Das Rechtsschutzgeschäft bleibt schwierig

Kostenmodernisierungsgesetz, Dieselgate, Zweckabschlüsse – hinter den Rechtsschutzversicherern liegen schwierige Zeiten. Schon 2015 und 2016 kam es demnach zu erheblichen Korrekturen bei den Beiträgen, um Verluste auszugleichen (der Versicherungsbote berichtete). Hierdurch klarte sich die Geschäftslage für die Gesamtheit der Branche etwas auf. Jedoch: Das Geschäft bleibt auch aktuell schwierig. Das zeigt der Branchenmonitor Rechtsschutzversicherung 2013-2018 der V.E.R.S. Leipzig GmbH in Kooperation mit der Sirius Campus GmbH.

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Denn in 2018 mussten zehn der 25 im Branchenmonitor untersuchten Rechtsschutzversicherer eine Combined Ratio (CR) von über 100 Prozent hinnehmen – Schadenaufwendungen und weitere Kosten wurden also nicht durch die Prämieneinnahmen gedeckt. Bitter ist, dass auch fünf Versicherer in die Verlustzone rutschten, die 2017 noch schwarze Zahlen schrieben. Der Versicherungsbote stellt ausgewählte Zahlen jener Rechtsschutzversicherer vor, für die 2018 kein gutes Geschäftsjahr war.

Schadenaufwendungen steigen und steigen

Ein erster Blick auf das Geschäftsjahr 2018 der Rechtsschutzversicherer könnte eigentlich optimistisch stimmen: Die durchschnittlich gebuchten Prämien erzielten einen Zuwachs von 5,76 Prozent, informiert Monitor-Autor Clemens Wilde – von 170,08 Mio. Euro in 2017 stiegen sie, über die 25 im Monitor untersuchten Unternehmen hinweg, auf 179,88 Mio. Euro in 2018 an. Und auch die Anzahl der Versicherungsverträge stieg leicht – von 1.013.397 im Jahr 2017 auf 1.036.090 Stück in 2018.

Für die Branche bringen diese eigentlich positiven Zahlen jedoch kaum Entlastung mit sich. Das zeigen bereits die Schadenaufwendungen, die ebenfalls beachtlich klettern mussten – von durchschnittlich 109,05 Mio. Euro im Jahr 2017 je Versicherer auf 117,37 Mio. Euro in 2018: Eine Erhöhung um 7,63 Prozent. Als fünfte Erhöhung in Folge offenbart der Wert seine Drastik durch den Kontrast zu 2013: Damals lagen die durchschnittlichen Schadenaufwendungen je Unternehmen noch bei 96,64 Mio. Euro. Und so verwundert es nicht, dass in 2018 die Schaden-Kosten-Quote oder Combined Ratio als wichtige Kennzahl für den Geschäftserfolg erneut Grund zur Sorge gibt.

CR im Branchenschnitt: knapp unter 100 Prozent

Zwar: Über alle 25 Unternehmen hinweg liegt sie in 2018 bei durchschnittlich 99,17 Prozent und damit – gerade noch – im auskömmlichen Bereich. Damit ist die CR für den Branchen-Schnitt immer noch besser als in den Krisenjahren 2014 (mit 103,12 Prozent) oder 2015 (mit 101,30 Prozent) oder 2016 (mit 101,34 Prozent). Und doch hat sich die CR - trotz Korrektur vieler Versicherer bei den Prämien – wieder verschlechtert. Denn sicherten Beitragsanpassungen und -erhöhungen den Versicherern in 2017 einen guten Wert von durchschnittlich 95,75 Prozent, nähert sich nun die Schaden-Kosten-Quote in 2018 wieder auffallend der kritischen 100-Prozent-Marke.

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Ein Sorgen-Bild, das sich mit Blick auf die einzelnen Unternehmen noch bestätigt. In 2017 waren es noch fünf Unternehmen, die keine auskömmliche Quote vorweisen konnten. Die Zahl der Versicherer mit einer kritischen Quote über 100 Prozent aber hat sich nun, für das Geschäft 2018, verdoppelt: Insgesamt 10 im Monitor erscheinende Unternehmen schreiben demnach mittlerweile wieder rote Zahlen und mussten sich im Geschäftsjahr 2018 in die Verlustzone begeben. Ausgewählte Zahlen des aktuellen Monitors für einzelne Versicherer im Minus seien nun vorgestellt.

Die zehn Rechtsschutzversicherer in den roten Zahlen

Folgende Rechtsschutzversicherer sind in 2018 von einer CR über 100 Prozent betroffen und können Schadenaufwendungen und Kosten nicht durch Prämieneinnahmen decken.

