Die deutschen Versicherer schauen vorsichtig optimistisch in die Zukunft: Das ist Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Demnach rechnen 32 Prozent mit einer positiven Geschäftsentwicklung, während zehn Prozent der befragten Unternehmen von einem negativen Trend ausgehen. Der Saldo von Versicherern, die ihre Situation als gut bzw. schlecht beurteilen, beträgt folglich 22 Punkte. Hier gilt: je höher der Saldo, desto besser. Damit schneidet die Branche besser ab als der Schnitt der befragten deutschen Unternehmen, der aktuell bei lediglich fünf Punkten liegt. Auf die Zahlen macht aktuell das Versicherungsjournal aufmerksam.

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Die Erwartungen der Versicherer haben sich gegenüber der letzten Befragung im Herbst 2021 allerdings leicht eingetrübt, als der Saldo aus positiven und negativen Erwartungen noch bei 27 Punkten gelegen hatte. Im September gingen noch 32 Prozent von einer positiven Geschäftsentwicklung aus und lediglich fünf Prozent erwarteten einen Rückgang.

Ebenfalls deutlich positiver als in der Gesamtwirtschaft sehen die Versicherer ihre Geschäftslage. 53 Prozent der Assekuranzen sagen, diese habe sich verbessert, während lediglich ein Prozent von einer Verschlechterung berichtet. Dem -daraus folgenden- positiven Plus von 52 Punkten steht branchenübergreifend ein Saldo der Geschäftslage von nur 18 Punkten gegenüber. Die Umfrage deutet darauf hin, dass die Versicherer die Corona-Krise deutlich besser meistern als viele andere Branchen. Insgesamt wurden für die Umfrage knapp 28.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen befragt.

Nur ein Viertel der deutschen Unternehmen erwartet bessere Geschäfte

Blickt man auf die Gesamtwirtschaft, so hat sich die Stimmung zum Jahresbeginn 2022 gegenüber dem letzten Herbst leicht eingetrübt. Weniger Unternehmen erwarten bessere Geschäfte bis zum Jahresende. Im Herbst hatten noch 27 Prozent der Befragten ihre Geschäftserwartungen als „besser“ kategorisiert, 17 Prozent gingen von einer Verschlechterung aus. Nun stehen bei der aktuellen Umfrage 24 Prozent positive Stimmen rund 19 Prozent mit einer schlechteren Prognose gegenüber. Folglich sank der Saldo von zehn auch fünf Punkte.

“Die Konjunktur hält die Luft an. In den Unternehmen herrscht zwar weiterhin eine vorsichtig optimistische Grundstimmung. Viele wissen aber wegen großer Unsicherheiten nicht, wie es weiter geht“, kommentiert DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. "Wir sehen bei den wichtigsten Faktoren nach den Steigerungen des vergangenen Jahres eine Seitwärtsbewegung oder gar einen leichten Knick nach unten." Entsprechend korrigiert auch der DIHK seine Wachstumsprognose nach unten: von 3,6 auf drei Prozent.

Als größte Geschäftsrisiken bei deutschen Unternehmen machte die DIHK hohe Energie- und Rohstoffpreise (64 Prozent Zustimmung über alle Branchen hinweg), Fachkräftemangel (61 Prozent) und hohe Arbeitskosten (43 Prozent) aus. Dies waren die häufigsten Antworten. Auch wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (39 Prozent) und eine schwache Inlandsnachfrage (37 Prozent) wurden häufig genannt. Hier waren die Antwort-Optionen jedoch weitgehend vorgegeben. So fällt auf, dass wichtige andere potentielle Risiken, die in vergleichbaren Studien genannt werden, fehlen: etwa Cyberkriminalität oder Patentdiebstahl. Auch Risiken, die im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stehen, werden nur indirekt erfasst.

Jedes dritte deutsche Unternehmen hat finanzielle Probleme

Als sehr stark schätzen Versicherer ihre finanzielle Situation ein: 90 Prozent der Assekuranzen sagen, diese sei stabil. Auch hier zeigt sich eine deutlich bessere Situation als in der Gesamtwirtschaft. Demnach empfindet mehr als jedes dritte deutsche Unternehmen seine eigene Finanzlage als problematisch. "Zwei Jahre Corona-Krise haben viele Reserven aufgebraucht", so Wansleben. "Das können auch die Hilfen, die vieles abgefedert haben, nicht ändern. Je kleiner das Unternehmen, desto kritischer stellt sich die Finanzlage dar, vor allem beim Eigenkapital und der Liquidität."


Besonders angespannt ist die Situation in jenen Branchen, die überproportional von Corona-Maßnahmen betroffen sind. So beurteilen im Gastgewerbe aktuell mehr als 70 Prozent der Unternehmen ihre Lage als schlecht. 35 Prozent der Gastbetriebe klagen über Liquiditätsengpässe und neun Prozent fürchten eine drohende Insolvenz (Herbst 2021: 3 Prozent). In der Kultur- und Freizeitwirtschaft (Kunst, Unterhaltung, Erholung) stemmen sich aktuell sogar 13 Prozent (Herbst 2021: 5 Prozent) gegen das finanzielle Aus.

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