Düstere Prognosen für private Lebens- und Rentenversicherungen: Die laufende Verzinsung könnte im Marktdurchschnitt 2016 erstmals unter die 3-Prozent-Marke fallen und damit einen historischen Tiefstand erreichen. Schon im laufenden Jahr erhielten neu abgeschlossene private Rentenversicherungen für 2015 im Schnitt „nur“ 3,16 Prozent gutgeschrieben, wie die Ratingagentur Assekurata errechnet hat. Diese Summe bemisst sich aus dem Garantiezins (1,25 Prozent) und dem laufenden Zinsüberschuss (1,91 Prozent). Der Wert bezieht sich auf den sogenannten Sparbeitrag, also Einzahlungen minus Kosten.

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2,88 Prozent laufende Verzinsung prognostiziert

„Es würde mich nicht wundern, wenn für 2016 im Marktdurchschnitt 2,88 Prozent an laufender Verzinsung ausgeschüttet werden“, sagte Assekurata-Bereichsleiter Lars Hermann der Euro am Sonntag. Damit hält der Abwärtstrend unvermindert an: noch im Jahr 2000 hatte die laufende Verzinsung 7,22 Prozent betragen, 2004 immerhin noch 4,5 Prozent. Erstmals war im Jahr 2012 der Branchenschnitt unter die 4-Prozent-Marke gerutscht (siehe Tabelle).

Versicherungsforen Leipzig GmbH; Primärquelle: Assekurata

Die Prognose wird dadurch gestützt, dass laut Finanzaufsicht BaFin der sogenannten Referenzzins für die Zinszusatzreserve 2015 von 3,15 Prozent auf 2,88 Prozent sinkt. Der Referenzzins entspricht üblicherweise fast exakt jenem Wert, den die Branche im Schnitt ihren Neukunden zuweist. Seit 1.1.1999 gilt die European Interbank Offered Rate (EURIBOR) als Referenzzinssatz für die Mitgliedsstaaten der EU. Die BaFin ermittelt diesen Wert jeweils Ende September aus dem zehnjährigen Renditedurchschnitt diverser Staatsanleihen, hat ihn für dieses Jahr aber noch nicht veröffentlicht.

Über alle Tarifarten und -generationen hinweg geht die laufende Verzinsung im Marktdurchschnitt um 0,21 Prozentpunkte auf 3,33% zurück (siehe Grafik 2).

Versicherungsforen Leipzig GmbH, Assekurata

Garantiezins könnte kippen

Die Bundesregierung plant sogar, den Garantiezins abzuschaffen. Das sehen die derzeitigen Verordnungsentwürfe für eine Reform des Versicherungsaufsichtsrechts (Solvency II) vor, die das Bundesfinanzministerium aktuell debattiert. Viele Versicherer wollen sich sowieso stark aus dem Geschäft mit klassischen Lebens- und Rentenpolicen zurückziehen und zukünftig auf fondsbasierte Produkte mit beschränkten Garantien setzen.

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Die geplante Abschaffung des Garantiezinses findet nicht überall Zuspruch. Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) hat die Empfehlung ausgesprochen, trotz weiter gesunkener Zinsen für europäische Staatsanleihen den Höchstrechnungszins für das Jahr 2016 bei 1,25 Prozent zu belassen. Auch der GDV warnt vor dem sofortigen Todesstoß zum 1. Januar. Man solle zunächst die am Kapitalmarkt vorherrschenden Zinssätze beobachten und dann nach den ersten Jahren der Vertragslaufzeit entsprechend modifizieren, argumentiert der Dachverband der Versicherer. Es gelte, die Altersvorsorge weiterhin attraktiv zu halten (Versicherungsbote berichtete).

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