Wenn Russland in eine Staatspleite rutscht, drohen der Allianz laut der Privatbank Berenberg Abschreibungen von bis zu 300 Millionen Euro. Das berichtet das „Handelsblatt“ am Mittwoch. Zwar haben die Münchener ohnehin nicht viel in dem Staat investiert: Der Anteil an russischen Staatsanleihen und anderen Finanzprodukten liege lediglich bei 0,25 Prozent des Investment-Portfolios. Dennoch würden die Abschreibungen die Allianz zu einer Zeit belasten, wo sie ohnehin mit anderen Herausforderungen zu kämpfen habe.

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Weitere Risiken könnten Quartalsbilanz belasten

So wurden unter anderem Teile Europas und Australiens im ersten Quartal 2022 von Naturkatastrophen heimgesucht, was dem Versicherer hohe Kosten erzeugen könnte. In Australien wurden nach 16 Tagen anhaltendem Regen Anfang März viele Regionen überschwemmt, teils wurde die komplette Infrastruktur zerstört. Besonders die Bundesstaaten Queensland und New South Wales sind betroffen. 21 Menschen verloren hierbei ihr Leben. In Europa richtete unter anderem das Sturmtief Eunice große Schäden an. Das könne die Quartalsbilanz des Versicherers belasten, schreibt das „Handelsblatt“. Steigende Zinsen könnten zudem den Vermögensverwalter PIMCO belasten, der stark in Anleihen investiert ist.

Zudem belasten noch Rechtsstreite um sogenannte Structured Alpha Fonds den Versicherer. Der Allianz wird vorgeworfen, riskante Terminwetten als scheinbar sichere Altersvorsorge beworben zu haben: unter Aussicht hoher Renditen von bis zu zehn Prozent. Als die Börsen 2020 dank Corona kurz auf Talfahrt gingen, verloren sie Milliarden. Viele Pensionsfonds hatten darin investiert, es geht um die Altersvorsorge ganzer Berufszweige: etwa der Pensionsfonds für Lehrer im US-Bundesstaat Arkansas (ATRS) sowie der Pensionsfonds für die Mitarbeiter der New Yorker Verkehrsbetriebe. Nur mit einem Teil der klagenden Einrichtungen konnte bisher eine Einigung erzielt werden. Der Versicherer hat 3,7 Milliarden Euro zurückgelegt, aber laut Branchenexperten könnten weitere Schadenforderungen drohen.

Allianz will sich aus Russland-Geschäft geordnet zurückziehen

Ohnehin will sich die Allianz aus dem Russland-Geschäft zurückziehen, wie Mitte Februar eine Sprecherin den Dow Jones Newswires bestätigt hat. Doch das soll möglichst ohne Totalabschreibungen passieren: nach und nach wolle man das Engagement in Russland und Weißrussland zurückfahren, wenn auch „entschlossen“ und „geordnet“. Auch Versicherungs-Neugeschäft soll nicht mehr gezeichnet werden.

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Zugleich verwies die Allianz darauf, dass man ohnehin nicht stark in den Ländern vertreten sei. Das Versicherungsgeschäft mit Russland und der Ukraine mache weniger als 0,2 Prozent des Konzernumsatzes in 2021 aus bzw. trage weniger als 30 Millionen Euro zum Gewinn bei. Auf das Anlageportfolio würden etwa 0,3 Prozent der investierten 808,5 Milliarden Euro entfallen.

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