In einer Pressemeldung vom 1. Februar 2016 warnte die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg davor, sogenannte Zertifikategebundene Rentenversicherungen abzuschließen. Diese seien „je nach Ausgestaltung riskante Anlageprodukte, die für die Altersvorsorge ungeeignet sind“, heißt es in dem Pressetext, es drohe sogar der Totalverlust.
Der Grund: Die Leistung hänge von der Wertentwicklung des Zertifikates einer Bank ab, da die Beiträge der Kunden nicht in den Deckungsstock der Versicherung fließen. Das Geld der Anleger werde somit nicht breit gestreut, was das Anlagerisiko minimieren würde, sondern „einer bestimmten Bank geliehen“.

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Für die Versicherer war die Meldung ein GAU, sind sie doch im Niedrigzins dazu übergegangen, vermehrt ebenjene Produkte ihren Kunden anzubieten. Die Erfahrungen der Finanzkrise 2008 haben das Vertrauen der Geldanleger erschüttert. Viele Bundesbürger investieren auch deshalb in eine Rentenversicherung, weil sie sich davon mehr Sicherheit und Stabilität erhoffen als von anderen Anlageprodukten.

Nun sollen also diese -auch als Indexpolicen bekannten- Anlageprodukte ein Totalverlustrisiko bergen? Es droht ein Imageschaden für die gesamte Branche. Die Verbraucherzentrale gibt auf ihrer Webseite gleich Tipps mit auf dem Weg, wie man sich von den Verträgen trennen kann. Und fordert die Sparer dazu auf, von ihrer Versicherung eine Stellungnahme einzuholen, ob das Produkt tatsächlich sicher ist.

Versicherer sagen: Es gibt kein Totalverlustrisiko

Die Lebensversicherer freilich wollen diese Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen. Die Aussage, bei den neuartigen Indexpolicen könne das eingezahlte Kapital verloren gehen, sei nicht zutreffend. Maximal die Überschussbeteiligung sei gefährdet, falls eine Bankpleite analog zum Zusammenbruch von Lehmann Brothers eintrete: Jene Pleite also, welche die Finanzwelt 2008 erschütterte. Das ergab eine Umfrage der Wirtschaftszeitung „Euro am Sonntag“ (12. März), an der sich zwölf Anbieter von Index-Policen beteiligten. Die befragten Unternehmen decken fast den kompletten Markt ab.

Wie aber garantieren die Versicherer, dass der Totalverlust ausgeschlossen ist? Laut „Euro am Sonntag“ gehen sie im Detail unterschiedlich vor. Die Mehrheit stellt bei einer Bankpleite die Kunden vertraglich so, als ob nichts geschehen wäre – sie zahlt also eventuell ausgefallene Gewinne aus eigener Tasche. Zu dieser Lösung greifen Allianz, Barmenia, HDI, Nürnberger, Stuttgarter, SV Sparkassenversicherung und Volkswohl-Bund. Bei der LV 1871 ist eine Verzinsung von 1,25 Prozent garantiert. Bei Condor, R + V und Zurich wäre maximal der Gewinn eines Jahres verloren.

Indexpolicen – Hoffnung für die Branche

In Indexpolicen setzt die Versicherungsbranche große Hoffnungen, weil sie klassische Rentenversicherungen mit Garantiezins teilweise ersetzen sollen. Denn die klassischen Garantiezins-Produkte werden nicht nur für die Kunden immer unattraktiver, sondern auch für die Versicherer. Es fällt ihnen immer schwerer, im aktuell schwierigen Marktumfeld den Kunden langfristige Versprechen in Form von Garantien zu geben, so dass sie nun das Kapitalmarktrisiko stärker dem Kunden übertragen.

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Bei diesen Verträgen hat der Kunde jedes Jahr die Wahl, ob er sich eine klassische Überschussbeteiligung sichert, oder ob das Geld an der Entwicklung von Indizes partizipiert. Für diese Partizipation kauft der Versicherer von einem Gegenüber, meist einer Bank, eine Option auf den Index. Der Streit mit den Verbraucherschützern entzündet sich an der Frage, was bei einer Pleite dieses Gegenübers passiert, also ob das Geld verloren ist, wenn eine Bank in die Insolvenz schlittert und abgewickelt werden muss.

PM Euro am Sonntag

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