Werden Anträge auf eine Berufsunfähigkeitsrente abgelehnt, kann das in über 70 Prozent der Fälle auf zwei Ursachen zurückgeführt werden: Entweder, der erforderliche Grad der Berufsunfähigkeit wird nicht erreicht oder der Antragsteller antwortet nicht mehr.

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Laut Analysen von Morgen & Morgen waren ausbleibende Kundenreaktionen 2022 mit fast 40 Prozent die häufigste Ursache für abgelehnte BU-Renten. Kein Novum: 2018 war das beispielsweise auch der Fall.

An eine Genesung oder Rückkehr in den Beruf glaubt das Analyseteam bei dieser hohen Prozentzahl nicht. Stattdessen ziehen die Analysten eine Überforderung bei der Leistungsbeantragung in Betracht, „die gerade bei psychisch Erkrankten, die immerhin einen Anteil von über 33 Prozent der BU-Ursachen ausmachen, zu vermuten wäre.“

Neue Leistungsabfrage im M&M-Rating

Morgen & Morgen ergänzt deshalb seine Analysen der Berufsunfähigkeitsversicherungen ab sofort um eine weitere Leistungsfrage: „Übernimmt der Versicherer Kosten für eine unabhängige Leistungsberatung?“

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Gemeint sind spezialisierte Dienstleister, die Versicherte bei der Beantragung einer Berufsunfähigkeitsrente unterstützen und begleiten. Etwa, indem Nachweise so zusammengestellt werden, dass der Leistungsantrag entscheidungsreif beim Versicherer eintrifft.

Vorerst keine Rating-Relevanz

Unklarheiten und Rückfragen sollen so minimiert und die Leistungsfallbearbeitung insgesamt schneller werden. „Ich würde sogar so weit gehen, dass sich Ablehnungsquoten und Prozesskosten bei den Versicherern durch die unabhängige Leistungsberatung reduzieren, denn die Gesellschaften profitieren hier von eindeutigen Anträgen, die wenig Raum für Unklarheiten lassen. Das erleichtert ihnen letztlich die effiziente Entscheidung im Sinne des Kollektivs“, so Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei Morgen & Morgen.

Vorerst keine Rating-Relevanz

Die neue Leistungsabfrage soll vorerst keine Relevanz für das Rating eines Versicherers haben, sondern zunächst einen reinen Informationswert schaffen. Man wolle keine unnötige Komplexität in die ohnehin schon umfangreiche Berufsunfähigkeitsabsicherung bringen, so Morgen & Morgen.

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Ob der Versicherer die Kostenübernahme oder die Anzahl der Leistungsberatungen einschränkt, soll kein Abwertungsgrund werden. „Es soll schließlich kein Anreiz geschaffen werden, einfach einen Antrag ‚ins Blaue hinein‘ zu stellen“, sagt Ludwig.

Mit der Dialog, der Hannoverschen und der LV 1871 bieten derzeit erst drei BU-Versicherer entsprechende Klauseln an. Alle drei Anbieter übernehmen erst nach einer ersten Ablehnung die Kosten für eine Leistungsfall-Beratung. Die neue Leistungsfrage im M&M-Rating ist damit nur „teilweise erfüllt“. Das Prädikat „vollständig erfüllt“ würde der Versicherer erst erhalten, wenn er bereits bei der Antragstellung auf Leistung die Kosten einer unabhängigen Beratung übernimmt, so Morgen & Morgen.

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