In den letzten Jahren schreckte Warren Buffet mit seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway vor größeren Investments zurück. Stattdessen wurden große Bargeldbestände angehäuft: umgerechnet 150 Milliarden US-Dollar. Umso mehr erregte es am Montag Aufsehen, als der 91jährige verkündete, nun doch wieder viel Geld in die Hand nehmen zu wollen, um ein Unternehmen zu kaufen, von dem er sich gute Rendite verspricht. Es ist ein Versicherer: Der US-Anbieter Alleghany.

Anzeige

Wie Berkshire Hathaway und Alleghany in einem gemeinsamen Pressetext melden, haben sich beide Seiten auf eine Übernahme geeinigt. Berkshire werde alle Aktien für 848,02 US-Dollar pro Aktie in bar erwerben. Die Transaktion sei von den Verwaltungsräten beider Unternehmen einstimmig gebilligt worden und entspreche einem Gesamtwert des Eigenkapitals von rund 11,6 Milliarden US-Dollar: umgerechnet 10,5 Milliarden Euro. Damit liege der Aktienpreis den Angaben zufolge 29 Prozent über dem Durchschnittspreis der vergangenen 30 Tage.

Wenn die Behörden und Aktionäre zustimmen, soll die Übernahme im vierten Quartal des Jahres abgeschlossen werden. "Berkshire wird die perfekte dauerhafte Heimat für Alleghany sein, ein Unternehmen, das ich seit 60 Jahren genau beobachtet habe. Im Laufe von 85 Jahren hat die Familie Kirby ein Unternehmen geschaffen, das viele Ähnlichkeiten mit Berkshire Hathaway aufweist", sagte Buffett, Chairman und Chief Executive Officer von Berkshire Hathaway. Alleghany soll nach Abschluss der Transaktion weiterhin als unabhängige Tochtergesellschaft von Berkshire Hathaway tätig sein.

Warren Buffet setzt auf Versicherer

Dass Warren Buffet auf Versicherungen für seine Investments setzt, sind keine Neuigkeiten. Traditionell ist Berkshire Hathaway stark im Versicherungsgeschäft investiert, unter anderem mit eigenem Rückversicherungs-Geschäft und dem Autoversicherer Geico. 2021 kam ein Viertel des operativen Gewinns von Berkshire aus dem Versicherungsgeschäft.

Alleghany ist sowohl im Erst- als auch Rückversicherungsgeschäft tätig, bietet darüber hinaus Vermögensverwaltung an. Im Geschäftsjahr 2021 konnte der Versicherer einen Nettogewinn von 1,035 Milliarden US-Dollar (949 Millionen Euro) erzielen, wobei die Bilanz durch hohe Schäden aus Naturkatastrophen, Folgen der Corona-Pandemie und durch das Niedrigzinsumfeld litt. Besonders engagiert sind Firmentöchter bei Gewerbeversicherungen für den Großhandel und Kautions-Versicherungen. Die Tochter Alleghany Capital Corporation investiert zudem in Nicht-Finanz-Unternehmen verschiedenster Branchen, zum Beispiel Werkzeug- und Maschinenbau, Betonfertigung, Pharmaindustrie sowie Projektmanagement.

Anzeige

Trotz der Probleme im abgelaufenen Geschäftsjahr sieht Alleghany-Firmenchef Joe Brandon für 2022 gute Wachstumschancen. „Wir beabsichtigen, unser Rückversicherungs- und Versicherungsportfolio weiter zu stärken, da wir positive Tarifentwicklungen und steigende Geschäftsmöglichkeiten beobachten. Die Portfoliounternehmen von Alleghany Capital verzeichnen einen starken Auftragseingang, bauen gesunde Auftragsbestände auf und profitieren von den verbesserten Geschäftsbedingungen auf ihren jeweiligen Märkten“, sagte Brandon im Februar bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr.

Anzeige