Wie kann man eine junge Generation der Teens und Twens für die Lebensversicherung begeistern, die sich zunehmend in prekären Arbeitsverhältnissen bewegt, die Finanzkrise erlebt hat, weltgeläufig ist und bei Tinder wechselnde Partner datet? Eine Zielgruppe also, deren Welt sich vermeintlich schneller wandelt als jene älterer Generationen? Die Allianz will hier mit der Lebensversicherung Fourmore eine Antwort geben.

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„Wir haben intensive Kundenbefragungen durchgeführt und festgestellt, dass es eine Zielgruppe gibt, die wir nicht systematisch erreichen: Jüngere Menschen, die großen Wert auf Flexibilität legen und ein voll digitales Angebot wollen“, hatte Volker Priebe, Vorstand der Allianz Leben, zu Protokoll gegeben, als das neue Produkt eingeführt wurde. Die Wunderwaffe sollte sein, dass man bei dieser Leben-Police einzahlen und auszahlen kann, wann immer es der Kunde wünscht.

Doch der Start mit dem neuen Vorsorgemodell gestaltet sich für die Münchener schwierig: zumindest, wenn man das Medienecho als Maßstab nimmt. Nachdem bereits Axel Kleinlein, Vorstandssprecher beim „Bund der Versicherten“ (BdV), Fourmore in einer Kolumne für das „Manager Magazin“ verriss, legt jetzt die „Stiftung Warentest“ nach - und rät von dem Produkt eher ab. Die Kritikpunkte sind dabei weitestgehend dieselben: hohe Kosten, vage Sicherheiten.

Stiftung Warentest lobt Flexibilität

Bei dem Artikel der „Stiftung Warentest“ handelt es sich um einen sogenannten Schnelltest, bei dem Finanzprodukte mit wenigen Absätzen für die Webseite test.de bewertet werden. Wo schon Kleinlein mit feinem Spott in Frage stellt, ob man die Zielgruppe mit der Kampagne tatsächlich erreicht: die dort dargestellten Hipster mit tollen Jobs und Hobbys sind ein wenig stereotyp, so kann auch „Stiftung Warentest“ einen Seitenhieb auf die Fourmore-Werbestrategie nicht verkneifen:

„Das Angebot richtet sich an junge Leute, die auf der Internetseite penetrant geduzt werden“, schreibt der Verfasser oder die Verfasserin, deren Name nicht genannt wird. Der Versicherungsbote hat nachgezählt: genau 22mal werden die potentiellen Kunden auf der Startseite von Fourmore mit „Du“ angesprochen. Was Nähe erzeugen soll, wirkt eher verkrampft und unfreiwillig komisch.

Doch die Kampagnenseite muss sich wohl ohnehin eine Werbeagentur anrechnen lassen - entscheidender ist die Frage, was das dahinterstehende Altersvorsorge-Produkt taugt. Als „private Rentenversicherung mit Kapitalwahlrecht und flexiblem Beitrag“ wird die Police von test.de eingeführt. Und durchaus wissen die Tester auch Positives zu berichten.

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Als „Vorteile“ werden die flexiblen Optionen des Vertrages gelobt. Der Kunde müsse nicht regelmäßig einen festen Betrag einzahlen, sondern „er zahlt flexibel ein, so viel er möchte“. Der Mindestbeitrag für Einzahlungen beziffere sich auf 25 Euro. Auch könne der Sparer vom online geführten Versicherungskonto Geld abheben, wann er will. „Der Kunde kommt auch vor Rentenbeginn an Geld“, heißt es anerkennend.

"Verlässlichkeit und Planbarkeit...sind nicht gegeben"

Schwerer als die Vorteile von Allianz Fourmore wiegen aber auch Sicht der „Stiftung Warentest“ die Mängel des Vertrages. Die Kritikpunkte unterscheiden sich hierbei kaum von jenen, die auch schon Axel Kleinlein für das „Manager Magazin“ formuliert hat.

Nachteil Numero eins: die Rentenversicherung sei einfach zu teuer. "Die Kosten betragen 4 Prozent von jedem einge­zahlten Beitrag plus jähr­lich 0,8 Prozent des gesamten Guthabens, plus „aktuell“ 0,18 Prozent fürs Anlagemanagement“, kritisiert test.de. „Wegen dieser hohen Kosten bleibt weniger Sparbeitrag übrig. Das drückt die bei Vertrags­schluss garan­tierte Rente oder Kapitalzahlung“.

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Als zweiten Nachteil hat die „Stiftung Warentest“ die vermeintliche Intransparenz der Beitragsgarantie ausgemacht: die Allianz sichere nur den Erhalt der einge­zahlten Beiträge bis zum 67. Lebens­jahr zu. „Soll die Auszahlung früher oder später beginnen, ist die Beitrags­garantie unklar.“ Das Fazit: „Verlässlichkeit und Planbarkeit sind wesentlich für die Altersvorsorge. Beides fehlt hier.“ Auch weil mit dem Vertrag nicht geriestert werden könne, entgehe dem Sparer Geld.

Allianz weist Vorwurf hoher Kosten zurück

Die Allianz Leben hatte sich gegenüber dem Versicherungsboten bereits zu den genannten Kritikpunkten positioniert, nachdem Kleinlein Fourmore verrissen hatte. So stünden den Kosten „umfassende Features und Services gegenüber, unter anderem ein umfassendes Support-Angebot über Email und Telefonie sowie ein transparentes Onlineportal mit umfangreichen Interaktionsmöglichkeiten“, hatte Pressesprecher Franz Billinger geantwortet. Die Kunden würden darüber hinaus von „Allianz-Anlageexperten mit umfassender Erfahrung“ profitieren, die weltweit aufgestellt seien, und könnten sich persönlich betreuen lassen - Features, die nach Ansicht des Versicherers eben Geld kosten.

Auch dass Kosten und Garantien intransparent seien, bestreitet der Versicherer - man weise diese über die Effektivkosten transparent aus. Die Flexibilität des Vertrages bei der Ein- und Auszahlung erfordere zudem eine "gewisse Flexibilität" bei der Überschussbeteiligung. Hier hatte allerdings schon Axel Kleinlein zu bedenken gegeben, dass die Effektivkosten-Quote für Laien kaum Rückschlüsse erlaube, wie hoch die Kosten tatsächlich seien und wie sie sich zusammensetzen. Die Stellungnahme der Allianz ist hier nachzulesen.

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Nach der Kritik der "Stiftung Warentest" meldet sich Billinger wieder zu Wort - über sein persönliches LinkedIn-Profil. „So kommentiert heute Finanztest die hohe Flexibilität bei Fourmore von Allianz Leben“, schreibt er und zitiert den Auszug, wonach die Police nicht für die Altersvorsorge geeignet sei. „Kein Lösungsansatz, kein Wort darüber, wie man alternativ jüngere Menschen erreicht, die bislang nicht für die Zukunft vorsorgen. Wir versuchen es mit einfachen Prozessen, voll digital und transparent, damit junge Leute einfach mal mit der Vorsorge starten.“ Er wünsche sich von der Finanztest-Redaktion, dass sie auch mal über den Tellerrand hinausdenke.

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