Der aktuelle Niedrigzins am Kapitalmarkt könnte bewirken, dass kostenfreie Konten bald der Vergangenheit angehören. So zumindest für jene 47,5 Millionen Kunden, die bei einer Sparkasse ihr Geld parken. "Die Zeit von kostenlosen Girokonten ist vorbei", zitiert die Deutsche Presse-Agentur Georg Fahrenschon, Präsident des Sparkassen-Dachverbandes, der am Dienstag in Frankfurt am Main die Bilanz für 2015 vorstellte. Quersubventionen durch Zinsüberschüsse seien nicht mehr möglich. Nun müssten sich die Banken neue Einnahmequellen suchen.

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Ist sogar ein Strafzins für bestimmte Kundengruppen denkbar?

Details, wie diese Einnahmequellen aussehen könnten, nannte Fahrenschon nicht. Viele der Sparkassen-Konten sind schon heute kostenpflichtig. Aber bestimmte Gruppen wie Kinder, Studenten oder Azubis profitieren von Quersubventionen und müssen keine monatlichen Gebühren zahlen. Auch reine Online-Konten sind häufig kostenlos. Diese Vergünstigungen könnten zukünftig wegfallen.

Ist sogar die Einführung eines Strafzinses auf Privatguthaben denkbar? Bisher haben nur kleine Institute Privatsparer zur Kasse gebeten, unter anderem die Skatbank aus dem Thüringischen Altenburg. Doch Bankexperten erwarten, dass sich der Strafzins langfristig durchsetzen könnte. „Das dürfte angesichts der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank bald keine Seltenheit mehr sein“, sagte etwa Asoka Wöhrmann, Chefanlagestratege der Deutschen Asset & Wealth Management, gegenüber Welt Online (Versicherungsbote berichtete). Ob auch große Banken zum Strafzins übergehen könnten, bleibt vorerst Spekulation.

Fahrenschon blickt pessimistisch in die Zukunft

Das abgelaufene Geschäftsjahr konnten die Sparkassen erfolgreich gestalten – nach eigenen Angaben lag der Gewinn nach Steuern bei 2 Milliarden Euro. Das dürfte sich zukünftig ändern. Im vergangenen Jahr konnten die 413 Sparkassen zinkende Zinsüberschüsse noch durch höhere Provisions-Gewinne ausgleichen. Es sei aber angesichts der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank klar, „dass sich diese gutes Ergebnis nicht wiederholen wird“, dämpfte Fahrenschon die Erwartungen für die kommenden Jahre. Die EZB hat den Leitzins vor wenigen Tagen auf Null gesenkt.

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Die bittere Medizin gegen das Zinstief: Sparen, wo es nur geht. Ein Stellenabbau soll Kosten senken. Bereits im letzten Jahr haben die Sparkassen über 6.400 frei werdende Stellen nicht neu besetzt, berichtet Fahrenschon. „Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird“. Den Stellenabbau wolle man sozialverträglich gestalten und die natürliche Fluktuation nutzen. Auch die Zahl der Filialen soll weiter reduziert werden.

dpa / Sparkasse

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