Vergleichsportale, die auf Versicherungen spezialisiert sind, erzielen ihren Umsatz fast vollständig aus den Courtagen und Provisionen der Versicherer. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Bundeskartellamtes, das sektorengreifend die Transparenz und Verbraucherfreundlichkeit solcher Vergleichsportale unter die Lupe genommen hat.

Anzeige

Im Rahmen der Strukturbefragung hat das Bundeskartellamt Angaben von 17 Vergleichsportalen erhalten, die Versicherungen vergleichen. Check24 ist dabei im Versicherungsbereich der größte Anbieter. Zu bedenken ist allerdings, dass in der Studie allgemein von "Provision" die Rede ist und Courtagen hiervon nicht begrifflich geschieden werden.

"Umsätze zu über 90 Prozent aus Provisionszahlungen"

"Die von Vergleichsportalen im Versicherungsbereich erzielten Umsätze generieren sich zu über 90 Prozent aus Provisionszahlungen", heißt es in dem Konsultationsbericht des Bundeskartellamtes. Eine Besonderheit zu anderen Bereichen, etwa dem Vergleich von Energieanbietern oder Reisen, liege darin, dass nicht nur Abschluss-, sondern auch Bestandsprovisionen gezahlt werden. Die Bestandsprovision verpflichte die Anbieter auch, den Versicherungsnehmer während der Dauer des Versicherungsverhältnisses zu betreuen, soweit für ihn ein Anlass für eine Nachfrage und Betreuung erkennbar ist. Die Mehrheit der Portale sei hierbei als Versicherungsmakler registriert oder kooperiere mit Maklern, um Versicherungen vertreiben zu können. Manche seien auch als Vertreter tätig.

Sektorenübergreifend ist das Amt dabei auf Mängel bei der Transparenz gestoßen: Manch ein Schnäppchen-Angebot könne täuschen. "Der Verbraucher kann sich nicht immer darauf verlassen, tatsächlich das für ihn beste Angebot auf einem Vergleichsportal zu finden", kritisiert Kartellamtspräsident Andreas Mundt am Mittwoch bei der Vorstellung der Studie, so berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Nicht immer würden Verbraucher darüber aufgeklärt, wie Ranking-Ergebnisse und Empfehlungen im Einzelnen zustande kommen. Es gebe in vielen Fällen auch Verhaltensweisen, die den Verbraucher in die Irre führen können. So hätten beispielsweise von Anbietern gezahlte Entgelte und Provisionen Einfluss auf die Voreinstellungen der Suchergebnisse.

Dennoch wusste Mundt auch Positives zu berichten. "Viele Vergleichsinformationen sind zutreffend und seriös", erklärte der Wirtschaftsjurist. Insgesamt wurden 36 Vergleichsportale aus den Bereichen Reisen, Finanzen, Versicherungen, Energie und Telekommunikation untersucht. Dass es speziell im Versicherungsbereich weniger Vergleichsanbieter gibt, führt das Bundeskartellamt auf die hohen rechtlichen Hürden zurück: etwa die Pflicht, sich bei den Industrie- und Handelskammern zu registrieren und die Beratung umfangreich zu dokumentieren.

Transparenzvorgaben kaum überprüfbar

In der Zusammenfassung der Ergebnisse gibt das Bundeskartellamt zu bedenken, dass gesetzliche Transparenzvorgaben möglicherweise allein nicht ausreichen, um die Portale zu mehr Transparenz beim Ranking zu verpflichten. Zwar seien die Rankingvorgaben auch an Qualitätsvorgaben sowie den Preis der Produkte geknüpft. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass Anbieter, die sehr hohe Provisionen zahlen, im Ranking bevorzugt werden.

"Zu denken ist hier nur an die Komplexität von Ranking-Algorithmen: Man mag Portale dazu verpflichten, dem Verbraucher die wichtigsten Rankingparameter und ihre Wirkungsweise anzugeben, doch können sie provisionsträchtige Angebote auch mit anderen Parametern indirekt bevorzugen", heißt es in der Studie. So bestehe die Gefahr, dass gesetzliche Vorgaben von heute schon bald nicht mehr voll greifen könnten, da die Gestaltungsmöglichkeiten der Unternehmen gerade in der schnelllebigen Online-Welt vielfältig sind.

Anzeige

Die betreffenden Portale haben nun die Möglichkeit, zu den bisherigen Ergebnissen der Studie Stellung zu beziehen. Im kommenden Jahr soll dann ein umfassender Abschlussbericht vorgestellt werden. Die Ergebnisse der Studie können auf der Webseite des Bundeskartellamtes heruntergeladen werden (pdf).

Anzeige