Versicherungsbote: Der KfZ-Versicherungsmarkt ist umkämpft. In den vergangenen Jahren hat die Schaden-Kosten-Quote im Branchenschnitt auch bei Flottenverträgen immer mal die 100-Prozent-Marke geknackt. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

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Versicherungsmakler Rico SchmidtRico Schmidt: Im gewerblichen Bereich – genauso wie auch im privaten KFZ-Bereich – ist es oftmals so, dass die Schadenquote immer mal an der 100-Prozent-Marke kratzt. Das ist auch fast durchgängig der Fall, wenn man sich die letzten Jahre anschaut – obwohl die Beiträge gestiegen sind. Und die Tendenz zeigt klar, dass eine Verbesserung nicht absehbar ist.

Die Kosten pro versichertem Schaden steigen in der Kfz-Versicherung seit Jahren an: auch wegen immer teurerer Technik wie z.B. Fahrassistenten und Sensoren, die in den Autos verbaut ist. Wie sieht es speziell im Flottensegment aus? Und was sind hier die größten Kostentreiber?

Die stetige Weiterentwicklung der Technik, welche in den Fahrzeugen verbaut wird, treibt natürlich die Preise je Fahrzeug und Schaden hoch. Jedoch: Zum Ersten ist es Technik wie zum Beispiel der Fahrassistent, der zugleich aber auch für mehr Sicherheit sorgt, was sich dann in den kommenden Jahren hoffentlich auf die Unfallzahlen positiv auswirkt. Zum Zweiten ist es auch Technik, die zum Beispiel die Arbeitsweise einer Dispo erleichtern kann: die Flottensteuerung über transportrelevante Daten. Je mehr neue Technologie, desto Höher auch die Prämie. Aber das sind hier nicht die größten Kostentreiber. Gerade Flottenversicherung ist immer stark abhängig von der Schadenrenta. Da bleibt der Haftpflichtanspruch meistens immer noch vorn bzw. am stärksten betroffen.

Immer mehr Versicherer bieten auch Kleinflottentarife an: in der Regel ab drei Fahrzeugen. Damit wird die Lücke zwischen Einzel- und Flottenvertrag zunehmend geschlossen. Was macht diese Zielgruppe interessant?

Wir haben sehr viele Unternehmen in Deutschland, die mit weniger als fünf Fahrzeugen ihr Geschäft betreiben. Diese Firmen sind auch oftmals nicht ausreichend versichert. Gerade dort kann man mit Kleinflottentarifen den Firmen ein Stück Arbeit abnehmen bzw. erleichtern, weil eventuell der LKW bei einer anderen Gesellschaft als der PKW versichert ist.

Mit diesen Kleinflottenverträgen kann man den Unternehmern dann einen passenden Vertrag an die Hand geben, der im besten Fall auch Deckungslücken schließt. In den letzten Jahren hatte ich viele Fälle erlebt, in denen LKW-Versicherungen ohne den Klassiker „Brems-, Betriebs- und Bruchschäden“ oder auch Fahrzeuge ohne GAP-Deckung versichert worden sind. Um nur einige wenige Bausteine zu nennen. Die Verträge geben uns als Versicherungsmakler auch neue Chancen und Vertriebsansätze.

Ein weiteres Thema, was die Zukunft der gewerblichen Autoversicherung beschäftigen könnte: autonomes Fahren. Teststrecken für LKW gibt es bereits in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Wie aktuell ist dieses Thema bei Ihnen? Erwarten Sie, dass bald Gewerbeflotten vermehrt autonom unterwegs sind?

Aktuell bei uns noch gar nicht, aber auch wir verfolgen das Thema intensiv. Ja, definitiv erwarte ich, dass autonomes Fahren kommt. Die Entwicklung von neuer Technologie ist so rasant schnell. Es wird definitiv ein Thema werden. Wann, bleibt natürlich abzuwarten. Lassen wir uns überraschen.

Mit dem autonomen Fahren könnte die Haftung verstärkt auf den Autobauer übergehen, wenn zum Beispiel technische Fehler zu einem Unfall führen. Wird das die Kfz-Haftpflicht ändern: weg vom Fahrer bzw. Halter des Fahrzeuges, hin zum Autobauer?