  • Auxilia Rechtsschutz: CR von 100,10 Prozent in 2018. In 2017 durfte man noch auskömmliche 97,47 Prozent vorweisen, in 2016 außerdem auskömmliche 97,84 Prozent. Demnach hat sich das Geschäft für die Auxiliar wieder verschlechtert. Freilich: In den Krisenjahren 2013 bis 2015 lag die CR der Auxilia Rechtsschutz noch höher als aktuell, die Schaden-Kosten-Bilanz war folglich noch unrentabler. So nahm man in 2015 eine CR von 103,41 Prozent in Kauf.
  • Concordia: CR von 100,29 Prozent in 2018. So bitter die CR der Concordia in 2018 scheint – sie stellt eine Verbesserung dar. Mehr noch: Nie war seit 2013 die Schaden-Kosten-Quote für den Versicherer besser. In 2017 zum Beispiel nahm man noch eine Quote von 100,40 Prozent in Kauf. Und in 2016 musste der Versicherer sogar eine CR von 104,46 Prozent zur Kenntnis nehmen.
  • Itzehoer Brandgilde: CR von 101,21 Prozent in 2018. Die Verschlechterung der Itzehoer Brandgilde gegenüber dem Vorjahr ist wohl der bitterste Wert der gesamten Tabelle. Denn nun landet man auf Rang 18 – nur sieben Versicherer haben eine noch schlechtere CR vorzuweisen. In 2017 hingegen landete die Itzehoer Brandgilde, mit der sehr guten CR von 76,16 Prozent, auf dem Spitzenplatz der Tabelle – damals die besten Schaden-Kosten-Quote aller Rechtsschutzversicherer.
    Freilich: Ein Auf-und-Ab von Geschäftsjahr zu Geschäftsjahr scheint geradezu typisch für die Itzehoer Brandgilde. Denn während man in 2013 die ebenfalls sehr gute CR von 74,32 Prozent vorzeigen durfte, lag man in 2015 bei auffallend schlechten 120,56 Prozent. Der Durchschnitt für die Jahre 2013 bis 2018 liegt jedoch bei noch auskömmlichen 99,49 Prozent – damit ist die Itzehoer Brandgilde neben der R+V Allgemeine der einzige Versicherer der Ränge 16 bis 25, der durchschnittlich über die letzten sechs Jahre hinweg eine auskömmliche Schaden-Kosten-Quote erwirtschaftete.
  • DEVK Rechtsschutz: CR von 101,67 Prozent in 2018. Betrachtet man mit dem Branchenmonitor die Geschäftsjahre 2013 bis 2018, gilt für die DEVK Rechtsschutz das gleiche Fazit wie für die Concordia: Wenngleich nicht auskömmlich, ist die CR der DEVK dennoch der beste Wert der letzten sechs Jahre. So lag die CR in 2015 zum Beispiel noch bei 106,63 Prozent.
  • Neue Rechtsschutz: CR von 102,51 Prozent in 2018. Und auch für die Neue Rechtsschutz darf gelten: Zwar wirtschaftet man nicht auskömmlich, aber dennoch auskömmlicher als in den vorangehenden Jahren. Bei 113,82 Prozent lag in 2017 zum Beispiel die CR des Versicherers. Der Durchschnitt für die Jahre 2013-2018 liegt bei 106,77 Prozent.
  • R+V Allgemeine: CR von 103,33 Prozent in 2018. Die R+V Allgemeine muss, ähnlich wie die Itzehoer Brandgilde, eine auffallende Verschlechterung ihrer Schaden-Kosten-Quote in 2018 zur Kenntnis nehmen. Denn in 2017 glänzte man noch mit dem sechstbesten Wert durch eine CR von 89,17 Prozent. Überhaupt traf es nur noch ein weiteres Mal zu – in 2015 mit damaligen 101,46 Prozent – dass die R+V in den letzten sechs Jahren überhaupt rote Zahlen schrieb. Eine durchschnittliche CR von 97,38 Prozent für die Jahre 2013 bis 2018 zeigt: Die R+V ist eigentlich ein auskömmliches Wirtschaften für den Zweig Rechtsschutz gewohnt.
  • Deurag Rechtsschutz: CR von 104,21 Prozent in 2018. Für die Deurag sind Geschäftsjahre in der Verlustzone nichts Neues. Das zeigt eine durchschnittliche CR für die zurückliegenden sechs Geschäftsjahre von 106,43 Prozent. Gegenüber 2017 zeigt der aktuelle Wert eine nur geringe Veränderung: In 2017 musste man eine CR von 104,52 Prozent zur Kenntnis nehmen.

