Im Mai 2020 hatte das Vergleichsportal Check24 für die frisch gegründete Banktochter eine Banklizenz erhalten. Seither bietet das Portal die einfachste Form der Bankdienstleistungen an. Drei verschiedene Girokonten und ein Tagesgeldkonto sind im Angebot. Wie viele Kunden die offerierten Konten bisher nutzen, ist indes nicht bekannt.

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Das Geldhaus könnte schon deutlich bekannter und vielleicht sogar profitabel sein, wenn das Check24 den TÜV-zertifizierten Girokontenvergleich hätte weiterlaufen lassen können. Denn im August 2020 hatte das Vergleichsportal einen TÜV-zertifizierten Girokontenvergleich nach dem Zahlungskontengesetz (ZKG) auf den Markt gebracht. Damals kam der Vergleich schon leicht verspätet. Denn eigentlich sah die EU-Zahlungskontenrichtlinie vor, dass alle Mitgliedsstaaten bis zum 31.10. 2018 mindestens ein Online-Angebot zum kostenfreien Vergleich der Entgelte für Zahlungskonten aufgebaut haben. Die Bundesregierung wollte dies jedoch nicht über ein staatliches Portal abbilden und entschied sich deswegen für eine TÜV-Zertifizierung.

Marketing-Schachzug geht nicht auf

Für das Vergleichsportal schien das neue Angebot ein geschickter Marketing-Schachzug. Mit einer TÜV-Zertifizierung lässt es sich durchaus leichter verkaufen. Mit dem Wissen über alle Preise des Marktes ist es schwer vorstellbar, dass das Girokonto der C24 Bank im Mittelfeld gelandet wäre. Viel wahrscheinlicher wäre eine obere, wenn nicht sogar die Spitzenposition gewesen.

Zu diesem Zeitpunkt war ein Vergleich mit mehr als 600 Anbietern aufgebaut worden. Damit seien nach der Bilanzsumme immerhin 80 Prozent des Marktes abgedeckt, erklärten die Münchener. Laut Statista wurden Ende 2019 genau 1.717 Banken und Sparkassen im Bundesgebiet gezählt. Die Zertifizierung sei in enger Abstimmung mit dem Bundesfinanzministerium durch den TÜV Saarland erfolgt.

Doch bereits im Januar 2021 musste Check24 seinen zertifizierten Vergleich für Girokonten wieder abschalten. Grund war ein Streit mit den Verbraucherzentralen, die den Marktvergleich als unzureichend bewerteten - und dem Portal eine Abmahnung schickten sowie eine Unterlassungsklage einreichten.

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Verbraucherschützer kippen Girokontenvergleich

Die Verbraucherschützer bemängelten, dass der Vergleich nur 613 Konten von insgesamt 1.700 Banken berücksichtige. Zudem seien die Banken oft nur mit einem einzigen Kontomodell erfasst, obwohl die Geldhäuser mehrere verschiedene Girokonten anbieten würden. Verbraucher könnten so zu Abschlüssen verleitet werden, dessen Grundlage ein unvollständiger und intransparenter Marktvergleich sei. Auch seien die Daten nicht immer aktuell, sondern um Wochen veraltet.

Check24 bleibt mit Blick auf C24-Bank entspannt

Die Verbraucherschützer bemühten schließlich das Landgericht München. Und: Die Richter folgten der Argumentation der Verbraucherschützer und erklärten, dass das von Check24 betriebene Vergleichsportal für Girokonten wegen mangelhafter Marktabdeckung unzulässig war und damit gegen das Zahlungskontengesetz verstieß. Demnach müsse ein zertifiziertes Vergleichsportal einen wesentlichen Teil des Marktes abdecken und eine ausgewogene Anzahl von Angeboten aus jeder Bankengruppe enthalten.

BaFin soll Girokonten-Vergleich aufbauen

Nun muss die soll die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) einen entsprechenden Girokonten-Vergleich bereitstellen. Doch das braucht Zeit. Die Vergleichswebseite der Behörde soll im zweiten Quartal 2022 an den Start gehen. Bis die BaFin ihr Portal freischaltet, springt die „Stiftung Warentest“ ein. Diese bietet ihren Girokonten-Vergleich auf test.de normalerweise kostenpflichtig an. Nun soll er als Zwischenlösung frei zur Verfügung stehen.

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Allerdings sind im Girokontenvergleich der Stiftung Warentest nur etwas mehr als 300 Girokontenmodelle von mehr als 130 überregionalen und regionalen Banken und Sparkassen verbaut. Diese Zahl zeigt aber bereits das Problem eines solchen Vorhabens. Die Verbraucherzentralen hatten Check24 abgemahnt, weil der Anbieter „nur“ 613 Konten in seinen Vergleich einbezogen hatte, folglich weit mehr als die „Stiftung Warentest“. Schließlich sei damit kein ausreichender Marktüberblick gegeben, hatten die Verbraucherschützer beklagt.

C24 Bank will in fünf Jahren in die Gewinnzone

Für Check24 war die Niederlage ein herber Dämpfer. Denn mit einem unabhängigen Portal hätte das günstige Angebot der C24-Bank schneller punkten können. Doch von Schwarzmalerei hält man bei der Unternehmensgruppe nicht viel. Denn gerade in der Niedrigzinsphase haben viele Wettbewerber ihr kostenfreies Angebot gestrichen. Das Angebot des jungen Bankhauses soll im Basismodell auf jeden Fall kostenfrei bleiben. Deshalb sieht Check24-Geschäftsführer Henrich Blase „gute Chancen“, dass Kunden ihr Gehaltskonto auf seine Bank übertragen.

Ziel sei es nun „in drei bis fünf Jahren mit der Bank eine schwarze Null“ zu schreiben, erklärte Blase gegenüber dem "Handelsblatt". Dabei sollen auch die bestehenden Dienste von Check24 helfen. Das Vergleichsportal bietet unter anderem Vergleiche von Reisen, Versicherungen, Strom, Gas und DSL an. Wenn diese Angebote geschickt verknüpft sind, können sie schnell für Wachstum sorgen. Dies hatte Check24 bereits über die eigene App versucht, in der alle Angebote hinterlegt sind. Mit der eigenen Bank schafft man quasi einen eigenen Kosmos.

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Zudem gibt es durch Open Banking, deren Grundlage die EU-Richtlinie PSD2 ist, eine weitere Waffe. Dadurch können C24-Bankkunden direkt aus dem Konto zu den passenden Vergleichen gelotst werden. Der Abschluss einer Versicherung oder eines Kreditvertrags kann damit direkt aus dem Bankkonto erfolgen.„Unser Interesse ist es nicht, eigene Produkte zu verkaufen. Wir bieten unseren Kunden an, über die Bank Vergleichsprodukte zu erwerben“, unterstreicht der Mitgründer. Hinzu kommt, dass Check24 nach eigenen Angaben etwa 15 Millionen Kunden hat. Wenn diese Kunden für das Geldinstitut scharf geschaltet werden, kann das Projekt schnell zum Erfolgsmodell werden.

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