Versicherungsbote: Was sollten Anleger in aktuellen Krisenzeiten beachten?

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Christopher Pawlik: Das Allerwichtigste ist, Disziplin zu wahren. Krisenzeiten gepaart mit kurzfristigen Marktschwankungen können Ängste schüren. Nicht wenige Anleger stellen ihre langfristige Anlagestrategie genau dann infrage, wenn die Volatilität an den Märkten ihren Höhepunkt erreicht. Sie wollen etwas tun und ihr Portfolio schützen.

Klar ist dabei: Den besten Schutz bieten langfristig orientierten Anlegern einige Grundprinzipien der Kapitalanlage. Sie sollten mit ihren Beratern klare und realistische Ziele setzen, breit streuen, die Kosten kontrollieren und ihre Strategie – unabhängig von kurzfristigen Entwicklungen an den Kapitalmärkten – konsequent verfolgen.

Professionelle Berater, die ihre Kunden gerade in schwierigen Marktphasen intensiv betreuen und an die Hand nehmen, können hier sehr wertvolle Dienste leisten, indem sie helfen, teure Fehler zu vermeiden. Denn immer wieder zeigt sich, dass es herausfordernd ist und nur selten gelingt, die richtigen Aus- und Wiedereinstiegszeitpunkte zu identifizieren. Schon professionelle Kapitalanleger scheitern hier regelmäßig. Hier trifft bis heute die Aussage des Vanguard-Gründers John Bogle zu: „Stay the course.”

Sie bieten aktiv gemanagte Fonds und Exchange Traded Funds (ETFs) an. Warum bieten Sie beides an?

Beide Produktkategorien haben ihre spezifischen Vorzüge und damit ihre Berechtigung. Wenn Vanguard auch zu Recht als Indexfondspionier wahrgenommen wird, sind aktiv verwaltete Fonds alles andere als neu für uns und ein wichtiger Teil unserer Geschichte, die bis zu unserer Gründung im Jahr 1975 zurückreicht. Tatsächlich wurden unsere ersten elf Investmentfonds aktiv verwaltet. Und das Angebot ist stetig gewachsen: Wir sind zu einem der größten Verwalter aktiv gemangter Fonds der Welt geworden. Heute verwalten wir mehr als 1,5 Billionen US-Dollar in aktiv gesteuerten Vehikeln (Stand Ende Januar 2023).

Christopher Pawlik verantwortet die Sales Executive für Finanzberater in Deutschland und Österreich bei der Fondsgesellschaft Vanguard.@Vanguard

Für welchen Ansatz – oder welche Kombination aus beiden – sich Anleger entscheiden, hängt in erster Linie von ihren persönlichen Vorlieben und ihrer Risikobereitschaft ab: Während passive Produkte jederzeit und sehr effizient die Marktentwicklung widerspiegeln, bieten aktiv gemanagte Fonds eine Chance auf eine Outperformance – gegen höhere Gebühren.

Allerdings ermöglichen Vanguard die einzigartige genossenschaftliche Unternehmensstruktur sowie die Größe, die Kosten niedrig zu halten und dementsprechend auch im aktiven Management einen kosteneffizienten Preis zu berechnen, der gerade langfristig Anlegern einen erheblichen Mehrwert bietet. Denn wie erwähnt zählt die Kostenkontrolle zu den wichtigsten Prinzipien der Kapitalanlage. Schließlich steht jeder zusätzliche Cent Kosten nicht für die Wiederanlage zur Verfügung, woraus sich gerade langfristig eine Art negativer Zinseszinseffekt ergibt, der das Anlageergebnis deutlich schmälert.

Was sind Vor- und Nachteile von ETFs? Was muss hier besonders beachtet werden?

