Wie sieht die aktuelle Strategie der Allianz in der Lebensversicherung und in der Vermögensverwaltung aus? Einblicke hierin gewährt Andreas Wimmer in einem Interview mit dem "Handelsblatt". Wimmer ist seit 2020 Vorstandsvorsitzender der Allianz Lebensversicherungs-AG und leitet zusätzlich die Bereiche Asset Management sowie Allianz Life in den USA. Ende März wird er voraussichtlich den Posten als Leben-Chef an Katja de la Viña abgeben, die derzeit noch krankheitsbedingt ausfällt.

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Vermögensverwaltung: bereinigtes Portfolio, mehr alternative Investments

Bei der Investment-Tochter Allianz Global Investors (AGI) stehen die Zeichen auf Vereinfachung, wie Wimmer berichtet. Zudem wolle die Allianz ihr Portfolio bereinigen. So habe man seit Anfang 2020 rund 140 Strategien von vorher 450 herausgenommen. Auch wolle die Allianz als Vermögensverwalter -trotz des schwierigen Marktumfeldes- weiter wachsen. „Beispielsweise wollen wir bei alternativen Anlagen mehr machen, also bei Immobilien, Beteiligungen, Finanzierungen und Infrastruktur“, berichtet Wimmer.

Die Frage, ob die Lebensversicherung und die Vermögensverwaltung nun stärker zusammen wachsen, antwortet Wimmer indirekt: „Wir schauen uns viele Themen gemeinsam und global an, am Ende ist es eine Umsetzung in der jeweiligen Gesellschaft“. Er verweist auf die Bedeutung beider Bereiche. Die Allianz sei einer der größten Lebensversicherer der Welt - und wahrscheinlich der größte Asset Manager. Zusammen würden Leben und Vermögensverwaltung rund 60 Prozent des operativen Allianz-Gewinnes beisteuern: eine Position, die man ausbauen wolle. Bei den deutschen Lebensversicherern seien heute schon ein Drittel der 300 Milliarden Euro an Kundengeldern in alternativen Anlagen investiert. Viele seien für Privatanleger nur scher zugänglich.

Aktuell habe man rund 200 Milliarden Euro in alternative Anlagen investiert, berichtet Wimmer weiter. „Pimco hat sich mit der Allianz Real Estate verstärkt die Kapitalanlage in Immobilien vorgenommen, AGI investiert seit Jahren in Private Equity und Infrastruktur“, so der Vorstand. Hier seien künftig noch viel mehr Investitionen in Infrastruktur notwendig, um die Wirtschaft zu transformieren. Als Beispiel nennt der Vorstand den Umbau der Stromnetze, die Digitalisierung oder eine CO2-arme, klimaneutrale Produktion.

Genau dieser Transformationsprozess hat der Allianz zuletzt auch Kritik eingebracht. Der Vorwurf: Die Allianz halte an klimaschädlichen Investments fest. Laut einer Studie der Nichtregierungsorganisation Urgewald zählt die Allianz zu den 20 größten Investoren in die Kohleindustrie weltweit, rund 9,4 Milliarden US-Dollar (8,41 Milliarden Euro) hat sie demnach noch immer in Kohle investiert. Allein 6,4 Milliarden entfallen dabei auf die US-Tochter PIMCO, während man sich in Deutschland stärker um einen Wandel hin zu grüneren Investments bemühe.

Capital-light-Strategie in der Lebensversicherung

Einblicke gewährt Wimmer in dem Interview auch in die aktuelle Strategie der Münchener in der Lebensversicherung. Dort verfolge man eine „Capital-light-Stragie“, womit im vergangenen Jahr bereits Milliarden an zuvor gebundenem Material freigesetzt worden seien. Stark vereinfacht: Statt viel eigenes Kapital zu binden, um Garantien und Zusagen an die Sparenden langfristig abzusichern, schließt die Allianz Rückversicherungen ab, um das Risiko aufzufangen. Somit kann die Allianz mehr Kundengelder investieren. „Entscheidungen darüber müssen immer die regulatorischen Unterschiede in den Märkten und das Risikomanagement berücksichtigen“, gibt Wimmer zu bedenken.

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Der Interviewer fragt daraufhin Wimmer, ob die Allianz in der Lebensversicherung ausschließlich zum „Manufacturer & Designer“ wird. Mit anderen Worten: Verwaltung und Investment der Kundengelder würde dann outgesourct und von Drittanbietern gewährleistet, etwa Rückversicherern. Das verneint Wimmer. „Der Kunde wird auch in Zukunft die Allianz als Anlaufstelle für seine Police haben wollen“, erwidert der Manager: und deutet so zumindest an, dass die Münchener noch mehr Aufgaben an Dritte abgeben könnten.

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