Grundfähigkeitsversicherungen haben sich in den vergangenen Jahren einen Platz als Nischenangebot in der Arbeitskraftabsicherung gesichert. Inzwischen setzen Versicherer sogar verstärkt auf die Absicherung von Grundfähigkeiten als alternative Arbeitskraftabsicherung. Denn vielen möglichen Kunden ist der Zugang zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung schlicht verwehrt. Grund sind meist die zu hohen Beiträge aufgrund von körperlicher Tätigkeit im ausgeübten Beruf.

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Um diese Kunden dennoch zu erreichen, schafft die Assekuranz zunehmen Alternativangebote zur klassischen BU. Die abgespeckte Einkommensabsicherung ist in der Regel deutlich günstiger als die höchste Absicherungsform. Die gestiegene Anzahl der Angebote am Markt war auch Grund genug für das Analysehaus Morgen & Morgen zum zweiten mal die Bedingungswerke der Grundfähigkeits-Tarife unter die Lupe zu nehmen.

Die Tester von Morgen & Morgen haben bei ihrer Auswertung insgesamt 78 Tarife und Tarifkombinationen von 27 verschiedenen Anbietern durchleuchtet. Dabei seien die Bedingungen anhand von insgesamt 69 Leistungsfragen bewertet worden. Davon seien allerdings nur 36 Fragen relevant für das Rating. Im vergangenen Jahr es übrigens noch 53 Tarife und Tarifkombinationen von 22 Anbietern. Damit wuchs die Anzahl der Tarife um 25 beziehungsweise um 47 Prozent.

So mussten Tarife für eine Spitzenbewertung beispielsweise folgende Merkmale erfüllen:

  • Der Prognosezeitraum wird auf sechs Monate verkürzt.
  • Der Versicherer verzichtet auf sein Recht auf Beitragserhöhung oder Kündigung bei unverschuldeter Obliegenheitsverletzung des Versicherungsnehmers nach §19 VVG.
  • Der Versicherungsschutz besteht weiter, wenn die versicherte Person während der Versicherungsdauer ins Ausland verzieht.
  • Auf Antrag werden die Beiträge ab dem Zeitpunkt der Leistungsmeldung bis zur endgültigen Entscheidung über die Leistungspflicht gestundet.

„Der Wettbewerb findet aktuell vor allem in der zunehmenden Ausdifferenzierung der Leistungsauslöser statt, der langfristig zu einem höheren Preisniveau in der Grundfähigkeit führen kann und damit den Fokus, eine finanzierbare alternative Arbeitskraftabsicherung zu sein, verschiebt“, sagt Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei Morgen & Morgen. Die Entwicklung am Markt zeige eine starke Zunahme an Tarifen sowie einen immer modulareren Aufbau der Tarife. Einige Tarife enthielten zudem eine Arbeitsunfähigkeitsklausel. Dies würde die jeweiligen Tarife stark in Richtung temporärer BU treiben und damit den Preis in die Höhe. Als bezahlbare Ausweichprodukte gelten diese Tarife selten.

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Kritisch seien auch die immer größer werdende Anzahl an Leistungsauslösern zu sehen. Die Grundfähigkeitenversicherung soll eine bezahlbare Alternative der Einkommensabsicherung sein. Einer flächendeckenden Absicherung der Arbeitskraft würde es entgegenwirken, wenn das Versicherungsprodukt durch weitere Zusatzoptionen und Erweiterungen nicht mehr für die primäre Zielgruppe der körperlich Tätigen finanzierbar ist.

52 GF-Tarife mit fünf Sternen ausgezeichnet

Bereits in der Auswertung aus 2020 konnten 76 Prozent der Tarife eine Vier- oder Fünf-Sternebewertung einfahren. Im aktuellen Rating ist die Tendenz zu ausgeprochen positiven Benotungen noch eindeutiger geworden. Heute sind es 86 Prozent der Tarife mit Höchstbewertungen von vier und fünf Sternen.

