In den großen Städten tummeln sich die Ärzte, während auf dem Land der Mangel herrscht. Nach Schätzungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) stehen bundesweit in der Provinz über 3.000 Hausarztpraxen leer. Das ist auch kein Wunder: vergleichsweise harte Arbeitsbedingungen, lange Arbeitszeiten sowie ein großes Einzugsgebiet, das per Hausbesuch abgedeckt werden muss, schrecken viele junge Mediziner vor einer Tätigkeit auf dem Land ab. Droht der Landarzt gar zum Auslaufmodell zu werden?

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Wie dem Problem der ländlichen Unterversorgung beizukommen ist, darüber zerbrechen sich Politik, Krankenversicherungen und Ärzteverbände schon seit Jahren den Kopf. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will nun verstärkt Gemeinschaftspraxen auf dem Land fördern. „Medizinische Versorgungszentren von Hausärzten, im Bedarfsfall auch in Trägerschaft der Kommune“, seien eine Variante für die bessere Versorgung auf Land, sagte Gröhe am Samstag der Neuen Osnabrücker Zeitung. Noch in diesem Jahr wolle er ein Gesetz vorlegen, um den sich anbahnenden Ärztemangel zu verhindern.

Weitere Schritte gegen Ärztemangel nötig

Bereits die schwarz-gelbe Vorgängerregierung hatte 2012 das GKV-Versorgungsstrukturgesetz verabschiedet, welches eine bessere Versorgung mit Landärzten gewährleisten soll. Unter anderem erhielten die Kassenärztlichen Vereinigungen die Möglichkeit, gemeinsam mit den Landesverbänden der Krankenkassen und den Ersatzkassen Preiszuschläge für Ärzte in strukturschwachen Gebieten auszuhandeln. Auch wurde die Einrichtung einer Zweitpraxis erleichtert und die Residenzpflicht gelockert, damit Ärzte zwischen Stadt und Land pendeln können. Sie müssen nun nicht mehr komplett aufs Land ziehen, um dort eine Praxis zu eröffnen.

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Es seien jedoch weitere Schritte erforderlich, argumentierte Gröhe. So sollen die Kassenärztlichen Vereinigungen zukünftig schon reagieren können, bevor sich in einer Region ein Ärztemangel abzeichnet. Doch auch von der Förderung gemeinsamer Versorgungszentren verspricht sich Gröhe positive Effekte. Anders als bisher üblich, sollen in den Gemeinschaftspraxen nicht Mediziner verschiedener Fachrichtungen zusammenfinden, sondern mehrere Hausärzte. Das soll gerade jungen Berufstätigen erlauben, in Teilzeit zu arbeiten, und so Familie und Beruf besser zu vereinbaren.

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