Sebastian Grabmaier: Das Wichtigste ist meines Erachtens, dass der Gesetzgeber noch klarer als bisher kommunizieren muss, dass die gesetzliche Rentenversicherung nicht mehr als eine Basisabsicherung sein kann und die Notwendigkeit privater Vorsorge wichtiger denn je ist. Zudem sollte die betriebliche Altersvorsorge – wie in anderen Ländern – weiter gestärkt werden. Das BRSG war hier nur ein erster kleiner Schritt.

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Verfolgt man den Diskurs zur Reform der Rente, schält sich heimlich ein Favorit heraus: ein Staatsfonds nach dem Vorbild Schwedens oder Norwegens als quasi vierte Säule der Altersvorsorge, der auch am Aktienmarkt investieren darf. Er findet parteiübergreifend Fürsprecher, wenn auch mit verschiedenen Modellen. Wie positionieren Sie sich dazu — und müssten Sie sich mehr Sorgen um das Altersvorsorge-Neugeschäft machen?

Die aktuelle Diskussion geht komplett in die falsche Richtung: Der Staat ist doch stets der schlechteste Vermögensverwalter. Die deutsche Rentenversicherung zeigt doch sehr anschaulich, dass Politiker jeder Couleur kaum widerstehen können, sich füllende Kassen für rentenfremde Wahlgeschenke zu verwenden, obwohl der Zuschuss aus Steuereinnahmen weiter steigen muss. Bei der Staatsfonds-Diskussion werden nun schon im Vorfeld unverhohlen verschiedenste Ideen eingebracht, welche politischen und weltanschaulichen Ziele man noch damit verwirklichen will, eine möglichst positive Rendite für die Rentner tritt damit in den Hintergrund. Und ein Staatsfonds aus Öl-Einnahmen ist auch nicht wirklich ein hilfreiches Beispiel, wenn man eben keine Öl-Einnahmen hat.

Nein, ganz im Gegenteil: Private Altersvorsorge ist nach wie vor der richtige Weg, aber kein Produkt, das jeder so einfach aus eigenem Antrieb kauft – das Thema muss vielmehr weiterhin und verstärkt verkauft werden. Und die persönliche Beratung ist hier weder durch innovative Technik noch durch einen neuen Staatsfonds zu ersetzen.

Die Nachwuchsprobleme der Branche sind offensichtlich, der Altersschnitt liegt bei 50 Jahren. Was tun Sie, um 2020 den Nachwuchs zu fördern?


Nachwuchsförderung bedeutet für uns zweierlei: Einerseits gilt es, jüngere Berater und Vermittler dort abzuholen, wo sie sich aufhalten – mit innovativer Technik im Internet. Das machen wir beispielsweise mit unserer digitalen Kundenverwaltungsplattform iCRM oder mit unserem digitalen Versicherungsordner allesmeins. Andererseits bedeutet Nachwuchsförderung für uns auch intensive und kompetente Schulung, um junge Vermittler fit für die Zukunft zu machen – in regulatorischen wie in produktspezifischen Belangen. Wir bieten daher intern viele Online- aber auch Präsenz-Schulungen durch unsere KompetenzCenter sowie durch unsere regionalen Vertriebsleiter und Sales Consultants auch vor Ort an. Zudem haben wir eine Kooperation mit der Akademie für Finanzberatung GOING PUBLIC! Uns angeschlossene Vermittler haben damit zu Vorteilskonditionen Zugriff auf das gesamte Bildungsangebot eines marktführenden Bildungsdienstleisters.

Mehrere Brancheninitiativen wie ZUKUNFT FÜR FINANZBERATUNG e.V. wollen den Ruf des Versicherungsvertriebs aufpäppeln: auch aufgrund mitunter einseitig negativer Presse, die zu Vertrauensverlust beiträgt. Was kann und muss aus Ihrer Sicht getan werden, um das Image der Branche zu verbessern?


Natürlich kann es immer helfen, Imagekampagnen zu starten, um das Bild des freien Versicherungsvertriebs in der Öffentlichkeit zu verbessern. Viel wichtiger ist es meines Erachtens aber, mehr Transparenz zu schaffen und offensiv zu zeigen, welche Leistungen ein Makler als Betreuer und Orientierungsgeber gegenüber seinen Kunden erbringt. Denn am Ende gibt es eben keinen besseren Werbeträger als einen glücklichen Kunden!

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Die Fragen stellte Mirko Wenig

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