Désirée Mettraux: Wir sind sehr dankbar, mit der Provinzial Nordwest einen starken und zuverlässigen Partner gefunden zu haben. Im Alltag sieht die Zusammenarbeit so aus: Wir entwickeln und vertreiben die OCC-Versicherungsprodukte, die Versicherung selbst läuft über ein Konsortium von namhaften Versicherern unter Führung der Provinzial, die sogenannte Mitversichertengemeinschaft. Diese reguliert dann auch Schäden. 
Im Alltag sind wir also völlig frei und eigenständig.

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Wie hat sich der Oldtimer-Markt in den letzten Jahren entwickelt? Werden mehr alte Autos nachgefragt, z.B. als Wertanlage infolge des Niedrigzinses?
…und wie wird er sich in den kommenden Jahren entwickeln? Wagen Sie eine Prognose?

Für Fahrzeuge mit hohen Stückzahlen hat sich der Wert im Durchschnitt seit 2017 reduziert, bei einigen Modellen sogar teilweise fast halbiert. Allerdings sind Fahrzeuge mit überdurchschnittlichem Zustand, besonderer lückenloser Historie oder Originalität oder Modelle mit geringen Stückzahlen häufig sehr begehrt und steigen auch weiterhin im Wert. Im Durchschnitt werden die Fahrzeugwerte konstant bleiben. Der Markt für Vorkriegsfahrzeuge oder sogenannte Brot- und Butter-Fahrzeuge der 50er Jahre wird vermutlich rückläufig werden. Es werden vermehrt Youngtimer und werdende Klassiker angefragt, weil diese Fahrzeuge bei vielen Käufern Kindheitserinnerungen wecken.



Laut Umfrage von Kantar TNS haben sechs von zehn Oldtimer-Besitzern ihren Oldie mit einer „herkömmlichen“ Kfz-Versicherung versichert und kein spezielles Kennzeichen. Das verwundert zunächst. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe hierfür? Sind die Vorgaben mit Blick auf Fahrleistung etc. zu restriktiv?



Ältere Fahrzeuge werden in der Regel nicht mehr als 5.000 km in Deutschland und in Österreich sogar weniger als 1.000 km pro Jahr gefahren. Daran sehen Sie, dass wir die Regeln nicht als zu restriktiv beurteilen, zumal OCC bis zu einer Jahresfahrleistung von 10.000 km pro Jahr versichern kann. Im Durchschnitt fahren die Menschen in Deutschland etwa 13.900 km im Jahr, so eine Statistik des Kraftfahrtbundesamtes. Der Klassiker dagegen wird meistens nicht im Alltag gefahren, bei schlechtem Wetter sowieso nicht, so dass sich die geringere Nutzung auch erklären lässt.

Der Grund, dass viele ältere Fahrzeuge, die schon Youngtimer oder gar Oldtimerstatus haben, trotzdem in einer normalen Versicherung verbleiben, ist simpel: Diese Fahrzeuge sind meistens immer noch im Erstbesitz, wurden im Alltag genutzt und danach behalten, ohne den Versicherer zu wechseln, obwohl das Fahrzeug nicht mehr im Alltag genutzt wird. Oft aus Unwissenheit, manchmal sicher auch aus Bequemlichkeit. 


Zudem wissen viele Kunden und Vermittler nicht, dass es mit der Maximalentschädigung im Schadenfall auch bei ehemaligen Alltagshelden wie einem Golf I GTI problematisch wird. Bei normaler Versicherung wird maximal der ehemalige Neuwert entschädigt von z.B. 19.000 DM (9.714 Euro) . Gute Golf I GTI kosten heute zwischen 16 - 20.000 Euro im Durchschnitt als Wiederbeschaffungswert, das heißt bei Totalschaden oder Diebstahl hat der Kunde ein Problem, sich zu dieser Entschädigung ein vergleichbares Fahrzeug wiederzubeschaffen. 



Sie versichern auch Youngtimer und sogar Newtimer: letztere sind noch keine 20 Jahre alt. Naiv gefragt: Wieso braucht es für diese Fahrzeuge eine spezielle Versicherung? Und unter welchen Bedingungen — wenn das Auto unter dem Aspekt des Wertzuwachses erstanden wurde?

Weil diese Fahrzeuge durchaus Potential haben. Immer mehr Newtimer und Youngtimer laufen in Haushalten als Zweitfahrzeug oder Liebhaberfahrzeug in einer Spezialversicherung, weil sie ohne Schadenfreiheitrabatt preislich in der Versicherung sehr attraktiv sind.


Wie gestaltet sich denn der Wertzuwachs bei Newtimern? Können Sie Beispiele nennen?




Als der BMW Z8 auf den Markt kam, hatte er einen Neuwagenpreis von 122.700 Euro. Heute erzielen Exemplare des nur 5503 Mal gebauten Roadsters mindestens 140.300 Euro – 189.700 Euro. 
Zu den Fahrzeugen, deren Wert nicht fällt, sondern kontinuierlich steigt, gehören auch Mercedes G 500 Cabrio (463), Audi A2 (8Z), Audi RS4 Avant (B5), BMW Z3 M Coupé, BMW M3 CSL (E46), VW Golf IV R32, Porsche 911 (996) GT2 oder GT3.

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Die Fragen stellte Mirko Wenig

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