Wer die aktuelle Quartalsmitteilung der Allianz liest, dem schlagen zunächst ausschließlich positive Meldungen entgegen. „Allianz erzielt operatives Ergebnis von 3,2 Milliarden Euro“, heißt es da bereits in der Überschrift. Und: „Gesamtumsatz steigt um 6,2 Prozent auf 44 Milliarden Euro“. Also alles gut bei Deutschlands Branchenführer? Nein, denn die eigentliche Botschaft versteckt sich im zweiten Satz. Um 78,1 Prozent bricht der auf Anteilseigner entfallende Quartalsüberschuss ein. Erlöste man im Vorjahr noch 2,2 Milliarden Euro, so sind es nun nur noch 600 Millionen Euro.

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Der Grund: Im ersten Quartal hat der Versicherer zusätzliche Rückstellungen von 1,6 Milliarden Euro bilden müssen, um Rechtsstreite und Strafzahlungen aufgrund der Structured-Alpha-Fonds zu bilden. Als sichere Altersvorsorge beworben, wurden diese unter anderem an US-Pensionsfonds vermittelt. Und brachen zu Beginn der Corona-Krise 2020 massiv ein. Zwei Fonds wurden geschlossen, der Rest abgewickelt. Nun klagen nicht nur zahlreiche Geschädigte gegen die Allianz, sondern auch die US-amerikanischen Behörden prüfen Strafzahlungen. Die Sache könnte den Versicherer insgesamt sechs Milliarden Euro kosten.

Ehrgeizige Ziele für laufendes Geschäftsjahr nicht aufgegeben

Trotzdem hält die Allianz an ihren ehrgeizigen Zielen für das laufende Geschäftsjahr fest. Als Ziel für das operative Ergebnis in 2022 wurden 13,4 Milliarden Euro ausgeschrieben, plus oder minus eine Milliarde Euro. Auch das Aktienrückkaufprogramm von 1 Milliarde Euro sei auf Kurs: 2,4 Millionen Aktien habe man für 500 Millionen Euro bis Ende April 2022 erworben.

Blickt man auf die Zahlen unabhängig vom Hedgefonds-Skandal, so ging das operative Ergebnis im ersten Quartal 2022 um 2,9 Prozent zurück: auf 3,2 Milliarden Euro. Ursache sei, dass sich die Schäden aus Naturkatastrophen fast vervierfachten, was zu einem Rückgang des versicherungstechnischen Ergebnisses im Geschäftsbereich Schaden- und Unfallversicherung geführt habe. Das operative Ergebnis lag mit 1,4 (1,5) Milliarden Euro im Schaden/Unfall-Segment um 9,0 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum

Dies wurde teilweise durch ein starkes operatives Ergebnis im Geschäftsbereich Asset Management ausgeglichen, was auf ein höheres durchschnittliches für Dritte verwaltetes Vermögen zurückzuführen ist. Die operativen Erträge in diesem Bereich stiegen um 12,5 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro, was auf höhere Erträge aus dem verwalteten Vermögen zurückzuführen sei.

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Der Barwert der Neugeschäftsbeiträge in der Lebensversicherung und im Kranken-Geschäft war mit 19,4 (19,5) Milliarden Euro stabil. In Deutschland wurden weniger kapitaleffiziente Produkte und in Italien weniger fondsgebundene Produkte abgesetzt, berichtet der Versicherer. Die Neugeschäftsmarge kletterte auf 3,5 Prozent (2,9 Prozent), was auf einen verbesserten Geschäftsmix zurückzuführen sei. Der Neugeschäftswert erhöhte sich um 20 Prozent auf 671 (558) Millionen Euro, auch dank höherer Volumina in den meisten operativen Einheiten.

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