Kämpferische Worte ist man von Michael H. Heinz, Präsident des Vermittlerverbandes BVK, gewohnt: etwa im Rechtsstreit mit Check24. Doch am Freitag auf der Mitgliederversammlung des Verbandes griff er auch die Versicherungslobby ungewohnt scharf an und warf ihnen sogar Verrat an den Vermittlern vor. Das berichten übereinstimmend die Branchenmagazine Versicherungsjournal und Versicherungswirtschaft Heute.

Anzeige

“Die eigenen Vermittler verraten“

Michael H. Heinz, Präsident des Vermittlerverbandes BVK. Quelle: bvk.de Anlass für die Kritik ist die aktuell laufende Umsetzung der Versicherungsvertriebsrichtlinie IDD sowie die anstehende Evaluierung des Lebensversicherungsreformgesetzes (LVRG), welches im Januar 2015 wirksam wurde. Im Mai wurde dem Bundesfinanzministerium hierzu ein Bericht vorgelegt, der nun evaluiert werden soll (der Versicherungsbote berichtete).

Für die Vermittler bedeuten die Gesetze strengere regulatorische Vorschriften. Und sie müssen sogar einen Provisionsdeckel in der Lebensversicherung fürchten. 2,5 Prozent des Beitragsvolumens sollen Vermittler künftig maximal an Provision oder Courtage erhalten, so fordert die Finanzaufsicht BaFin. Weitere 1,5 Promille sind drin, wenn der Vermittler bestimmte Qualitätskriterien erfüllt. Ziel der Finanzaufsicht ist es, die Abschlusskosten im Sinne des Kunden deutlich zu senken.

"Vermittler haben ihre Hausaufgaben gemacht"

Hier sieht sich Michael H. Heinz „von Feinden umzingelt“, so zitiert ihn VWheute. Auch der GDV würde dazu beitragen, dass die Regulierung immer nur in eine Richtung gehe, etwa wenn hohe Kosten von LV-Policen beklagt werden: in jene des traditionellen Vertriebs. Die Vermittler hätten ihren Teil zu sinkenden Provisionskürzungen beigetragen, mehr gehe nicht.

“Die Vermittler haben ihre Hausaufgaben gemacht und erhebliche Einschnitte bei ihren Provisionen hingenommen”, sagte Heinz mit Blick auf das LVRG, in dessen Folge viele Versicherer ihre Abschlussvergütung gesenkt haben. So sanken die Provisionen, die Versicherer an Vermittler ausschütten, von 7,6 Milliarden Euro im Jahr 2014 auf 6,8 Milliarden Euro im Jahr 2017.

Auch die neuen Online-Angebote vieler Versicherer wertet Heinz kritisch und plädiert für einen fairen Wettbewerb zwischen stationär und Digitalvertrieb. Er findet klare Worte: Auch die Versicherer müssten sparen und etwa ihre Verwaltungskosten senken, statt die Daumenschrauben bei den Vermittlern immer enger zu ziehen. „Die Versicherer schrecken vor Verrat an den eigenen Vermittlern nicht zurück“, zitiert das „Versicherungsjournal“ den Verbandspräsidenten.

Anzeige

Gemeinsame Position zum LVRG angemahnt

Trotz der deutlichen Worte hofft Heinz weiterhin darauf, dass sich Vertrieb und Versicherer zusammenraufen und am Ende doch gemeinsam Position beziehen, berichtet das "Versicherungsjournal". Eine gemeinsame Position hinsichtlich der LVRG-Evaluierung habe auch GDV-Präsident Wolfgang Weiler angemahnt, der ebenfalls bei der Veranstaltung anwesend gewesen sei. Es helfe nicht, wenn einer mit dem Finger auf den anderen zeige, denn viele Politiker würden ohnehin die Branche als Ganzes sehen und nicht zwischen Vertrieb und Versicherern differenzieren.

Anzeige