Die Ablehnung von Online-Abschlüssen zieht sich durch alle Altersgruppen. Selbst bei den unter 30-Jährigen wollen 40 Prozent auch in Zukunft Versicherungen nicht im Internet kaufen. „Wir haben es – anders als man gemeinhin vermutet – somit nicht mit einer aussterbenden Zielgruppe zu tun, die den personellen Vertrieb nutzt. Er wird auch in Zukunft ein wichtiger Kanal bleiben“, sagt Christian-Hendrik Noelle, Geschäftsführer Digitale Agenda, IT und Services des GDV.

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Laut Studie ist die Frage „online“ oder beim Versicherungsmakler bzw. Vermittler nicht eine Frage des Alters sondern eine Frage des Produktes. Einfache Versicherungsprodukte wie z.B. Krankenzusatzversicherungen werden schon gerne einmal online abgeschlossen, bei Unfall-, Wohngebäude- oder gar Rentenversicherungen liegt die Quote der Online-Abschlüsse eher bei null.

Prima, könnte man da schlussfolgern, bleibt ja alles beim Alten und Versicherungsmakler werden weiterhin gebraucht. Ein gefährlicher Trugschluss, denn viele neue FinTechs versuchen gerade den Markt für sich zu erobern. Auch wenn sie aktuell noch gerne verspottet werden, die Botschaft ist klar. Wer zum Beispiel dieses Jahr bei der DKM in Dortmund dem CEO Dr. Christopher Oster des StartUps Clark zugehört hat, der müsste zu einem anderen Schluss gekommen sein. Ganz klares Ziel von Clark ist es, die gesamten Kommunikation mit dem Kunden zu automatisieren. Dazu gehört auch die Beratung und der Verkaufsprozess. Versicherungsmakler sind hier lediglich als Berater für die Softwareentwickler tätig, mit dem Kunden haben hier nur noch Maschinen Kontakt.

Ja gruselig ist die Vorstellung schon, aber schaut man sich aktuelle Smartphones heute an, dann haben diese alle bereits eine Sprachfunktion. Darüber kann man sich zu beliebigen Orten leiten lassen, man kann nach dem Wetter fragen, nach den letzten Fußballspielen, das Telefon steuern und so manche Witze machen sie mittlerweile auch. Der Lernprozess dieser Sprachsysteme geht rasant. Der IT-Konzern IBM, schon immer sehr aktiv auf diesem Feld, ist angetreten und will der unangefochtene Markführer im Bereich Künstliche Intelligenz werden. Die jüngsten Schlagzeilen bei IBM überschlagen sich regelrecht „IBMs Künstliche Intelligenz schlägt menschliche Ärzte bei Diagnose“ (t3n.de, 8.8.2016) oder KI "Watson" entwickelt für "Morgan" den perfekten Filmtrailer (Horizont.net, 2.9.2016). Die Künstliche Intelligenz ist heute nicht mehr nur eine Vision auf dem Reißbrett, sie ist schon längst dabei unseren Alltag zu verändern.

Die Frage, wer zukünftig durch Maschinen ersetzt wird, ist nicht nur eine Frage für Versicherungsmakler und Vermittler. Der US-Radiosenderverbund NPR hat zusammen mit Wissenschaftlern ein Tool entwickelt, über das man abfragen kann, mit welcher Wahrscheinlichkeit der eigene Job in den kommenden 20 Jahren durch eine Maschine ersetzt wird (npr.org, 21.5.2015).

Hier kommen Verkäufer von Versicherungsprodukten auf 91.9 %, aber auch Richter können zu 50% ersetzt werden. Die besten Chancen haben Lehrer in der Vorschule, diese lassen sich nur zu 0,7 Prozent ersetzen. Grundlage für die Prognose sind vier Kriterien: die notwendige Intelligenz, ob Verhandlungsgeschick benötigt wird, ob sich die Aufgaben in kleine Abschnitte unterteilen lassen und wie weit es erforderlich ist, dabei anderen persönlich zu helfen. Für alle vier Bereich wurde untersucht, wie weit sich dies automatisieren lässt. Die Ergebnisse sind für viele Berufe erschreckend.

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Aber wir können natürlich auch weiterhin die Signale ignorieren und uns mit Studien bestätigen lassen, das alles beim Alten bleibt. Es gab auch mal Studien dazu, dass eigentlich niemand ein Telefon will, dass keine Tasten hat und das Internet wurde von Microsoft einst als kurze Erscheinung verspottet. Aktuell fragen wir uns, ob Elektroautos die Zukunft sind, laut vieler deutscher Studien (Beispiel: Umwelt Prognose Institut) will die eigentlich niemand haben.

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