Vergleichsportale sind in den Medien und im Internet aktuell sehr präsent: Vor allem der Marktführer Check24 pumpt immense Summen in die Werbung. Ob bei der Sportschau, Youtube oder der BILD-Zeitung: Die zwei unvergleichlichen Familien aus gleichnamiger Werbe-Sitcom scheinen allgegenwärtig. Auch der „Stressflüsterer“ des Konkurrenten Verivox ist vielen Deutschen schon ein Begriff.

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Doch in erhöhten Abschlusszahlen bei Finanzprodukten spiegelt sich das aktuell noch nicht wieder. So lautet zumindest das Ergebnis des aktuellen Finanzmarktpanel aus dem Hause Ipsos, für das mehr als 20.000 Haushalte befragt wurden.

Vergleichsportale konstant bei 15-17 Prozent

Der Anteil derjenigen, die vor einem Neuabschluss von Finanzdienstleistungen Vergleichsportale nutzen, liegt seit mehreren Jahren relativ konstant zwischen 15 und 17 Prozent, so teilt Ipsos per Pressetext mit. Das beinhaltet nicht nur Abschlüsse, sondern auch Kundinnen und Kunden, die sich online informieren - um dann doch bei einem persönlichen Berater oder direkt dem Versicherer bzw. der Bank abzuschließen.

Dabei lasse sich feststellen, dass die Portale für verschiedene Finanzprodukte unterschiedlich relevant seien, berichten die Marktforscher weiter. Grob lässt sich das auf die Formel: „Je komplexer und erklärungsbedürftiger das Produkt, desto eher werden Vergleichsportale gemieden“ verkürzen.

Reiserücktritts- und Auslandskranken-Policen besonders populär

Von den abgefragten Policen waren Reiserücktritts- und Auslandskrankenversicherungen jene, die am häufigsten über Vergleichsportale verglichen und abgeschlossen wurden. Insofern wenig verwunderlich, weil Check24 und Co. oft auch Reisen vermitteln - und den passenden Versicherungsschutz gleich mit empfehlen, wenn die Kundinnen und Kunden einen Urlaubstrip buchen. Etwa 37 Prozent der Neuverträge inkludierten bei diesen Versicherungen einen digitalen Preisvergleich, so berichten die Marktforscher.

Immer noch recht häufig über Vergleichsportale verglichen wurden private Rechtsschutz (21 Prozent) und Haftpflicht-Verträge (19 Prozent): etwa jeder Fünfte nutzt hierfür die Onlinevergleicher. Im Bereich der privaten Altersvorsorge wird hingegen so gut wie nicht verglichen: hier haben nur vier Prozent der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer vor Neuabschluss des Vertrages ein Vergleichsportal genutzt. Das ist nur etwa jede(r) 25. Abschlusswillige.

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Ein ähnliches Bild zeigt sich im Bankenbereich. Vor allem Tages- und Festgeldkonten (25 Prozent bzw. 30 Prozent aller Neuabschlüsse) werden sehr oft online vor dem Abschluss verglichen, aber auch Raten- (24 Prozent) und Hypothekendarlehen (21 Prozent). Bei Girokonten stellt dagegen nur jeder Zehnte (10 Prozent) Preise gegenüber. Aufgrund der hohen Komplexität werden im Bereich der Bausparverträge sogar noch seltener Vergleiche durchgeführt – hier sind es lediglich vier Prozent aller Neuabschlüsse.

...direkter Kontakt bleibt entscheidend

Doch nur weil Kundinnen und Kunden Vergleichsportale zum Vergleich nutzen, schließen sie nicht auch dort ab. Hier hat der sogenannte RoPo-Kunde ("Online recherchieren, offline kaufen") in den letzten Jahren Popularität erlangt: Man vergleicht im Netz, um dann doch über einen anderen Kanal abzuschließen - im Zweifel der persönliche Vermittler bzw. die Vermittlerin.

Alles in allem werde nicht einmal jeder zehnte Neuvertrag (8 Prozent) im Finanzsektor direkt über ein Vergleichsportal abgeschlossen, so berichtet Ipsos. Weitaus wichtiger sei weiterhin der direkte Kundenkontakt durch Ansprechpartner innerhalb und außerhalb des Finanzunternehmens sowie die Homepages der Banken, Versicherungen und Bausparkassen (jeweils über 20 Prozent Abschlussanteil).

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Bei komplexen Produkten eher Info-Quelle

Robert Kraus, verantwortlicher Manager des Ipsos Finanzmarktpanels, sagt: "Hört man das Wort Vergleichsportal, denkt man unmittelbar an Check24. Allein im ersten Halbjahr 2019 investierte der Marktführer laut Berechnungen von XAD spoteffects rund 78,62 Millionen Euro für TV-Werbemaßnahmen, um eine hohe Penetration zu erreichen und die Markenbekanntheit weiter zu steigern."

Aufgrund des hohen Aufwandes würden sich die Nutzerzahlen der Vergleichsportale seit mehreren Jahren auf einem konstant hohen Niveau. "Trotzdem werden Check24 und Co. vor allem bei komplexeren Bank- und Versicherungsprodukten nach wie vor eher als Informationsquelle herangezogen, der Abschluss erfolgt meist anderweitig", sagt Kraus. Damit bestätige sich das primäre Geschäftsmodel der Vergleichsportale, durch die gezielte Platzierung von Anbieterinformationen Kontakte für ihre Geschäftskunden zu generieren. "Eine Strategie, die sich nach unseren Erkenntnissen voll auszahlt".

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