Warum ein „Nutri-Score“ für Rentenprodukte überfällig ist
Die Debatte um Rentenpaket II und Renteneintrittsalter läuft auf Hochtouren. Doch eine Frage bleibt unbeantwortet: Wie können Bürgerinnen und Unternehmer fundierte Entscheidungen für ihre private Altersvorsorge treffen, wenn sie die Qualität der Produkte nicht objektiv beurteilen können? Ein Gastbeitrag von Matthias Wolf – Geschäftsführer der GoldPfad GmbH.

- Warum ein „Nutri-Score“ für Rentenprodukte überfällig ist
- Dringlichkeit und politisches Momentum
Die Realität ist ernüchternd: Viele private Rentenversicherungen kalkulieren mit systematisch überhöhten Lebenserwartungen. Das bedeutet, dass die prognostizierten Auszahlungen im Ruhestand deutlich niedriger ausfallen, als es die Vertragsangebote vermuten lassen. Für Verbraucher ist dieses Risiko oft nicht erkennbar – und genau hier beginnt das Problem.
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Produktinformationsblätter existieren längst, erfüllen ihren Zweck aber nur unzureichend. Sie sind für Laien schwer verständlich, in Fachjargon verfasst und von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich strukturiert. Vergleichbarkeit? Fehlanzeige. Wichtige Kennzahlen wie die kalkulierte Lebenserwartung, die realistische Nettorendite nach Kosten oder die Flexibilität der Vertragsgestaltung sind oft im Kleingedruckten versteckt oder fehlen gänzlich.
Ein Transparenzlabel als Lösung – aber nicht die ganze Lösung
Ein verpflichtender „Nutri-Score“ für Rentenprodukte könnte diese Intransparenz beenden. Das Prinzip ist aus dem Lebensmittelbereich bekannt: Eine klare Farbskala von Grün bis Rot, kombiniert mit einer Buchstabenbewertung von A bis E, ermöglicht eine schnelle Einschätzung der Qualität. Übertragen auf Rentenprodukte würden zentrale Parameter einheitlich bewertet und klar ausgewiesen.
Wichtige Kriterien könnten sein:
- kalkulierte Lebenserwartung im Vergleich zur amtlichen Statistik;
- effektive Rendite nach Abzug aller Kosten;
- Flexibilität bei vorzeitiger Auszahlung, Beitragsanpassungen oder Vertragsänderungen;
- Transparenz der Vertragsklauseln und Verständlichkeit der Unterlagen.
Mehr Klarheit, mehr Vertrauen
Die Kennzeichnung sollte verpflichtend auf allen Produktunterlagen erscheinen – von der Riester-Rente über betriebliche Altersvorsorge bis hin zu privaten Rentenversicherungen. Ein solches Label hätte gleich mehrere Vorteile: Es würde den Verbraucherschutz stärken, weil schlechte oder unrealistische Angebote schon vor Vertragsabschluss erkennbar wären. Zudem würde es die Vergleichbarkeit erhöhen, da alle Produkte nach denselben Maßstäben bewertet würden. Auch die Planungssicherheit nähme zu, weil klare Kennzahlen die langfristige Finanzplanung erleichtern. Schließlich könnte ein solches Label Vertrauen schaffen, indem seriöse Anbieter ihre Stärken transparent belegen.
Schlagzeilen
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Die Erfahrung zeigt: Transparenzmaßnahmen stoßen in der Einführungsphase oft auf Widerstand. Manche Versicherer fürchten, dass Wettbewerbsvorteile schwinden. Langfristig profitieren jedoch vor allem die Anbieter, die bereits heute solide kalkulieren und kundenorientiert arbeiten.
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Besondere Verantwortung für Unternehmer
Gerade Unternehmer stehen vor der besonderen Herausforderung, nicht nur ihre eigene Rente, sondern auch die Versorgung ihrer Familie und die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Ein transparenter Renten-Score wäre ein wichtiger Schritt – doch ohne strategische Einbettung ins Gesamtbild von Firma, Eigentum und Familie bleibt es Stückwerk. Hier braucht es Expertise, die über die reine Produktbewertung hinausgeht. Analyse und Beratung durch Vermittler werden dadurch nicht überflüssig, sondern bleiben ein unverzichtbarer Teil einer tragfähigen Altersvorsorgestrategie.
Dringlichkeit und politisches Momentum
Die Notwendigkeit zur Stärkung der privaten Altersvorsorge ist durch aktuelle Studien belegt. Laut HDI-Rentnerstudie 2025 können nur 24 Prozent der Ruheständler ihren bisherigen Lebensstandard halten. Der Altersvorsorge-Monitor 2025 zeigt, dass 61 Prozent der Deutschen Angst vor Altersarmut haben und sich 34 Prozent bei der Vorsorge überfordert fühlen. Eine Analyse von The Pioneer (Mai 2025) verdeutlicht zudem, dass durch überhöhte Lebenserwartungen bis zu 90 Prozent des Kapitals ungenutzt bleiben können.
Diese Zahlen verdeutlichen: Das Problem ist nicht akademisch, sondern akut. Die anhaltende Inflation, die demografische Entwicklung und die Reformdiskussionen rund um das Rentenpaket II bieten auch ein politisches Zeitfenster, um konkrete Verbesserungen im Verbraucherschutz umzusetzen.
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Fazit: Altersvorsorge braucht mehr als Zahlen
Altersvorsorge darf kein Glücksspiel sein. Ein „Nutri-Score“ für Rentenprodukte würde die Qualität der Angebote sichtbar machen, Fehlentscheidungen vermeiden und das Vertrauen in die Branche stärken. Verbraucher hätten die Möglichkeit, auf einen Blick zu erkennen, ob ein Produkt solide kalkuliert ist. Doch Orientierung allein reicht nicht – sie muss ergänzt werden durch eine individuelle Finanzstrategie, die Unternehmerpersönlichkeiten, Familien und Eigentum ganzheitlich betrachtet. Erst im Zusammenspiel entsteht eine Vorsorgestrategie, die langfristig trägt.
- Warum ein „Nutri-Score“ für Rentenprodukte überfällig ist
- Dringlichkeit und politisches Momentum