Die Allianz Gruppe kann im ersten Quartal 2021 an alte Erfolge anknüpfen, nachdem im letzten Jahr bereits die drohende Coronakrise das Ergebnis drückte. Der operative Gewinn in den Monaten Januar bis März kletterte auf 3,3 Milliarden Euro, nachdem man im Vorjahr „nur“ 2,3 Milliarden erzielen konnte. Das berichten die Münchener am Dienstag per Quartalsmitteilung.

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Zum operativen Gewinn haben alle Kernbereiche beitragen können, berichtet der Versicherer weiter: Schaden- und Unfallversicherung, Lebens- und Krankenversicherung sowie die Vermögensverwaltung. Allerdings zeigen sich in den einzelnen Sparten deutliche Unterschiede:

  1. In der Schaden- und Unfallversicherung stieg das operative Ergebnis im ersten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kräftig an: um 46,6 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Dabei profitierten die Münchener von einem Rückgang der Schäden aus Naturkatastrophen und von vernachlässigbaren COVID-19-Effekten. Die Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich um 4,7 Prozentpunkte auf 93,0 (Vorjahr: 97,8) Prozent.

    Zugleich sank der Gesamtumsatz von 20,3 Milliarden auf 19,7 Milliarden Euro. Dieser Rückgang um -1,6 Prozent sei hauptsächlich auf einen negativen Volumeneffekt von 4,8 Prozent und einen positiven Preiseffekt von 3,5 Prozent zurückzuführen. Finanzchef Giulio Terzariol deutet an, dass die Münchener sehr vorsichtig neue Risiken zeichnen: „Wir bleiben diszipliniert in unserer Zeichnungspolitik und konzentrieren uns weiterhin auf Produktivitätssteigerungen.“

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  2. In der Lebens- und Krankenversicherung ging der Umsatz ebenfalls zurück: von 20,5 Milliarden auf 20,0 Milliarden Euro (-2,4 Prozent). Dennoch zeigen sich die Münchener mit dem Geschäft in diesen Sparten zufrieden. So stieg auch hier der operative Gewinn um 50 Prozent an, sodass er sich im ersten Quartal auf 1,2 Milliarden Euro summierte. Dieses Plus sei überwiegend auf die Erholung der Marge aus Kapitalanlagen zurückzuführen. Speziell in den Vereinigten Staaten hätten positive Marktentwicklungen zu einem höheren Kapitalanlageergebnis bei indexgebundenen Renten-Policen beigetragen, berichtet die Allianz. Zudem hätten in Deutschland und Frankreich niedrigere Wertberichtigungen vorgenommen werden müssen als im Vorjahr. Details nennt die Allianz hier nicht. Aber die Corona-Pandemie führte bei vielen Finanzdienstleistern zum Beispiel dazu, dass sie wegen erwarteter Kreditausfälle Werte nach unten korrigieren und verstärkt Rücklagen bilden mussten. Leider verzichtet die Allianz darauf, Kranken- und Leben-Geschäft gesondert aufzuschlüsseln.

  3. In der Vermögensverwaltung stieg das verwaltete Vermögen für Dritte im Vergleich zum Jahresende im ersten Quartal 2021 um 63 Milliarden Euro an, sodass die Allianz und ihre Töchter nun 1.775 Milliarden Euro betreuen. Dieses Plus sei auf positive Wechselkurseffekte von 49,6 Milliarden Euro und Nettomittelzuflüsse von 37,8 Milliarden Euro zurückzuführen, auch wenn zugleich gegenläufige Markteffekte das Wachstum ausgebremst hätten. Das gesamte verwaltete Vermögen der Gruppe summierte sich im Quartal 2021 sogar auf 2.432 Milliarden Euro. Verglichen mit dem ersten Quartal 2020 stieg das operative Ergebnis durch höhere Erträge um 10,0 Prozent auf 747 (679) Millionen Euro, vor allem aufgrund des höheren durchschnittlichen für Dritte verwalteten Vermögens, gestiegener erfolgsabhängiger Provisionen und der Integration des Immobilien-Investors Allianz Real Estate.

Allianz Direct kommt nicht so recht in Schwung

Sorgen macht den Münchenern allerdings ein Projekt, das eigentlich Flaggschiff sein soll. Allianz Direct wurde von Konzernchef Oliver Bäte als Online-Versicherer der Zukunft integriert: Seit 2019 am Start, soll er es irgendwann erlauben, weltweit mit den gleichen Tarifen zu punkten: einfach abschließbar und leicht skalierbar. Das aber entpuppt sich bisher als schwierig. Aktuell ist man mit wenigen Produkten in Deutschland, Italien und den Niederlande aktiv.

Statt Wachstum heißt es nun sogar Bestandsverlust, wie Finanzvorstand Giulio Terzariol einräumen musste. 25 Prozent des Prämienvolumens habe die Versicherungstochter allein verloren. Hierbei ist zu bedenken, dass Allianz Direct die Verträge des Vorgängers Allsecur übernommen hat.

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Glaubt man Terzariol, ist der Vertragsschwund aber zunächst durchaus eingeplant. Man habe viele Verträge über Vergleichsplattformen vermittelt, speziell Kfz-Versicherungen: wegen hoher Provisionen und Kosten sind diese für Versicherer mitunter wenig profitabel. Man habe sauber starten wollen und sich von unprofitablem Geschäft trennen wollen, so der Vorstand. "Zu hohe Akquisitionskosten" seien zudem ein Grund für den holprigen Start. Mit anderen Worten: Man muss noch viel Geld für Werbung ausgeben, um die Online-Tochter bekannt zu machen.

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