Um Beispiele zu nennen: Die Finanzdienstleister leiden laut Studie am wenigsten unter fehlendem Know-how in der Umsetzung der Digitalisierung. Denn nur 36 Prozent der Befragten aus der Branche benennen dieses fehlende Wissen als Problem. Dem stehen 59 Prozent der Befragten aus dem verarbeitenden Gewerbe und immerhin noch 56 Prozent der Befragten aus dem Bereich öffentliche Verwaltung und Versorgungsunternehmen gegenüber. Worin aber Finanzdienstleister gegenüber den anderen Branchen ein Hauptproblem sehen (57 Prozent Nennungen für die Branche stehen hier zum Beispiel 27 Prozent Nennungen für das verarbeitende Gewerbe gegenüber): In der mangelnden Flexibilität der IT.

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Mitarbeiter mit Expertenwissen finden: Kein Problem für Finanzdienstleister

Die öffentliche Verwaltung und die Versorgungsunternehmen klagen laut Studie hingegen insbesondere über mitarbeiterbasierte Herausforderungen bei der Digitalisierung, zum Beispiel die „Verunsicherung“ der Beschäftigten: 44 Prozent Nennungen für die Verwaltung und die Versorgungsbranche stehen hier 28 Prozent Nennungen für die Finanzbranche gegenüber.

Überhaupt hat wohl insbesondere die öffentliche Verwaltung Probleme, fähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden – die Studie begründet diese Feststellung mit der Konkurrenzsituation von Verwaltung und freier Wirtschaft. Denn „Probleme beim Recruiting von Mitarbeitern mit Expertenwissen“ sehen 43 Prozent der Entscheider aus dem Bereich öffentliche Verwaltung und Versorgungsunternehmen. Dem stehen nur 22 Prozent Entscheider gegenüber, die für die Finanzdienstleister diese Herausforderung sehen. Solche Vergleiche zeigen: Keineswegs gibt es für Finanzdienstleister nur Grund zur Klage – zumindest, wenn sich die Entscheider selbst einschätzen sollen.

Finanzunternehmen: Besonders "agil"

Überhaupt: Während nur 30 Prozent der Entscheider aus dem Bereich öffentliche Verwaltung und Versorgungsunternehmen und 34 Prozent der Entscheider aus dem verarbeitenden Gewerbe in der Umfrage angaben, Mitarbeiter in eigens für die Digitalisierung zuständigen Unternehmenseinheiten schulen zu können, verfügen immerhin schon 44 Prozent der Unternehmen aus der Finanzbranche laut Studie über diese Möglichkeit.

Auch wird so genanntes „agiles Projektmanagement“, das aus der Softwareentwicklung auch in andere Unternehmensbereiche Eingang fand – die Studie nennt Scrum und Kanban als Beispiele – von Finanzunternehmen schon häufiger angewandt als von Unternehmen anderer Branchen. Hier stehen 55 Prozent für die Finanzdienstleister 44 Prozent für das verarbeitende Gewerbe und nur 25 Prozent für den Bereich öffentliche Verwaltung und Versorgungsunternehmen gegenüber.

Fortschrittliche Methoden des Managements und der Unternehmensorganisation fanden also schneller ihren Weg von den IT-Experten zu Banken und Versicherungen als zu Unternehmen anderer Branchen. Solche Ergebnisse könnte man auch derart deuten, dass die Finanzbranche anderen Branchen in bestimmten Bereichen der Digitalisierung schon einige Schritte voraus ist.

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Hintergrund:

Die „Potenzialanalyse Transformation“ wurde durch die die IT-Beratungsgesellschaft Sopra Steria in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z. Institut durchgeführt, hierfür nahem 354 Entscheider (leitende Angestellte aus Unternehmen, aber auch Geschäftsführer und Vorstände) im Februar 2019 an einer Online-Befragung teil. 147 Teilnehmer kamen aus der Finanzbranche. Das verarbeitende Gewerbe war mit 124 Studienteilnehmern vertreten, der Bereich öffentliche Verwaltung und Versorgungsunternehmen brachte es für die Studie auf 73 Teilnehmer. Ergebnisse der Analyse sind online auf der Seite des Beratungsunternehmens verfügbar. Nach Angabe persönlicher Daten kann auch die Studie kostenlos angefordert werden.

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