Aufgrund des Ukraine-Krieges wollte sich die Allianz aus Russland zurückziehen und ihre Geschäfte dort einstellen. Doch nun lässt eine Meldung aufhorchen, wonach die US-Konzerntochter PIMCO 400 Millionen Dollar abschreiben muss, umgerechnet knapp 379,5 Millionen Euro. Der Grund: Der Vermögensverwalter habe sich mit Kreditderivaten verzockt, die sich auf russische Staatsschulden beziehen. Das berichten übereinstimmend die Webseiten risk.net und „Der Aktionär“. Sie berufen sich auf Unterlagen von PIMCO.

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Sogenannte Credit Default Swaps funktionieren ähnlich wie eine Kreditausfallversicherung, mit der Versicherer und andere Finanzakteure mögliche Zahlungsausfälle absichern können. Eigentlich ein sinnvolles Instrument, um im internationalen Handel Zahlungsausfälle und Wertschwankungen von Währungen aufzufangen. Doch wiederholt kamen sie auch als Spekulationsobjekte in Verruf. Stark vereinfacht erlauben es CDS den Anbietern, auf die Bonität von Unternehmen und Staaten zu wetten – und auf steigende bzw. fallende Prämien zu hoffen, je nachdem, ob sich die Bonität der Beteiligten positiv oder negativ entwickelt.

Verluste durch Wetten auf Rubel teils wieder ausgeglichen

Die Analysten von risk.net gehen jedoch davon aus, dass PIMCO den Verlust mit Gewinnen wieder auffangen kann, die der Vermögensverwalter beim Handel mit dem Rubel erwirtschaftet hat. Wider Erwarten war Wochen nach Ausbruch des Krieges die russische Währung gegenüber dem Dollar und dem Euro stark aufgewertet worden. Ursache hierfür ist die Knappheit an Gas und Öl auf dem Weltmarkt, die es Russland erlaubt, trotz der Embargos westlicher Staaten nach neuen Abnehmern zu suchen. Vor allem der Handel mit Indien und China soll nun ausgebaut werden – und Russland kann höhere Preise für seine Energie-Ressourcen verlangen.

Die Allianz hatte nach Ausbruch des Ukraine-Krieges bekanntgegeben, sich von einem Großteil ihres Russland-Geschäftes zu trennen. Einen Käufer haben die Münchener bereits gefunden: die Interholding LLC, der auch der russische Schaden- und Unfallversicherer Zetta Insurance gehört. Im Gegensatz zur Zurich, die ihr komplettes Russland-Geschäft verkauft, will die Allianz nach der Transaktion aber weiterhin eine Minderheitsbeteiligung von 49,9 Prozent an dem kombinierten Unternehmen halten. Der Versicherer begründet das damit, dass „die Kontinuität für Kunden und Mitarbeiter“ gewährleistet bleiben soll. Die Allianz geht davon aus, 400 Millionen Euro bei dem Geschäft zu verlieren.

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Structured-Alpha-Skandal kostet Allianz Milliarden

Für Milliarden-Verluste sorgten bereits Vergleichszahlungen, die die Allianz im Skandal um verlustreiche Structured-Alpha-Fonds zahlen muss. Auch hier ist das US-Geschäft des Versicherers betroffen: Pensionsfonds wurden riskante Finanzwetten als vermeintlich sichere Geldanlage verkauft. Diese klagten erfolgreich vor US-Gerichten. Nachdem die Allianz bereits für das Geschäftsjahr 2021 umgerechnet 3,7 Milliarden Euro für Vergleichs-Zahlungen zurückstellen musste, gesellten sich im ersten Quartal 2022 weitere 1,9 Milliarden hinzu. Dies drückte das Quartalsergebnis in den ersten drei Monaten 2022 deutlich.

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