Versicherungsbote: Sie haben in Ihrem Buch „Die Zinsfalle“ die Gefahren eines anhaltenden Niedrigzins-Szenarios für Anleger analysiert. Nun aber ist die Situation anders: Inflationswerte erreichen Rekordniveaus. Die Notenbanken versuchen, durch höhere Leitzinsen gegenzusteuern. Sehen Sie Ihre Warnungen bestätigt? Und welche Risiken drohen nun den Anlegern?

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Eckhard Sauren: Wir haben in unserem Buch und in unseren Studien zur Zinsfalle darauf hingewiesen, dass die Chancen an den Rentenmärkten seinerzeit unattraktiv waren und im Gegenzug die Risiken hoch. Nach eingetretenen prozentual zweistelligen Verlusten fast aller gängigen Rentenindizes sehen wir uns in der Analyse bestätigt. Im Oktober 2022 haben wir dann eine Telefonkonferenz zum Thema Opportunitäten am Anleihenmarkt gehalten, dass es nun wieder attraktive Ertrags/Risiko-Verhältnisse gibt, die man durch gezielte Investitionen in sorgfältig ausgewählte Rentenfondsmanager wahrnehmen kann.

Was raten Sie Anlegern in der jetzigen Situation. Wie sollten Menschen nun bei der Geldanlage vorgehen?

Wir raten Anlegern grundsätzlich, breit diversifiziert zu sein. Dabei reicht es jedoch nicht, in den Aktien- und Rentenmärkten alleine zu investieren, weil sie dann in solchen Szenarien wie in 2022 auf beiden Ebenen ähnlich stark verlieren und keine gute Diversifikation haben.

Deshalb ist die Integration von sorgfältig ausgewählten Absolute-Return-Fondsmanagern ein wesentlicher Bestandteil, der grundsätzlich in den Portfolien umgesetzt werden sollte – insbesondere auch in der aktuellen Phase.

Die Devise Ihrer „Sauren Fonds-Service AG“ lautet: „Wir investieren nicht in Fonds, wir investieren in Fondsmanager“. Verbraucherschützer und Medien kritisierten aber wiederholt doppelte Gebühren, raten stattdessen immer wieder zu ETFs. Was antworten Sie darauf?

Die Grundgedanken der Verbraucherschützer verstehen wir. Es wird aber leider in der Fondsbranche zu viel über Kosten und zu wenig über Leistung gesprochen.

Herausragende Fondsmanager sind in der Lage, ihre Kosten durch gute Wertentwicklung mehr als wieder hereinzuholen. Daher sollten Anleger nicht nur auf die Kosten, sondern vor allem auf die Leistungsfähigkeit von aktiven Fondsmanagern achten.

„Es wäre sinnvoll, Investmentfondssparen steuerlich zu fördern“

Sind Dachfonds auch etwas für Kleinanleger? Was sind hier Vor- aber vielleicht auch Nachteile?

Ein Dachfonds ist für Kleinanleger hervorragend geeignet, weil Kleinanleger damit die gleiche Diversifikation und Managerauswahl erhalten wie Großanleger. Die Vorteile sind vor allem ein aktives Management, welches im Rahmen eines Dachfonds extrem kostengünstig umgesetzt werden kann, sowie die sorgfältige Auswahl von Fondsmanagern, die in der Lage sind, nach Gebühren einen Mehrwert zu erzielen. Der Nachteil ist, dass höhere Gebühren anfallen – denen aber auch mehr Leistungen entgegenstehen.

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Als Anlageexperte: Was ist Ihre Meinung zu den Plänen der Bundesregierung, eine Aktienrente einzuführen?

Die Aktienrente soll Bestandteil der gesetzlichen Rentenversicherung sein und wäre damit der ersten Säule der Altersvorsorge zuzuordnen. Die Grundüberlegung dahinter ist durchaus nachvollziehbar, jedoch bleibt abzuwarten, wie die genaue Durchführung aussehen wird.

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Davon losgelöst wäre es sinnvoll, wie es auch der BVI befürwortet, Investmentfondssparen über Investmentspardepots steuerlich zu fördern und damit in der dritten Säule der Altersvorsorge eine solche Alternative anzubieten.

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