Rechtsschutzversicherer mit der schlechtesten Schaden-Kosten-Bilanz: Die Schlusslichter der CR-Tabelle

Folgende Rechtsschutzversicherer jedoch hatten in 2018 die schlechteste Schaden-Kosten-Quote aufzuweisen und stellen laut aktuellem Branchenmonitor demnach die Schlusslichter der Tabelle:

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  • LVM: CR von 104,28 Prozent in 2018. Die LVM gehört zu jenen Versicherern, für die es 2017 ein kurzes Durchschnaufen bei der Schaden-Kosten-Quote gab. Denn wies man all die Jahre zuvor ab 2013 eine CR über 100 Prozent auf, durfte man sich in 2017 über eine Schaden-Kosten-Quote von 97,66 Prozent freuen. Die Freude hielt jedoch nicht lange, wie das Geschäftsjahr 2018 zeigt. Die durchschnittliche CR der Jahre 2013 bis 2018 liegt bei 102,09 Prozent.
  • WGV-Versicherung: CR von 105,30 Prozent in 2018. Für die WGV-Versicherung gilt Ähnliches wie für die Itzehoer Brandgilde – auffallend variieren gute und schlechte Schaden-Kosten-Ergebnisse, man fährt mit der CR Achterbahn. In 2013 wies man auskömmliche 98,94 Prozent vor, in 2014 schlechte 109,00 Prozent. In 2015 dann durfte man sich über eine CR von 87,29 Prozent freuen. In 2016 stieg dann die Schaden-Kosten-Quote nach oben auf 109,16 Prozent. Letztjährig in 2017 lag man bei auskömmlichen 90,69 Prozent. Der Durchschnitt für die Jahre 2013 bis 2018 liegt nur knapp über der kritischen 100er-Marke und beträgt 100,06 Prozent.

Die HUK-Töchter: Zugleich bestes und schlechtestes Branchen-Ergebnis

HUK24: CR von 120,21 Prozent in 2018. Betrachtet man die Schaden-Kosten-Quoten der HUK, muss zunächst bedacht werden: Tochtergesellschaften unter dem Dach eines Versicherers weist der Branchenmonitor Rechtsschutz nach Rechtsform getrennt aus. Aus diesem Grund werden Ergebnisse der HUK-Gruppe nicht zusammengefasst, sondern die beiden Töchter HUK-Coburg-Rechtsschutz sowie HUK24 werden einzeln gewertet. Dieser Fakt ist nicht unwichtig: Die HUK-Coburg-Rechtsschutz nämlich führt, mit der besten CR aller Rechtsschutzversicherer, die Tabelle in 2018 an. Gute 89,91 Prozent kann die HUK-Coburg-Rechtsschutz in 2018 aufweisen, der Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2018 liegt bei auskömmlichen 95,41 Prozent.

Anders hingegen die zweite HUK-Tochter: Für die HUK24 ist der letzte und damit 25. Platz von 25 Versicherern in der CR-Tabelle nichts Neues. Denn auch 2017 landete man, mit einer CR von 119,62 Prozent, auf den letzten Platz. In 2015 musste man sogar eine schlechte CR von 130,05 Prozent vorzeigen und in 2016 sogar von 133,12 Prozent. Der CR-Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2018 liegt bei 125,34 Prozent – der schlechteste Durchschnittswert aller Versicherer für den Rechtsschutz-Zweig.

HUK24: Andere Zweige gleichen schlechte Rechtsschutz-Bilanz aus

Nicht unbedeutend in diesem Kontext ist jedoch, dass die HUK24 zwar die schlechteste Schaden-Kosten-Bilanz aller Versicherer im Zweig Rechtsschutz aufweist, dies jedoch nicht für das Gesamtgeschäft von HUK24 gilt. Denn bei guten 93,17 Prozent liegt die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote der HUK24 für die Jahre 2013 bis 2018 für das gesamte direkte Geschäft. Somit scheint der Versicherer zwar das schlechte Geschäftsergebnis im Rechtsschutz-Zweig schon fest einkalkulieren zu können, andere Geschäftszweite der HUK24 gleichen dies aber wieder aus.

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Hintergrund: Der „Branchenmonitor Rechtsschutzversicherung 2013-2018“ analysiert die Daten der 25 größten Rechtsschutz-Versicherer, welche 95 Prozent des Marktes ausmachen. Zusammen mit weiteren aktuellen Branchenmonitoren kann das Analyse-Instrument kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.

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