Der externe Run-Off von Lebensversicherungen wird hierzulande kritisch gesehen. Als Generali seine Leben-Bestände an Viridium verkaufe, war häufig von ‚Vertrauensbruch‘ zu lesen. Allianz-Chef Oliver Bäte - auf den Generali-Deal angesprochen - sagte damals: „Also ich verstehe schon, dass sich Verbraucher verschaukelt fühlen. Aber in den USA würde niemand auf die Idee kommen, wenn ein einzelner Lebensversicherer ausscheidet, dafür eine ganze Branche in Sippenhaft zu nehmen. Allianz Leben hat einen Run-Off klar ausgeschlossen.“

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Wie die Amerikaner nun wirklich dazu stehen, wenn ihre Lebensversicherungs-Policen umstrukturiert werden, könnte der Allianz-Konzern bald aus eigenen Erfahrungswerten beschreiben.

So berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider davon, dass sich der Allianz-Konzern von US-Lebensversicherungs-Portfolio trennen will. Der Bestand soll mehr als 160 Millionen Policen umfassen. Dabei soll es sich aber nicht um einen Run-Off, sondern um eine Rückversicherungslösung handeln. Der aufnehmende Rückversicherer würde dabei eine garantierte feste Verzinsung an den abgebenden Versicherer zahlen. Der Rückversicherer selbst würde aber versuchen, durch eigene Anlagepolitik höhere Renditen zu erwirtschaften. Für Allianz würde der Deal vor allem Vorteile bei den Eigenkapital-Vorschriften mit sich bringen und mehrere Milliarden Dollar freisetzen.

In übereinstimmenden Medienberichten werden Apollo, KKR, Blackstone oder Carlyle als mögliche Interessenten genannt.

Die Anleger goutieren jedenfalls die Pläne: Der Aktienkurs - seit der Structured-Alpha-Affäre im Sinkflug - konnte sich nach Bekanntwerden der Trennungsabsichten wieder erholen.

Rückversicherungslösung: Kein Neuland für Allianz

Die Rückversicherungslösung wäre für den Allianz-Konzern kein Neuland. Erst im April diesen Jahres trennte sich der blaue Riese auf ganz ähnliche Weise von seinem Belgien-Geschäft. Rund 90.000 Policen wechselten in den Bestand der Monument Assurance Belgium NV (MAB). Das Unternehmen hat seinen Sitz in Brüssel und ist eine Tochtergesellschaft des Rückversicherers Monument Re mit Sitz in Bermuda.

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Bereits 2017 ‚befreite‘ sich Allianz von 1,2 Milliarden Euro Deckungsrückstellungen, als der Konzern sein Taiwan-Geschäft verkaufte.

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