Am Dienstag hielt Alexander Erdland in Berlin seine letzte Rede als Chef der Versicherungslobby – und versuchte, vorsichtigen Optimismus zu verbreiten. Der scheidende Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) prognostizierte für die Versicherungsbranche ein moderates Einnahmeplus. „Wir erwarten für das Gesamtjahr ein Beitragswachstum über alle Sparten hinweg von etwa 1,2 Prozent“, sagte Erdland laut einem Reuters-Bericht.

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Der Blick auf die Sparten zeigt aber deutliche Unterschiede. So prognostiziert Erdland, dass in der Lebensversicherung erneut die Prämien schrumpfen werden – allerdings weniger deutlich als im Vorjahr. „Wir erwarten in diesem Jahr einen leichten Rückgang des Beitragsvolumens“, so Erdland. 2016 mussten die Lebensversicherer noch einen Rückgang der gebuchten Bruttobeiträge von circa zwei Prozent verkraften (der Versicherungsbote berichtete).

Positiver Trend in Schaden-, Unfall- und Krankenversicherung erwartet

Anders in der Schaden- und Unfallsparte, die sich schon 2016 positiv entwickelte: die Prämien legten hier um 1,9 Milliarden Euro auf rund 66,3 Milliarden Euro zu. Auch für das laufende Geschäftsjahr erwartet der GDV einen Prämienanstieg von rund drei Prozent.

Noch mehr sollen die Beitragseinnahmen gar in der privaten Krankenversicherung zulegen: Hier wird ein Plus um vier Prozent erwartet. Hier ist allerdings fraglich, inwiefern das steigende Beitragsaufkommen auf das Neugeschäft zurückzuführen ist – oder auf Prämienanpassungen, Bestands- und Neukunden also mehr Beitrag zahlen müssen. Im letzten Jahr entwickelten sich vor allem Krankenzusatzversicherungen positiv, werden das Neugeschäft mit Vollversicherungen seit 2013 schwächelt.

Alexander Erdland gibt Amt ab - Nachfolger ist bei Maklern umstritten

Alexander Erdland ist seit November 2012 Präsident des GDV und wird sein Amt an diesem Mittwoch abgeben. Sein Nachfolger ist der frühere HUK-Coburg-Vorstand Wolfgang Weiler: in Maklerkreisen eine durchaus umstrittene Personalie.

Nicht nur verzichtet die HUK selbst auf den Maklervertrieb. In der Zeit, als Weiler der HUK vorstand, fiel der Versicherer zudem durch Aktionen auf, die Makler in ein schlechtes Licht rückten. In einem Werbevideo der HUK24 wurde unter anderem indirekt suggeriert, dass Makler ein unnötiger Kostenfaktor für Kunden seien – nach massiver Kritik aus der Branche stampfte die HUK den Clip schließlich ein. Zudem mahnt die HUK derzeit Makler ab, weil sie sich als „unabhängig“ bezeichnen. Daran zweifelt die HUK, weil Makler eine Courtage erhalten (der Versicherungsbote berichtete).

Wolfgang Weiler hat sich von den Vorgängen beim Versicherer nie distanziert. Deshalb ruft seine Präsidentschaft nun den Bundesverband Finanzdienstleistung (AfW) auf den Plan, in dem auch viele Makler organisiert sind. In einem Rundschreiben an die Mitglieder schreibt der AfW:

„Wir halten es gerade in Zeiten der Überregulierung (siehe IDD und MiFid2) und der ständigen Angriffe gegen die Unabhängigkeit des Berufsstandes Versicherungsmakler durch vermeintliche Verbraucherschützer für absolut schädlich, wenn der Präsident des größten Verbandes der Versicherungswirtschaft – in dem immerhin auch alle Maklerversicherer vertreten sind – sich nicht unbedingt eindeutig positiv auch zur unabhängigen Beratung und Versicherungsvermittlung durch Versicherungsmakler positioniert.“

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Es stelle sich sogar die Frage, ob der GDV unter diesem Präsidenten zukünftig den Vertriebsweg Makler abschaffen wolle, schreibt der AfW weiter. Deshalb wolle nun der Vorstand das Gespräch mit dem neuen Präsidenten und dem GDV suchen – und verlangt ein Bekenntnis zum Maklervertrieb.

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