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Grundsätzlich bieten ETFs einen einfachen, transparenten und kosteneffizienten Zugang zu den Kapitalmärkten. Mit einem einzigen Produkt lassen sich große Teile des globalen Aktienmarkts, aber auch wichtige internationale Rentenindizes abdecken. So werden mehrere 1.000 Wertpapiere in einem einzigen Produkt handelbar – und das jederzeit und zu sehr günstigen Konditionen. Auch an ETFs, die auf eine Region oder ein Anlagesegment ausgerichtet sind, herrscht kein Mangel. Beachten sollten Anleger allerdings, dass das ETF-Angebot längst auch Produkte mit engem Fokus auf ein spezielles Thema oder eine Investment-Nische umfasst. Hier sind die genannten Vorteile nicht mehr unbedingt gegeben – für die langfristig orientierte Kapitalanlage erscheinen sie tatsächlich vielfach ungeeignet.

„Gerade bei hohen laufenden Management-Fees und Performance-Gebühren sollten Anleger genau hinsehen“

Was muss bei aktiv gemanagten Fonds in der jetzigen Situation besonders beachtet werden?

Wie erwähnt gilt es gerade auch bei aktiv gemanagten Fonds, auf die Kosten zu achten. Hier gibt es weiterhin eine erhebliche Bandbreite, was die Vergütungen angeht. Gerade bei hohen laufenden Management-Fees und Performance-Gebühren sollten Anleger genau hinsehen.

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Außerdem sollte das Marktsegment, in dem der Fonds aktiv ist, das Potenzial für eine nachhaltige Outperformance bieten. Das ist unserer Meinung nach beispielsweise weiterhin an den Anleihemärkten der Fall: Aufgrund der wirtschaftlichen und geopolitischen Lage erwarten wir auch in diesem Jahr höhere Volatilität, sehen aber gerade daher auch mehr Potenzial für aktive Anleihestrategien. Wir empfehlen eine aktive Strategie mit drei Schwerpunkten, die seit jeher und in jedem Marktumfeld Kernelemente unserer aktiven Anleihestrategien sind: Bottom-up-Wertpapierauswahl, Relative Value und sorgfältige Risikosteuerung.

Aktive Sektor-, Relative-Value- und Auswahlentscheidungen sollten mehr Bedeutung haben in einem Markt, der nicht von makroökonomischen Einflüssen oder – wie insbesondere nach der Finanzkrise – von einer unorthodoxen Zentralbankpolitik dominiert wird. In diesem Umfeld sollten Anleiheinvestoren für höhere Risiken auch eine entsprechende Prämie erwarten können.

Insbesondere Menschen mit kleinem und mittleren Einkommen sorgen laut Zahlen des Deutschen Aktieninstituts wenig über Fonds und Aktien vor (nur 7,4 Prozent). Wie kann man mehr Kleinanleger für die Börsen gewinnen?

Es bedarf vor allem der Aufklärung und Bildung in Sachen Finanzen. Viele Bürgerinnen und Bürger haben zwar schon einmal von der Rentenlücke gehört, wissen aber nicht, wie sie selbst für einen auskömmlichen Ruhestand vorsorgen können. Hier gilt es, ihnen zu helfen, den Aktienmarkt zu verstehen und Vertrauen in die langfristige Geldanlage am Aktienmarkt zu schaffen.

Eine wichtige Rolle kommt dabei Finanzberatern zu. Sie können Anlegern das nötige Wissen vermitteln, gemeinsam mit ihnen eine passende Strategie entwickeln und sie dann fortlaufend begleiten. Unterstützung bekommen sie dabei von unserem Advisor’s-Alpha-Programm.

Und welche Produkte sind aus Ihrer Sicht besonders für Kleinanleger geeignet?

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Für langfristig orientierte Anleger eignen sich breit gestreute ETFs und Indexfonds besonders gut. Sie werden den genannten Grundprinzipien der Kapitalanlage gerecht, indem sie breit streuen und kosteneffizient sind. Zudem sind sie leicht zu verstehen, und Anleger wissen jederzeit, wie sie investiert sind. Einfach gesagt, können Anleger mit einem einzigen ETF den globalen Aktienmarkt abdecken und so den einzigen „free Lunch“ nutzen, den die Börse zu bieten hat: den Vorteil breiter Diversifikation.

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