Glaubt man einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung PwC Strategy&, droht den europäischen Kunden und Mitarbeitern von Privatbanken ein großes Filialsterben. Bis zu 40 Prozent der Geschäftsstellen müssten bis 2023 geschlossen werden, prognostizieren die Berater in einer am Dienstag erschienenen Studie. Auf die Daten macht die Deutsche Presse-Agentur aufmerksam.

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Ursache sei, dass die Banken finanziell unter Druck geraten seien - auch aufgrund der Coronakrise. So habe sich nicht nur die Zahl der internationalen Transaktionen und Kreditkarten-Zahlungen verringert, die sich Banken unter anderem mit Gebühren vergüten lassen. Auch sei die Nachfrage nach Verbraucherkrediten deutlich eingebrochen. Der Umsatz der Banken sei im Coronajahr um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Und auch der operative Gewinn habe gelitten: bei einem Viertel der untersuchten 50 Banken brach der Gewinn 2020 um 40 Prozent im Vorjahresvergleich ein.

Doch grundsätzlich stehen Banken schon seit Jahren unter Druck. Die Brutto- und Nettomargen im Privatkundengeschäft sanken zwischen 2016 und 2019 weltweit um rund 12 Prozent, berichten die Analysten.

Deutschland bei Gewinn der Privatbanken im unteren Mittelfeld

Konkret haben die Studien-Autoren rund 50 Privatkundenbanken und -gruppen in 15 Ländern betrachtet, die rund 690 Millionen Kunden betreuen. Das Kreditvolumina der Banken zusammengerechnet beträgt 18 Billionen Euro. Dabei errechneten sie auch, welchen Durchschnittsgewinn ein Kunde den Banken pro Jahr brachte.

Das Ergebnis: regional gibt es sehr große Unterschiede. In der Schweiz brachte ein Kunde durchschnittlich 444 Euro Gewinn ein, in Österreich 2o8 Euro - und in Deutschland 172 Euro. Deutschland steht damit im unteren Mittelfeld der untersuchten Staaten: ein Grund, weshalb hierzulande Filialschließungen besonders wahrscheinlich seien.

“Zukünftig werden europäische Privatkundenbanken ihre Kostensenkungen nicht nur fortsetzen, sondern möglicherweise sogar beschleunigen müssen. Die Transformation der Branche wird vor allem im Filialnetz sichtbar. Von 2016 bis 2019 verringerten sich die Geschäftsstellen um je vier Prozent pro Jahr, von 2019 auf 2020 um weitere fünf Prozent“, schreibt die PwC-Tochter im Pressetext. Begünstigt werde das dadurch, dass die Institute während der Corona-Lockdowns positive Erfahrungen mit digitalen Kundenkontakten gemacht haben.

Die schrumpfenden Umsätze betreffen nicht alle Banken: ein Viertel der untersuchten Institute konnte im Coronajahr sogar die Umsätze zu steigern. Dennoch rechnen die Experten damit, dass aufgrund des Kostendrucks weitere Filialen abgebaut werden: und zwar massiv. Die Zahl der Bankfilialen könnte demnach europaweit von knapp 60.000 auf 36.000 bis 2023 sinken.

Vier von zehn Filialen in Deutschland geschlossen

Ein Trend, der seit Jahren auch in Deutschland beobachtbar ist. Von 2004 bis 2019 sank die Zahl der Bankfilialen von 47.835 auf 28.384, wie aus Zahlen der Deutschen Bundesbank hervorgeht. Das bedeutet, mehr als vier von zehn Anlaufstellen (40,66 Prozent) sind binnen 15 Jahren weggefallen.

Das bedeutet für viele Bankmitarbeiter nicht nur Bangen um den Job: allein die Deutsche Bank mit ihrer Tochter Postbank baut derzeit mehr als 1.200 Vollzeitstellen ab, die meisten in den Filialen. Gerade ältere Menschen in ländlichen Regionen sehen sich mit der Tatsache konfrontiert, dass sie in ihrer Bank kein Bargeld mehr abheben können und keinen Ansprechpartner vor Ort haben.

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Aber es gibt eine Alternative zum Automaten in der Filiale: die Supermarktkasse. Immer mehr Sparkassen und Banken kooperieren mit Supermärkten und Tankstellen, um die Menschen mit frischen Scheinen zu versorgen. Wenn die Leute dort einkaufen, können sie sich an der Kasse Bargeld auszahlen lassen: Die Summe wird dann zusammen mit dem Einkaufswert vom Konto abgebucht.

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