Bisher hatte sich die Allianz stets gegen einen Verkauf von eigenen Leben-Beständen positioniert: zumindest in Deutschland. Darauf angesprochen, dass der Wettbewerber Generali seine Bestände an Viridium verkauft und ob das nicht einen Vertrauensbruch gegenüber den Kunden bedeute, erklärte Allianz-Chef Oliver Bäte damals: „Also ich verstehe schon, dass sich Verbraucher verschaukelt fühlen. Aber in den USA würde niemand auf die Idee kommen, wenn ein einzelner Lebensversicherer ausscheidet, dafür eine ganze Branche in Sippenhaft zu nehmen. Allianz Leben hat einen Run-off klar ausgeschlossen“.

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Ein Hintertürchen ließ sich Bäte offen: „Ich wäre aber unseriös, wenn ich eine Aussage mache für die nächsten zwanzig Jahre. Wer weiß, was passiert, wenn uns der Himmel auf den Kopf fällt...Aber es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass wir unsere Versprechen für die Kunden halten“

Allianz hängt am Deutschlandgeschäft

Bei der Allianz aber würde der Schritt mindestens verwundern. In den letzten Jahren zeigt sich eine zunehmende Marktkonzentration im Leben-Geschäft. Die Allianz Leben ist hierbei unangefochtener Marktführer: Fast jeder dritte verdiente Euro an Bruttobeitrag, der mit Lebensversicherungen verdient wird, geht mittlerweile an die Stuttgarter Allianz-Tochter, so verrät die BaFin-Statistik.

Zudem möchte der blaue Riese die Kundschaft in Richtung neuartige Formen der Altersvorsorge lenken und hatte dafür seine Produktpalette schon kräftig umgebaut. Im Gegensatz zu klassischen Lebensversicherungen ist bei den neuen Varianten im besten Fall das eingezahlte Kapital und eine Mindestrente garantiert. Diese kapitalmarktnahen Angebote machen laut Unternehmensangaben bereits ein Drittel des Neugeschäfts aus.

Für andere deutsche Lebensversicherer könnten Run-Offs oder sogar Pleiten ein ernsthaftes Thema werden. "Ich rechne gerade angesichts der massiven Verwerfungen damit, dass ein paar Wettbewerber, die nicht gut gewirtschaftet haben, ausscheiden“, sagte der 55-Jährige im Dezember 2020.

Weltweite Bestandsverkäufe bleiben Thema

Außerhalb des Deutschlandgeschäfts scheint die Bindung an Leben-Bestände nicht so innig zu sein. Bereits 2016 hatte sich der Münchener Versicherungskonzern von einem Leben-Portfolio in Südkorea getrennt. Der Bestand wechselte in Richtung des chinesischen Versicherers Anbang. Ein Jahr darauf veräußerte die Allianz den Bestand an Lebensversicherungen in Taiwan. Im Paket enthalten waren gut 78.000 hochverzinste Policen, die Vier-Prozent-Garantien enthalten. Mit dem Verkauf an den Versicherer China Life Insurance befreite sich der Versicherungskonzern zudem von Deckungsrückstellungen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro.

Im Mai 2020 wurde über weitere Verkäufe spekuliert. Laut "Handelsblatt" hat die Allianz die Investmentbank Morgan Stanley damit beauftragt, das Portfolio zu sichten. Im August vermeldete die Allianz schließlich den Verkauf der LV-Bestände in Belgien. Nun hat belgische Aufsichtsbehörde dem Verkauf von Teilen des Allianz Closed Life Book Portfolios grünes Licht gegeben. Damit wechseln rund 90.000 Policen mit Wirksamkeit zum 1. April 2021 in den Bestand der Monument Assurance Belgium NV (MAB). Das Unternehmen hat seinen Sitz in Brüssel und ist eine Tochtergesellschaft des Rückversicherers Monument Re mit Sitz in Bermuda.

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Im Rahmen des Geschäfts wurde vereinbart, dass die Allianz den Bestand bis 2022 weiterbetreuen werde. Dadurch solle ein nahtloser Übergang sowohl für die Kunden als auch für die Maklerpartner des Unternehmens sichergestellt werden. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Die Allianz werde auch nach dem Bestandsverkauf auf dem belgischen Markt aktiv bleiben. Aktuell liege der Marktanteil bei rund sechs Prozent. Künftig sollen aber verstärkt neuartige Leben-Produkte offeriert werden. „Wir sind froh, diese Transaktion zu beenden. Sie bildet einen wichtigen Schritt für den Erfolg unserer Strategie im Bereich des Lebensversicherungsgeschäfts, um zu modernen, kapitalschonenden Produkten überzugehen.“, erklärte Kathleen Van den Eynde, CEO von Allianz Belgium.

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