Ich würde behaupten, dass sich der Markt nicht nur verhärtet, sondern ein harter Markt gegeben ist. Es ist deutlich, dass Versicherer in der Breite mehr Beitrag auf den Bestand umzusetzen versuchen. Es wird sehr hart verhandelt, gerade bei Risiken, in denen die besitzenden Versicherer vermeintlich wenig Wettbewerb erwarten. Bei Müllverbrennungsanlagen glauben viele Versicherer daran, dass dem so ist, und gehen mit hohen Forderungen für Beitragserhöhungen in den Markt. Einflüsse besonderer Ereignisse, wie die Explosion in Leverkusen oder die Überschwemmung in Süd- und Westdeutschland, sind hier übrigens noch außen vor. Hier ist der Makler als Interessenvertreter seiner Kunden besonders gefragt. Wer den speziellen Markt für diese Anlagen nicht genau kennt, kann dem besitzenden Konsortium dann nicht auf Augenhöhe begegnen.

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Wenn Müllverbrennungsanlagen so wichtig sind, aber nur noch schwer zu versichern sind, braucht es dann eine Art Rettungsschirm? Vielleicht vergleichbar zu Atomkraftwerken, die über die Branchenlösung Extremus abgesichert sind?

Die Notwendigkeit eines Rettungsschirms sehe ich nicht. Denn wie gesagt, es handelt sich um ein versicherbares Risiko, das aber etwas mehr Arbeit und Einsatz erfordert als früher. Extremus ist zudem die Antwort der Versicherungswirtschaft auf das Risiko eines Terroranschlags und erweitert beziehungsweise ersetzt die heute in der gängigen Sachversicherung nur sehr begrenzte Deckung für die Folgen von Terroranschlägen. Es handelt sich nicht um eine Lösung für einen einzelnen Industriezweig wie beispielsweise Atomkraftwerke.

Worauf sollten sich Vermittler Ihrer Ansicht nach einstellen?

Als Einkaufsspezialist ist es wichtig, einen vorhandenen Markt nicht nur zu bedienen, sondern die Ansprüche des Marktes an einen selbst zu kennen, den Markt auszuweiten und insbesondere ihn zu sichern. Das gilt gerade, wenn es um sehr spezielle Lösungen geht, wie sie beispielsweise Betreiber thermischer Abfallbehandlungsanlagen benötigen. Nur so entsteht Versorgungssicherheit und bestmögliche Wirtschaftlichkeit. Nachhaltig wirkt hier ein sachlicher Dialog mit bekannten und neuen Risikoträgern. Durch konstruktiven Austausch und gemeinsame Datenanalyse kann auf die geltende Zeichnungspolitik Einfluss genommen werden.

Dadurch entsteht Deckungskapazität - auch für Kunden mit beschränktem Angebot aus dem Markt. Ebenso wichtig wie dieses Einwirken auf die Versicherungswirtschaft ist dafür der offene Dialog mit den eigenen Kunden über die Frage, was zur Sicherung von ausreichender Deckung im eigenen Haus zu tun ist. Niemand vermag es, den Versicherer zum Angebot oder den Kunden zur Verbesserung seiner Risikoqualität zu zwingen. Wenn man aber das gemeinsame Interesse beider Seiten aufzeigt, kann immer ein gutes Ergebnis erzielt werden. Ich sehe hier Makler mit nachweislich starkem Fokus auf einen speziellen Bereich perspektivisch sehr gut aufgestellt.

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Hinweis: Das Interview erschien zuerst im Versicherungsbote Fachmagazin 02 /2021.

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