Die HUK-Coburg ist mit rund 13 Millionen versicherten Fahrzeugen größter deutscher Autoversicherer. Doch in einem Interview mit der „Börsen-Zeitung“ (Dienstag) muss Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann nun einräumen, dass die Wechselsaison 2021/22 nicht verlief wie gewünscht. Branchenweit sei ein Einbruch der Nachfrage zu verzeichnen.

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Das Wechselgeschäft war anders als sonst. Wir registrieren ein deutlich geringeres Interesse der Bundesbürger, sich um ihre Autoversicherung zu kümmern“, sagte Heitmann. Das sei zum Beispiel an den Suchanfragen im Internet nachzuvollziehen: Der Aufruf von Schlüsselbegriffen zu dem Thema sei um einen zweistelligen Prozentsatz eingebrochen. Auch das Wechselvolumen sei rückläufig.

HUK auf „Pull-Geschäft“ angewiesen

Für das fehlende Interesse macht Heitmann mehrere Gründe aus. So würden aktuell eher steigende Energiepreise die Bürger umtreiben. Aber auch die -eigentlich positiven- Folgen der Corona-Krise wirken sich aus. „Denn kaum ein Autoversicherer hat angesichts weiterhin niedriger Schadenhäufigkeiten im Jahr 2021 die Preise angehoben“, so der 53jährige. Ohne Beitrags-Erhöhungen fehle aber der Anreiz zu einem Wechsel. Ein weiterer Grund: zunehmend würden Autoversicherer die Hauptfälligkeit weglegen von der traditionellen Wechselsaison bzw. dem 1. Januar. Der Hintergrund: In der Regel laufen die Verträge ein Jahr und müssen einen Monat vorher gekündigt werden. Preisanhebungen bewirken jedoch ein Sonderkündigungsrecht.

Ein Fünftel der Wechselwilligen würde bereits außerhalb der Wechselsaison einen neuen Autoversicherer suchen, berichtet Heitmann. So stünden nur noch 60% bis 80% für das Wechselgeschäft zum Jahresende zur Verfügung. Doch die HUK-Coburg leidet in dieser Saison zusätzlich darunter, dass viele Neukunden per Direktgeschäft gewonnen werden. „Die HUK-Coburg braucht Menschen, die sich selbst auf den Weg machen, um eine neue Autoversicherung abzuschließen. Im Gegensatz zu unserem Pull-Geschäftsmodell schicken andere Versicherer ihre Vertreter aktiv zu den Kunden“, so der Vorstandssprecher. Anstoß hierfür geben oft Prämien-Erhöhungen bei anderen Versicherern.

Infolge dessen konnte die HUK in dieser Wechselsaison -anders als in vorherigen Jahren- nicht wachsen. „Möglicherweise erreicht die HUK-Coburg einen Saldo von lediglich plus/minus null“, sagte Heitmann. Hierbei muss aber bedacht werden, dass die Franken auch über das Jahr ordentlich wuchsen. So habe man -einschließlich des Wechselgeschäfts zu Beginn 2021- dennoch 450.000 Autos im Bestand hinzugewonnen.

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In diesem Jahr keine Beitragsrückerstattung

Auf eine Prämienrückerstattung wie im letzten Jahr dürfen die HUK-Kunden aber nicht hoffen, verrät Heitmann. Weil im Corona-Jahr 2020 deutlich weniger Auto gefahren wurde und folglich auch die Schäden zurückgingen, hatte die HUK-Coburg in Summe 150 Millionen Euro zurückerstattet. Doch in diesem Jahr hätte unter anderem die Flut im Ahrtal hohe Schäden für die Kfz-Versicherer bedeutet, die HUK habe 260 Millionen Euro für Schäden an Fahrzeugen und Wohngebäuden erstatten müssen. Aber man habe die Kfz-Beiträge im vergangenen Jahr um durchschnittlich drei Prozent gesenkt.

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