Wer dauerhaft im Pflegeheim untergebracht werden muss, zahlt hierfür immer höhere Eigenanteile: dies war die Nachricht, mit der gestern der AOK-Bundesverband an die Öffentlichkeit getreten ist. Stand November 2022 mussten die Bürgerinnen und Bürger bereits im Bundesschnitt einen Eigenanteil von 2.001 Euro zahlen - das ist jener Betrag, der zusätzlich zu den Kosten gestemmt werden muss, den die Pflegekasse übernimmt. Mehrfach bereits haben Sozialverbände gewarnt, dass sich die stationäre Pflege als Armutsfalle entpuppen könnte.

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Die Pflegeheim-Kosten setzen sich aus dem sogenannten einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE) zusammen: stark vereinfacht alle Aufwendungen, die für die Pflege bezahlt werden müssen. Dieser machte im Bundesschnitt monatlich 697 Euro aus. Hinzu gesellen sich Kosten für Unterkunft und Essen (836 Euro monatlich) sowie Investitionskosten fürs Heim (468 Euro): also etwa notwendige Ausgaben für die Instandhaltung des Gebäudes, Miet- und Pachtkosten oder Ausgaben für neue medizinische Geräte.

Saarland und Nordrhein-Westfalen besonders teuer

Ein Teil der AOK-Auswertung bezog sich auf die Frage, in welchem Bundesland im Schnitt der höchste Eigenanteil für die stationäre Pflege gezahlt werden muss. Denn regional gibt es teils deutliche Unterschiede. Rekordhalter ist das kleine Saarland: Hier beziffert sich der durchschnittliche Eigenanteil auf 2.374 Euro monatlich. Es folgt mit Nordrhein-Westfalen das Bundesland mit der höchsten Bevölkerungsdichte: Wer zum Beispiel in Nähe der Domstadt Köln untergebracht werden will, muss im Schnitt einen Eigenanteil von 2.320 Euro Eigenanteil stemmen. Es folgt Baden-Württemberg mit einem durchschnittlichen Eigenanteil von 2.244 Euro (siehe Graphik).

Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)

Im Osten ist das Pflegeheim tendenziell billiger

Tendenziell zeigt sich ein deutliches Ost-West-Gefälle: so ist es in den neuen Bundesländern eher billiger, in einem Pflegeheim untergebracht zu werden. Am wenigsten zahlen im Schnitt Pflegeheim-Bewohner in Sachsen-Anhalt, wo ein durchschnittlicher Eigenanteil von 1.525 Euro aufgebracht werden muss. Auch in Mecklenburg-Vorpommern (1.611 Euro) und Thüringen (1.693 Euro) ist es im Vergleich der Bundesländer eher preiswert. Bemerkenswert: zwischen dem Bundesland mit dem teuersten und niedrigsten Eigenanteil klafft eine Differenz von 849 Euro.

Gründe für die teils deutlichen Differenzen führt die AOK im Pressetext nicht an. Mit Blick auf die Pflegekosten resultieren die Unterschiede zum Teil aus unterschiedlichen Löhnen und Vorgaben zur Personalausstattung: So hat unter anderem die Bundesagentur für Arbeit errechnet, dass in den „alten“ Bundesländern Pflegekosten tendenziell mehr Bruttolohn erhalten. Aber auch bei der Essens-Versorgung und der Unterbringung dürften sich ein höheres Lohnniveau in den Regionen auswirken. So ist auffällig, dass es zum Beispiel auch beim Blick auf die Versorgung teils deutliche Unterschiede gibt.

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Wiederholt wurde auch die fehlende Transparenz bei den Pflegeheim-Kosten beklagt. Das betrifft etwa die Frage, weshalb Instandhaltung und Investitionen bei manchen Pflegeheimen so viel Geld verschlingen: Hier besteht keine Veröffentlichungspflicht. Das erschwert es auch, die Qualität der Pflege zu beurteilen, denn ein besonders teurer Pflegeheim-Platz ist nicht automatisch ein guter. „Wichtige Qualitätsinformationen zu Pflegeheimen wie der Personaleinsatz liegen bei den Ländern, bleiben aber meistens unter Verschluss“, kritisierte die Bertelsmann Stiftung Anfang des Jahres in ihrer Studie „Qualitätstransparenz in Pflegeheimen“.

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