Bereits Ende 2021 hatte es Entlassungen gegeben. Damals wollte der Versicherungsriese das noch junge Projekt nicht sofort begraben. Ein Sprecher unterstrich gegenüber der "Wirtschaftswoche", dass es sich bei Heymoney um „eine langfristige Investition, die auch weiterhin unterstützt wird“. Ein halbes Jahr später wird der Finanzplattform nun der Stecker gezogen. „Unsere Arbeit an der App zu beenden, ist uns nicht leichtgefallen, aber diese Entscheidung war nicht vermeidbar“, erklärte Geschäftsführer Bernd Storm gegenüber "finance forward". Aktuell würde geprüft, welche Dienste gegebenenfalls in anderen Allianz-Anwendungen verbaut werden könnten und was mit den registrierten Nutzern sowie deren Konten passieren solle.

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Versicherer muss ehrgeizige Software-Pläne einstampfen

Es ist bereits die zweite große Niederlage in diesem Jahr. Denn der Versicherer wollte ein Betriebssystem bauen, dass auch andere Versicherer nutzen können. Seit 2018 hatte der Münchener Versicherungsriese das Betriebssystem namens ABS, was für „Allianz Business System“ steht, auch anderen Versicherern als Rundumlösung für das Verwalten von Policen angeboten. Doch diese ambitionierten Pläne dürften inzwischen als gescheitert eingestuft werden.

Ein Grund sei das fehlende Interesse von Seiten anderer Versicherer gewesen. Um die Bedenken anderer Versicherer zu zerstreuen, sich die IT eines Wettbewerbers ins Haus zu holen, hatte die Allianz sogar eine offene Stiftung gegründet und schließlich ein eigenes Unternehmen: Syncier. Doch auch unter anderem Namen blieb der große Erfolg aus. Ein weiteres Problem sei der hohe Anpassungsbedarf von ABS gewesen. Dies sei mit hohen Kosten für die Kunden verbunden. Zudem gebe es eine Reihe von etablierten IT-Dienstleistern, die Standard-Lösungen auch für Versicherer bieten und branchenfremd sind, unter anderem der deutsche Software-Riese SAP. Auf diese Angebote werde von Versicherern weit häufiger zurückgegriffen. Höchstens zehn Versicherer sollen das System genutzt haben, berichtet die „Süddeutsche“ im April 2022. Deshalb legte der Versicherer seine Ambitionen als professioneller Software-Anbieter zu den Akten.

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