Ergo steht der „Zahn-Ersatz-Sofort“ in der kritik. Die Zahnzusatzversicherung soll auch für laufende Behandlungen aufkommenen. Hier moniert die Jury, die aus Kerstin Becker-Eiselen (Verbraucherzentrale Hamburg), Edda Castelló (Expertin), Barbara Sternberger-Frey (Redaktionsbüro Sternberger-Frey), Achim Tiffe (Rechtsanwalt) und Dirk Ulbricht (Mitglied des BdV) besteht, den sehr geringen Versicherungsschutz. Zahlen wolle die Versicherung nämlich nur den Betrag noch einmal, der als Festzuschuss von der gesetzlichen Krankenkasse geleistet wird. „Die in der Werbung angegebenen Beispielrechnungen zur möglichen Höhe dieses Zuschusses - und damit zur Leistungshöhe - sind unrealistisch hoch“, berichtet die Jury-Vorsitzende.

Die fondsgebundene Rentenversicherung „Mein Plan Kids“ der Lebensversicherung von 1871 sei, nach Einschätzung der Jury, fürs Sparen nicht geeignet. Durch mögliche Zusatzbausteine wie Berufsunfähigkeits- und Pflegeversicherung würden Risiken verknüpft, die besser getrennt voneinander abgesichert werden sollten. „Preiswürdig fanden wir diese Versicherung allerdings vor allem wegen der enormen Kosten“, so Castelló.

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Das Produkt „CleverFly“ bzw. „CleverFly365“ der Berlin Direkt soll die Kosten für eine Flugumbuchung übernehmen. Allerdings würden im Tarif „CleverFly365“ maximal Kosten in Höhe von 100 bis 300 Euro pro Person und Schadenfall übernommen und das abhängig von der gewählten Tarifstufe. Zudem würde unter anderem für Umbuchungen kein Versicherungsschutz bestehen, wenn ein Streik oder eine Pandemie ursächlich für die Umbuchung sei. Besonders absurd sei laut Jury das Verhältnis zwischen Prämie und Versicherungsleistung. „Zum Beispiel sind für den Komfort-Schutz mit einer Leistung von 150 Euro knapp 24 Euro zu zahlen“, sagt Jury-Vorsitzende Edda Castelló. Wer die Kündigung vergisst, dessen Vertrag verlängert sich zudem um ein Jahr und kostet mit knapp 48 Euro dann das Doppelte. Welches der drei nominierten Produkte den Titel "Versicherungskäse 2020" erhält, will die Jury im Rahmen der 30. Wissenschaftstagung des BdV am 27. März verraten.

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