Privaten Investoren mangelt es an Erfahrung mit nachhaltigen Kapitalanlagen. Lediglich knapp ein Fünftel (19 Prozent) haben in der Vergangenheit ihr Geld in eine Kapitalanlage investiert, für die Nachhaltigkeitskriterien galten. 37 Prozent hingegen haben ihre Anlage nicht von Kriterien wie Umwelt, Soziales und Unternehmensführung abhängig gemacht. Das zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), die auf einer repräsentativen Befragung von 3.066 Personen beruht.

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Die geringe Erfahrung mit nachhaltigen Kapitalanlagen sei aber zugleich darauf zurückzuführen, dass ein gleich großer Anteil (37 Prozent) überhaupt noch keine Anlagen vorgenommen hat, berichtet das DIA in einem Pressetext. So sei das starke Wachstum solcher nachhaltigen Anlagen auf institutionelle Investoren wie Stiftungen, kirchliche Einrichtungen oder Pensionskassen zurückzuführen. „In Anbetracht der Wachstumsraten, die solche Kapitalanlagen in institutionellen Kreisen erfahren, wird das vorerst noch so bleiben. Impulse für mehr private Investitionen könnten allerdings von jüngeren Anlegerschichten kommen“, stellt DIA-Sprecher Klaus Morgenstern fest.

Tatsächlich orientieren sich laut Umfrage vor allem jüngere Privatanleger an Kriterien für Umwelt und Soziales. In den Altersgruppen bis 35 Jahre geben immerhin mehr als 30 Prozent an, bei der Kapitalanlage schon einmal ein solches Kriterium mit angelegt zu haben: deutlich mehr als bei den älteren Jahrgängen.

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Bei künftigen Anlageentscheidungen werden Nachhaltigkeitskriterien allerdings eine wachsende Rolle spielen: zumindest, wenn man die Aussagen der Befragten zugrunde legt. Ein Drittel der Befragten will bei Geldanlagen in den nächsten zwölf Monaten diese Kriterien mit als Maßstab anlegen. Vor allem unter den Jüngeren findet sich eine starke Fraktion, die sich für deren Einsatz ausspricht. Unter den 16- bis 25-Jährigen ist es mit 46,9 Prozent nahezu die Hälfte, verglichen mit 32 Prozent unter allen Befragten.

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Mangel an Transparenz und verbindlichen Kriterien

Die Zurückhaltung der Anleger könnten aber auch aus der fehlenden Transparenz von Seiten der Anbieter resultieren. Die Begriffe Nachhaltigkeit und nachhaltige Geldanlage sind „nicht eindeutig definiert und lassen daher für Anleger und Emittenten gleichermaßen Interpretationsspielraum“, schreibt die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht von Oktober 2019. Es fehle ein „Rahmenwerk, welches es erlauben würde, nachhaltig angelegtes Kapital einheitlich und eindeutig zu kategorisieren und dementsprechend zu beziffern“.

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Anders formuliert: Gerade Privatanleger können oft nicht nachvollziehen, ob und zu welchem Anteil die Gelder tatsächlich nachhaltig investiert sind - oder die Finanzdienstleister sogenanntes Greenwashing betreiben, also ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu PR-Zwecken vortäuschen. Die Bundesbank fordert einheitliche Indikatoren und entsprechende Berichtspflichten - um die „Gefahr, dass Anleger über den Grad der Nachhaltigkeit ihres Investments getäuscht werden, zu reduzieren“.

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