Länger arbeiten gemäß Sterbetafel

Der Schaden wäre derart groß, dass eine Rückkehr zu Schröders Agenda-Politik auch nicht ausreichend wäre. Stattdessen fordert Raffelhüschen die „Einführung eines Lebenserwartungsfaktors, der das gesetzliche Renteneintrittsalter nach 2030 an die Entwicklung der Lebenserwartung koppelt“. Statt einer „Rente mit 67“ soll es also ein noch höheres Renteneintrittsalter regeln, das statistisch stets neu an die steigende Lebenserwartung angepasst wird. Und statt einer Rente mit 63 soll es spürbare, sprich: ausreichend hohe Abschläge für alle geben, die eher in Rente wollen. Ob dies eine wirklich gerechte Lösung für alle wäre, ist allerdings umstritten: Schon nach jetzigem Stand erlebt jeder Fünfte das Renteneintrittsalter nicht mehr. Und überproportional davon betroffen sind nicht die kinderarmen Akademikerhaushalte, sondern insbesondere Männer, die schwere körperliche Arbeit verrichten (Versicherungsbote berichtete).

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Kinder sollen belohnt werden

Zur Stärkung der „intragenerativen Gleichbehandlung“ schlägt Raffelhüschen zudem vor, die „individuelle Fertilität“ zu bedenken. So sollen sich Kinder positiv bei Berechnung der Rentenansprüche oder bei Höhe der Beiträge auswirken. Wenige oder keine Kinder hingegen dürfen ruhig kosten: Kinderlose oder Ein-Kind-Familien könnten alternativ höher besteuert werden.

Freiheit für die kapitalgedeckte Altersvorsorge

Ganz wirtschaftsliberal, setzt Raffelhüschen zu guter Letzt auf die Stärkung der kapitalgedeckten Altersvorsorge durch Abbau gesetzlicher Vorgaben. Würden doch restriktive Anlagerichtlinien zur „recht einseitigen Allokation der Refinanzierungsstrukturen des Finanzsektors in reine Staats- und sonstige Anleihen“ führen, deren Quote „oft bei über 90 Prozent liegt und deren Ertrag im Niedrigzinsumfeld quasi gleich null ist.“ Raffelhüschen pointiert: „Von einer wirklichen Kapitaldeckung, die diversifiziert in Unternehmensanteile, Immobilien und Infrastruktur investiert“, sei die Realität in Deutschland „weit entfernt“. Stattdessen sei die ersetzende Altersvorsorge eher „ein verbrieftes Umlageverfahren“ geworden. Hier solle der Gesetzgeber „mehr Freiheiten zur echten Diversifikation gewähren“.

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