„Das Risiko war absehbar und sein Eintritt nur eine Frage der Zeit. Es muss sich nun zeigen, ob die Sutor Bank für die Garantie in allen Depots geradestehen kann und wird“, zitiert die Wirtschaftswoche Nils Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

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Für die betroffenen Kundinnen und Kunden ist das doppelt bitter. Fairr muss nun ausgerechnet zu einer Zeit die Fondsanteile abstoßen, zu der die Börse eine historische Talfahrt hinlegt: Und die Papiere entsprechend unter Wert gehandelt werden. Ausverkauf zum Schleuderpreis. Von einer Erholung an der Börse können sie nun nicht mehr direkt profitieren.

Und Hoffnungszeichen gibt es bereits: Am Dienstag startete der Dax mit deutlichen Gewinnen in den Handel und baute sie im Laufe des Vormittags weiter aus. Bis 11:25 Uhr gewann er rund 6,4 Prozent und stieg auf 9300 Punkte: unter anderem, weil die US-Notenbank mit zusätzlichem billigen Geld lockt und sich in Asien erste Entspannungen in der Krise abzeichnen, wovon auch deutsche Firmen profitieren würden.

Fairr will später wieder in Aktien gehen

Zwar bestätigte Alexander Khim, Head of Pension Products bei Fairr, gegenüber der Wirtschaftswoche, dass man später wieder in Aktien einsteigen wolle, sobald Aktien weniger stark schwankten und die Kalkulierbarkeit wieder hergestellt sei. Wann das sein werde, sei aber aktuell noch unsicher. Auf der hauseigenen Webseite wird hingegen immer noch mit den Worten geworben: "Keine undurch­sichtigen Investments. Bei Fairr investierst Du in ETFs!"

Gegenüber dem Versicherungsboten teilte ein Fairr-Sprecher mit: "Für die gesetzliche Beitragsgarantie im Sinne des Kundenschutzes müssen alle Anbieter von Riesterverträgen vorgeschriebene kaufmännische und aufsichtsrechtliche Risikobetrachtungen vornehmen. Der Wert der Kundenportfolios wird deshalb permanent mit den (abgezinsten) Verpflichtungen aus den Beitragsgarantien abgeglichen. Ausgelöst durch die COVID-19-Krise kam es seit Februar 2020 zu Kursverlusten und deutlichen Schwankungen an den Finanzmärkten. Von diesen ungewöhnlichen, zum Teil nie dagewesenen Schwankungen sind Aktien und gleichzeitig Zinsen (Anleihen) betroffen.

Die Zinsen an den Anleihemärkten finden in der breiten Öffentlichkeit meist weniger Beachtung, sie sind jedoch integraler Bestandteil aller finanzmathematischer Risikoberechnungen. In der Folge konnte das Verhältnis von Kundenportfolios zu den abgezinsten Verpflichtungen aus der Beitragsgarantie im Rahmen des Risikomanagements nicht mehr verlässlich berechnet werden. Der Anlageausschuss der Sutor Bank hat aus diesem Grund zugunsten einer stabilen Risikobewertung entschieden, in Liquidität umzuschichten. Die langfristige Investmentstrategie des fairriesters bleibt davon unberührt."

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Trotz Bedenken der Verbraucherzentralen konnten sich die Altersvorsorge-Produkte von Fairr prominenter Unterstützung erfreuen. Offensiv empfohlen hatte diese das Portal "Finanztip" und dessen Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen. Finanztip kürte Fairriester zum "besten Fondssparplan mit staatlicher Zulage": Und Tenhagen lobte ihn unter anderem auf der Webseite des "Spiegel" (der Versicherungsbote berichtete).

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