Insgesamt 52 mal konnte das Unternehmen aus Hofheim im Taunus die Höchstbenotung von fünf Sternen vergeben, und das bedeutet ein „ausgezeichnet“. Ergo sind zwei Drittel aller Tarife und Tarifkombinationen als „ausgezeichnet“ eingestuft worden.

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Über diese Bewertung freuen sich AKS Flex, Allianz, Basler, Canada Life, die Bayerische, Die Dortmunder, Gothaer, Helvetia, Klinikrente Swiss Life, Metallrente Swiss Life, Nürnberger, R+V, Signal Iduna, Stuttgarter, Swiss Life, Volkswohl Bund und Zurich. Manche Anbieter können mit gleich mit mehreren Fünf-Sterne-Tarifen glänzen. So hat beispielsweise die Dortmunder zwölf Bestbenotungen eingefahren. Hier alle Tarife mit Bestbewertung aufzuführen, würde den Rahmen sprengen. Die Ergebnisse können auf der Webseite des Ratinghauses eingesehen werden.

Immerhin 15 Tarife erhielten 4 Sternchen zugesprochen und damit eine „sehr gute“ Bewertung. Diese verteilten sich auf zwölf Anbieter. Zu diesen Gesellschaften zählen AKS Flex, Basler, DEVK Allgemeine, DEVK Eisenbahn, Huk-Coburg, Klinkrente Swiss Life, Metallrente Swiss Life, Nürnberger, Signal Iduna, Stuttgarter, Swiss Life und VRK. Im Mittelfeld finden sich insgesamt sechs Tarife und damit knapp 7,7 Prozent der untersuchten Tarife. So wurden Angebote von DEVK Allgemeine, DEVK Eisenbahn, Generali, Gothaer, VGH und Württembergische mit drei Sternchen bewertet.

Lediglich fünf der durchleuchteten Tarife musste sich nach der Interpretation von Morgen & Morgen mit einer unterdurchschnittlichen Bewertung begnügen. Mit zwei Sternchen ("schwach") Vorlieb nehmen mussten Angebote der Canada Life, PrismaLife, Targo sowie der WWK (mit zwei Tarifen). In der Auswertung wurde in diesem Jahr kein Angebot mit nur einem Sternchen bedacht. In einer vorherigen Version hatten wir einen Tarif der Targo als "sehr schwach" eingestuft vermeldet. Das ist nicht korrekt. Interessierte finden die detaillierte Liste aber auf der Webseite von Morgen & Morgen.

Rating mit nur wenig schwachen Ergebnissen

Trotz der detaillierten Auswertung ist die Summe an Bestbewertungen auffallend. In den vergangenen Jahren hatte es deshalb immer wieder Kritik um Ratings in der Versicherungsbranche gegeben. So hatte sich beispielsweise die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kritisch zu den vielen positiven Ratings von Versicherungs-Policen geäußert. In einer Stichprobe hatten die Verbraucherschützer eine wahre Flut an besten Bewertungen ausgemacht. Dabei wurde den Ratinghäusern auch ein gewissen Eigeninteresse unterstellt. Schließlich würden viele Unternehmen mit Testsiegeln gutes Geld verdienen. Versicherer, die mit dem Original-Signet um Kunden werben wollen, müssen oft Lizenzgebühren zahlen. Locker einige tausend Euro kann es beispielsweise kosten, das Logo von Focus Money oder der Stiftung Warentest zu verwenden.

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Auch Morgen & Morgen verlange eine Schutzgebühr, wenn ein Versicherer mit den Testergebnissen werben wolle, berichtete Sprecherin Jennifer Ebing bereits im Jahr 2018. Diese sei aber niedrig, die Unabhängigkeit des Analysehauses gewahrt. Die genaue Höhe der Gebühr wollte die Sprecherin nicht nennen.

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