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Hierzu gab es bereits Tagungen, die sich ausschließlich mit diesem Thema beschäftigt haben. Autonomes Fahren wird definitiv interessant und wird die Haftpflicht auch ändern. Dafür sorgen mehrere Verantwortliche: einmal die Hersteller und dann die Programmierer. Wie die Rechtsprechung dann genau aussieht, werden wir leider erst erfahren, wenn was passiert ist. Alles andere ist im Moment reine Spekulation.

Chancen für Versicherungsmakler

Versicherungsbote: Welche Chancen bieten sich Vermittlern mit einer Flottenversicherung im Angebot?

Rico Schmidt: Es gibt nur einen geringen Teil an Firmen, die überhaupt Flottenverträge besitzen. Genau hier ergeben sich große Chancen – angefangen bei kleinen Handwerksbetrieben bis hin zu Firmen, die weit über 20 Fahrzeuge betreiben. Wie ich bereits erwähnte, gibt es auch viele Firmen, die haben ihre Fahrzeuge bei mehreren Gesellschaften verstreut versichert, je nach Fahrzeugtyp und geschuldet auch der Prämie. Und dann hat der Versicherungsschutz leider oftmals noch Deckungslücken. Genau da haben wir als Vermittler Chancen, ein einfaches Tool in Form einer Flottenversicherung in die Hand zu geben. Was auch oftmals dankend angenommen wird.

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Und was können Sie jenen Maklern raten, die bisher noch nicht im Bereich gewerblicher Kfz-Tarife aktiv sind, aber Flottentarife vermehrt anbieten wollen?

Keine Panik davor zu haben. Unternehmen sind, wenn man eine vernünftige Arbeit leistet, enorm dankbar. Man sollte sich aber weiterbilden und ruhig auch mit den Gesellschaften sprechen. Jede Gesellschaft hat, was den Gewerbe- und KFZ-Bereich / Flottenbereich betrifft, ihre Underwriter und Spezialisten. Hier gilt, sich bei den Treffen auszutauschen, sich weiterzubilden - und das am besten noch bei verschiedenen Gesellschaften. Ab einer gewissen Größe geht es bei der Angebotserstellung sowieso nur direkt über die Gesellschaft bzw. geht die Berechnung dann über die Spezialisten. Ebenso gibt es für Kleinflottentarife schöne Berechnungstools, die einem da die Arbeit enorm erleichtern.

Wo sehen Sie in den kommenden Jahren die größten Wachstumspotentiale speziell in der Flottenversicherung?

In der steigenden Wirtschaft und dem damit verbundenen Wachstum der bestehenden Firmen oder auch der Gründung von neuen Firmen. Nehmen wir allein den Bausektor. Das Handwerk hat in den letzten Jahren ein enormes Wachstum hingelegt. Firmen vergrößern sich und suchen händeringend Personal. Dementsprechend werden auch mehr Fahrzeuge angeschafft. Das gleiche gilt für andere Branchen wie Pflegedienste, Lieferservices usw. Wachstumspotenzial ist mehr als genug vorhanden.

Die private Kfz-Versicherung ist eine der Versicherungsarten, die am stärksten über Onlinekanäle verbreitet werden, neben dem Direktvertrieb vor allem über Vergleichsportale. Sie sind selbst sehr präsent auf Google. Warum haben Sie sich für diesen Kanal entschieden und wie agieren Sie konkret?

Ja das stimmt. Die Onlinekanäle haben in den letzten Jahren enorm zugelegt und werden auch noch weiterhin zunehmen. Neben den privaten Versicherungssparten, die sehr viel über die Vergleichsportale abgewickelt werden, ist es auch im gewerblichen Bereich eine der Hauptinformationsquellen für die Unternehmer. Sehr viele Unternehmer suchen gezielt erst auf Google und Co. nach Informationen, bevor sie sich entscheiden. Genau da bieten sich immer wieder neue Chancen.

Viele Maklerkollegen und auch Vermittler sind sich uneinig mit dem Online-Vertriebsweg. Aber sind wir mit uns selbst ehrlich: Wenn wir etwas suchen oder uns informieren möchten, sind die Suchmaschinen nicht weit, meist sogar der erste Anlaufpunkt. Das gilt für jeden. Wir müssen uns auch nur anpassen und neben den Zielen, die wir haben, den Weg wählen und diesen auch bestreiten, bis wir zum Ziel kommen.

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Die Fragen stellte Mirko Wenig

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